Erst verschmäht, jetzt heiß begehrt

Manche Seitentriebe der Reben bilden im Sommer, lange nach der Blüte der „richtigen“ Trauben, kleine Träubchen aus, die sogenannten Geiz(trieb)trauben. Weil diese aber einen deutlichen Entwicklungsrückstand haben, werden sie bei der Handlese normalerweise nicht geerntet, sondern bleiben an den Reben hängen. Bis in den Winter hinein sind sie verschiedenen Vogelarten eine willkommene Bereicherung ihres Speiseplanes. Und … Weiterlesen

Lückenschluß

Die im ungarischen Teil der Doppelmonarchie praktizierte Erbteilung und das starke Bevölkerungswachstum in Mörbisch Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts haben zu sehr zersplitterten Besitzverhältnissen in unseren Rieden geführt.

Über Generationen hat nämlich im Gegensatz zu anderen Regionen nicht nur der älteste Sohn den Grundbesitz geerbt, sondern alle Geschwister. Und damit auch wirklich fair geteilt wurde, erhielt jedes Kind einen gleich großen Teil von jedem Grundstück.

Als meine Eltern die Weingärten von ihren Eltern übernommen haben, waren es am Ende dieser Entwicklung rund 60 Parzellen, was bei knapp 10 Hektar Gesamtfläche im Durchschnitt nur etwa 1600 m2 pro Weingarten entspricht.

Für Mörbischer Verhältnisse war das sogar noch relativ viel, weil es vor allem unter den Vorfahren meiner Mutter durch eine Ansammlung von (für sich allein in dieser Zeit nicht seltenen) tragischen Ereignissen in mehreren Generationen nur eine Erbin gab.

Seit mittlerweile fast 40 Jahren bemüht sich mein Vater, die Struktur unserer Rebflächen zu verbessern weil die Kleinheit der Parzellen ihre Bewirtschaftung ziemlich erschwert. Dabei war nicht jeder Versuch erfolgreich, aber immerhin verteilen sich unsere 10 Hektar heute nur noch auf knapp 30 Weingärten und der Anteil der besten Lagen ist wesentlich gestiegen.

Der Großteil dieser Umstrukturierung erfolgte kapitalsparend in Form von Tauschgeschäften. Um aber auf diesem Weg eine Nachbarparzelle erwerben zu können, mußte mein Vater deren Besitzer natürlich auch einen Vorteil bieten. Also z.B. ein größeres Grundstück, einen wertvolleren Rebbestand, eine bessere Lage oder über Zwischengeschäfte ein Parzelle neben seiner eigenen.

Wie fast jedes Jahr ist ihm in den letzten Tagen auch heuer wieder eine derartige Transaktion geglückt. Beim aktuellen Grundstückstausch handelt es sich sogar um einen regelrechten Lückenschluß.

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Blindverkoster sind auch nur Menschen (8)

Auch die geübtesten (Blind-)Verkoster sind nur Menschen. Und den besten von ihnen ist immer bewußt, dass irren zum Menschsein dazugehört und es in (Wein-)Geschmacksfragen niemals eine richtige, eine alleingültige Meinung geben kann. Verkostungserlebnisse, die mich daran erinnern, zählen deshalb zu meinen wichtigsten Erfahrungen: Um Haus und Hof Als Winzer hat man natürlich eine ganz besondere … Weiterlesen

Trübe Ansichten

Noch ist der neue Jahrgang keine drei Monate alt, aber schon vor Wochen hat der Reinlichkeitsfimmel wieder einmal weite Teile der Weinbauernschaft erfaßt. Landauf landab summen die Kieselgur- und sonstigen Filter auf Hochtouren, um auch das letzte Trubteilchen aus dem Jungwein zu holen und ihn auf Hochglanz zu bringen. Waren die Hefezellen während der Fermentation … Weiterlesen

Fehler behoben

Wie hier bereits berichtet, haben sich in unsere Junganlage am Goldberg zahlreiche Kuckucksreben eingeschlichen. Durch einen Fehler bei der Pflanzung waren einige Chardonnay-Reben in den Muskat-Reihen gelandet, und vermutlich wegen einer Verwechslung beim Veredeln entpuppten sich zahlreiche Muskat-Reben als Gutedel. Während des Sommers haben wir bei jedem Bearbeitungsdurchgang auch darauf geachtet, und die falschen Stöcke markiert. … Weiterlesen

Erste Annäherung

Heute habe ich mir zum ersten Mal konkrete Gedanken über die Zusammenstellung der gehaltvolleren Rotweine des Jahrgangs 2008 gemacht. Während die leichteren Vertreter von Zweigelt und Blaufränkisch bereits seit dem Sommer in der Flasche sind, reifen die besten Chargen der bodenständigen Sorten und der Cabernet Sauvignon nämlich nach wie vor in den Fässern. In den … Weiterlesen

Aus dem Archiv: Was macht der Kellermeister nach der Lese?

