Zwischen Hoffnung und Ernüchterung

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr habe ich hier über einen neuen Hitzerekord berichtet. Und heute haben wir mit etwa 14°C nur gut ein Drittel des damaligen Rekordwertes erreicht. Vor ein paar Tagen hat sich das heurige Sommerwetter nämlich umgestellt: Von feucht-warm auf naßkalt und windig.

Zyniker würden angesichts dieser Entwicklung wohl verkünden, dass wir bei diesen Temperaturen wenigstens die heuer allgegenwärtige Peronospora nicht zu füchten brauchen, weil es zwar feucht genug, aber zu kalt für die Keimung der Pilzsporen ist.

Tatsächlich aber kehrt nach meiner bisherigen Euphorie über den Jahrgang mit jedem Regen – und das bedeutet heuer mit fast jedem Tag – etwas mehr Ernüchterung ein.

Noch haben die Reben einen deutlichen Vegetationsvorsprung, und wir sind was Blüte und Umfärbebeginn beim Zweigelt (am 16. Juli) betrifft auf dem Kurs des sehr guten Jahrgangs 2002. Eine kältebedingt verlangsamte Reife wäre also kein all zu großes Problem, wenn man bedenkt, dass wir 2002 am 10. September mit der Ernte begonnen haben.

Eine gute Wasserversorgung führt meist auch zu extrakt- und säurereicheren Weinen (was in unserer Region meist einen Vorteil darstellt) und tut natürlich auch dem Wasserstand des Neusiedlersees gut.

Mit jedem Tag, an dem es regnet oder der nicht zu einem merkbaren Abtrocknen von Blättern, Trauben und Boden führt, steigt aber auch das Risiko von Botrytis. Bereits jetzt finden sich neben den beiden Mehltauarten Oidium und Peronospora auch vereinzelt Trauben mit Sauerfäule, und je reifer die Trauben werden, umso fäulnisempfindlicher werden sie.

Einzelne Botrytisnester sind zwar noch kein Beinbruch und lassen sich beim Ausdünnen des Traubenbehanges bzw. später bei der Lese relativ gut aussortieren.

Die um diese Jahreszeit eher ungewöhnlichen Fäulnisansätze können aber die in der Region rund um den Neusiedlersee fast jedes Jahr auftretende Botrytisentwicklung im September enorm beschleunigen und ein Vorziehen der Lese und/oder eine mühevolle Sortierarbeit bei der Ernte (samt Mengen- und/oder Qualitätsverlusten) erforderlich machen.

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