Pedologische Sprachverwirrung (2)

Das Ausgangsmaterial

Vor allem wenn es sich um prägnante und kurze Begriffe handelt, wird das Ausgangsmaterial der Bodenbildung in der Weinbranche gerne verwendet, um den Boden, oder gar den Wein zu definieren.

Wer kennt sie nicht, die „Schieferböden“, „Lössböden“, „Kalkböden“ und (nicht nur verkürzt, sondern noch dazu ohne jeglichen geologischen Hintergrund) „Urgesteinsböden“?

Natürlich ist es enorm wichtig, woraus sich ein Boden entwickelt hat. Aber eine Bodenbeschreibung ohne eine Definition der näheren Umstände dieser Entwicklung und ohne genaue Darstellung des Endproduktes beleuchtet nur einen relativ kleinen Teil der für den Weinbau relevanten Aspekte und hat daher nur eine relativ geringe Aussagekraft.

Nährstoffe und pH-Wert

Ein Faktor den das Ausgangsmaterial der Bodenbildung festlegt, ist der pH-Wert des Bodens bzw. sein Kalkgehalt.

Kalzium ist selbst zwar auch ein (Neben)Nährstoff für die Pflanzen, wirklich interessant ist der Kalk aber vor allem deshalb, weil die (Haupt-)Nährstoffe und Spurenelemente je nachdem ob und wie sauer oder alkalisch ein Boden reagiert besser oder schlechter für die Pflanzen verfügbar sind.

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Zwischen Hoffnung und Ernüchterung

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr habe ich hier über einen neuen Hitzerekord berichtet. Und heute haben wir mit etwa 14°C nur gut ein Drittel des damaligen Rekordwertes erreicht. Vor ein paar Tagen hat sich das heurige Sommerwetter nämlich umgestellt: Von feucht-warm auf naßkalt und windig. Zyniker würden angesichts dieser Entwicklung wohl verkünden, … Weiterlesen

Pedologische Sprachverwirrung (1)

In den letzten Tagen habe ich mich etwas intensiver mit den Böden unserer Weingärten beschäftigt, da wir im Rahmen des kontrollierten integrierten Weinbaues verpflichtet sind, regelmäßig Bodenproben zu ziehen und diese analysieren zu lassen.

Diese Arbeit möchte ich zum Anlaß nehmen, die bodenkundliche Sprachverwirrung, die bei den allermeisten Weinfreaks, Weinjournalisten und auch Weinbauern herrscht, aufzuzeigen.

Der Boden als populärwissenschaftliche Marketingbotschaft

Wer heutzutage nicht mit Urgesteins-, Schiefer oder Lössböden aufwarten kann, und wer nicht zumindest jedem zweiten Wein eine ausgeprägte (und natürlich vom Boden stammende) Mineralität attestiert, ist hoffnungslos out.

Kein Wunder, denn während der auch schon längst bis zur Unkenntlichkeit abgedroschene Begriff „Terroir“ ziemlich vage daherkommt, scheint der Boden (und sein Einfluß auf den Wein) für die allermeisten Weinfreaks auf den ersten Blick sehr klar definiert.

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Wein(blog)rallye: Vor- und Rückschau

Vor einigen Tagen fand die 13. Etappe der Wein(blog)rallye statt. Mario Scheuermann gab via Planet Bordeaux das Thema vor: Weine aus zumindest drei der fünf klassischen Bordeaux-Sorten, die nicht aus Bordeaux stammen. Aus Zeit- und Weinmangel mußte ich diesmal passen, aber hier gibt es eine Zusammenfassung und Verlinkung aller Beiträge. Die 14. Etappe wird vom … Weiterlesen

Im Fernsehen

Jeden Donnerstag sendet der ORF in der Vorabendsendung „Sommerzeit“ (respektive Frühlings-, Herbst oder Winterzeit) einen Beitrag über Wein. Übermorgen geht es nach den Wünschen des zuständigen Redakteurs um vorbeugende und ergänzende Maßnahmen und Technologien im Bereich des Pflanzenschutzes. Und weil man mit Wein-Vortragenden bereits gute Erfahrungen gemacht hat, wurde ich gebeten, dieses nicht ganz einfache … Weiterlesen

Weinbauzeitgeschichte einmal anders

Weißburgunder-Junganlage 2003

Der Weinbau im Burgenland hat sich in den letzten 40 Jahren dramatisch verändert, und dieser Wandel läßt sich an vielerlei Dingen ablesen.

Die Rotweinqualität und -stilistik hat sich dramatisch verbessert und/oder verändert und auch die Weißweine schmecken heute deutlich anders, als vor ein, zwei oder drei Jahrzehnten. Aussehen, Ausrüstung und Größe der Keller sind ebenso modernisiert wie Etiketten und Vermarktung. Und im Weingarten werden heute andere Erziehungsformen und Pflanzabstände favorisiert, und natürlich zum Teil auch andere Rebsorten.

