Auf der Feinhefe
Auch nach dem Abzug verbleibt noch genug Hefe im Wein um ihn reduktiv und frisch zu halten (wie der Oenologe Volker Schneider in einer Publikation eindrucksvoll dargelegt hat). In diesem Stadium, auf der nur langsam zu Boden sinkenden „Feinhefe“, reift der Wein deutlich langsamer heran als während der Endgärung und kurz danach.
Viele Winzer sehen heutzutage in der Feinhefe eine Gefahr und Beeinträchtigung für den Weißwein. Trübe, qualitativ eher mäßige Weine werden gelegenlich mit dem Argument „na wenn er erst einmal klar ist, wird er schon gut werden“ schöngeredet. Dementsprechend wird die Reifephase auf der Feinhefe oft sehr kurz gehalten und die Weine schon wenige Tage oder Wochen nach dem (meist sehr frühen) Abziehen vom Geläger blank filtriert. Nicht selten landen diese Weine dann auch noch im Erntejahr in der Flasche.
Dabei legt eine gewisse Reifephase auf der Feinhefe den Grundstein für langlebigere Weine. Auch wenn es paradox klingen mag: Weine sehr jung in die Flasche kommen werden dort schneller alt, als Weine, die im Tank oder im Faß „altern“ dürfen, bevor sie abgefüllt werden.