Weil ein Weingartenleben meist länger währt, als eine Modewelle, ist es natürlich nicht zielführend, bei der Auspflanzung von Weingärten ausschließlich auf Modesorten zu setzen. Neue Trends vollständig zu ignorieren kann aber auch gefährlich sein, nicht zuletzt deshalb, weil sich im vorhinein kaum beurteilen läßt, ob eine Mode von heute nicht zum Grundstein der Tradition von morgen wird.

Boden und Klima machen es im Burgenland möglich, eine breite Palette von Weinsorten und -stilen zu keltern, und die durch die Erbteilung bedingten kleinstrukturierten Parzellen führt dazu, dass in mittleren und größeren Betrieben beinahe jährlich Neuauspflanzungen stattfinden.

Dazu kommt, dass sich in unserer Region historisch bedingt (armes, kleinstrukturiertes Grenzland, dessen Entwicklung immer wieder von kriegerischen Ereignissen zurückgeworfen wurde,…) kein auch nur halbwegs kontinuierlicher Weinstil über einen längeren Zeitraum entwickeln konnte (Süßweine ansatzweise ausgenommen) und die Auspflanzungen deshalb wahrscheinlich stärker als in anderen Gebieten die Entwicklungen des Weinmarktes widerspiegeln.

Die Aufstellung der in unserem Weingut in den letzten 40 Jahren ausgepflanzten Sorten ist also auch eine Möglichkeit, die Weinbauzeitgeschichte zu dokumentieren (auch wenn die ersten Jahre nicht ganz vollständig sind und ich die sehr unterschiedlichen Flächenausmaße zwischen 400 und 8000 Quadratmetern pro Sorte bzw. Parzelle weggelassen habe).

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Warnschüsse

2008 ist (bisher) ein Jahr zwischen Hoffen und Bangen. Auf der einen Seite stimmen der frühe Blütebeginn und die ungewöhnlich gute Wasserversorgung durchaus positiv, auf der anderen Seite erinnert uns die Natur aber gerade heuer immer wieder daran, wer im Weingarten letztlich den Ton angibt.

Zum Glück haben uns bisher nur relativ harmlose Warnschüsse erreicht, während viele Kollegen mit ernsten Problemen zu kämpfen haben.

Schwere Gewitter, Hagel…

Die Hagelversicherung meldet österreichweit Rekordschäden, und auch in unserer Umgebung gab es in den letzten Wochen schlimme Hagelschläge. Gut 20 Kilometer südlich ist das Mittelburgenland stark betroffen, 15 Kilometer im Nordwesten wurden Eisenstadt und St. Georgen mit ihren Weingärten heimgesucht, am Nordufer des Neusiedlersees soll es in Jois schwere Schäden geben und auch aus Gols und Frauenkirchen nordöstlich des Sees hört man nichts Gutes.

Bei uns in Mörbisch fielen bei all den vielen Gewittern der letzten Wochen zum Glück nur ganz ganz vereinzelt ein paar Hagelkörner, deren Auswirkungen man an einigen wenigen angeschlagenen Beeren sehen kann.

Und auch von ernsthaften Erosionsschäden wie im Vorjahr sind wir (nicht zuletzt wegen einer an die Witterung angepaßten Bodenpflege) bislang verschont geblieben.

…und Pilzkrankheiten

Wie Anfang Juni (!) hier bereits befürchtet, bereiten uns uns bei dem feucht-warmen Wetter auch die Pilzkrankheiten einige Sorgen. Durch eine sorgfältige Laubarbeit ist es uns aber bisher gelungen, unsere Trauben auch ohne erhöhten Pflanzenschutzaufwand weitestgehend gesund zu halten.

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Angenehme Abwechslung im Keller

Foto: steve.haider.com Während der Arbeitsspitzen im Weingarten zwischen Mai und Juli beschränken sich die Tätigkeiten im Keller so weit wie möglich auf die laufende Pflege und Verkostung der noch nicht abgefüllten Weine. Ein ganzer Arbeitstag im Keller wie heute ist da eine willkommene Abwechslung, nicht nur der angenehm kühlen Kellertemperatur wegen. Nach logistischen Vorarbeiten am … Weiterlesen

Das Gespür für den richtigen Zeitpunkt

In niederschlagsreichen Zeiten wie diesen ist der Umgang mit dem Boden besonders wichtig. Welche Belastung kann man ihm wann zumuten? Und wann ist er für eine Bearbeitung noch zu feucht oder schon zu trocken?

Möglicherweise gibt es auch schon technische Hilfsmittel, die bei der Beantwortung dieser Fragen helfen, wirklich ausschlaggebend ist aber trotzdem letztlich einzig und allein das Gefühl des (Wein)Bauern.

Er verknüpft sein Wissen über den bisherigen Niederschlagsverlauf des Jahres mit der aktuellen Regenmenge, berücksichtigt die Auswirkungen von Wind und Sonne auf den Verdunstungsgrad und legt das auf die zum Teil extrem unterschiedlich reagierenden Bodenarten um. Selbstverständlich bedenkt er dabei auch, ob und wann der Boden zuletzt bearbeitet wurde, oder ob und wie er begrünt ist.

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