Wie in den letzten Wochen ausführlich dargestellt, sind die ersten Stunden und Tage im Weinkeller die allerwichtigsten für die spätere Qalität eines Weines. Was während der Lesezeit verabsäumt wird, läßt sich nie mehr (ganz) nachholen. Sind die Weichen bis zur Gärung hingegen richtig gestellt, entwickeln sich die meisten Weine weitgehend von selbst so, wie sie … Weiterlesen

Dominanter Traminer

Foto: ÖWM / Lukan

Nachdem unsere „Süße Auslese“ aus dem Jahrgang 2006 zur Neige geht, war klar, dass wir bei der heurigen Ernte einen Nachfolger anstreben werden.

Wie schon 2006 haben wir schließlich beim Traminer und einem Weißburgunder-Weingarten auf die Überreife spekuliert. Der Traminer, der sich sehr gut für solche Prädikatsweine eignet, hätte nämlich besonders heuer für sich allein eine zu geringe Menge erbracht.

Außerdem ist es bei dieser dickschaligen Sorte nicht immer leicht, die für einen hohen Zuckergehalt notwendige Schrumpfung mit oder ohne Edelfäule zu erhalten. Beim dünnschaligen Weißburgunder ist die Überreife zwar auch nicht garantiert, die Chancen stehen aber erfahrungsgemäß deutlich besser.

Auch heuer ging unsere Rechnung aber am Ende bei beiden Sorten auf. Der Traminer erreichte dank extremer Traubenreife ohne Edelfäule und Schrumpfung 22,5°KMW und der Weißburgunder mit deutlichem Edelfäulebefall fast 24°KMW. Damit haben wir die Mindestgradation für Auslese von 21°KMW wie erhofft deutlich überschritten.

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Von der Traube zum Weißwein, Teil 11

Weißwein in Barriques

Während sich Gärung und Ausbau von Weißweinen in Edelstahltanks und traditionellen (eher größeren) Holzfässern nur im Detail unterscheiden, läuft die Vinifikation von Weißen in Barriques deutlich anders ab.

Voraussetzung für hochwertige „Barrique-Weine“ sind besonders reife Trauben, die genügend eigenen Charakter mitbringen, um dem massiven Einfluß des Holzes etwas entgegensetzen zu können.

Traubenverarbeitung, Pressung und das Entschleimen laufen ähnlich ab, wie beim „normalen“ Ausbau. Wo es bei den einzelnen Maßnahmen aber die Wahl zwischen Feinheit und Eleganz auf der einen Seite und Kraft und Ausdrucksstärke auf der anderen gibt, wird man bei einem beabsichtigten Barrique-Ausbau aber tendenziell eher letzteres anstreben.

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Bundesweintaufe und Bacchuspreisverleihung

Vorgestern war ich bei der Bundesweintaufe und der Verleihung der Bacchuspreise 2009 im niederösterreichischen Langenlois. Mit dieser Veranstaltung feiert das offizielle Wein-Österreich traditionell einmal im Jahr sich selbst und den neuen Jahrgang. Auch wenn mir solche Events grundsätzlich nicht besonders zusagen, muß ich nach meiner ersten Teilnahme an der Weintaufe anerkennen, dass es sich dabei … Weiterlesen

(Noch?) nicht ganz den Erwartungen entsprechend

Wie hier anläßlich seiner Pressung vor 10 Tagen berichtet, hat unser zuletzt gelesener Blaufränkisch den biologischen Säureabbau bereits spontan auf der Maische absolviert. Mittlerweile sind auch die wenigen Gramm Restzucker planmäßig vergoren, die bei der Pressung meist aus den Schalen in den bereits durchgegorenen Saft gelangen. Deshalb habe ich am vergangenen Samstag die Jungweinschwefelung durchgeführt, … Weiterlesen

Denkwürdige Jahrgänge: 1992

Der Jahrgang 1992 ist sehr einfach zu beschreiben: Der Sommer war heiß und trocken, sehr sehr trocken. Von Anfang Juli an fiel bis Mitte oder Ende August kein nennenswerter Regen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir Woche für Woche auf eine Schlechtwetterfront gehofft haben, um dann immer wieder zu erleben, dass sich diese Westfronten in den Alpen abregnen und gar nicht bis ins Burgenland durchdringen.

Nun sind trockene Jahre an sich zwar nichts Ungewöhnliches in der pannonischen Klimazone. Es gab sie vor 1992 ebenso (z.B. 1983), wie danach (z.B. 1994, 2000 und 2003), und manche davon waren sogar noch heißer und/oder trockener.

Trotzdem war 1992 ein besonderes Hitzejahr. Es war nämlich das erste in der „modernen“ Weißweinära, die mehr Wert auf Fruchtigkeit, Säurestruktur und Eleganz und weniger auf Überreife, Üppigkeit und deutlichen Restzuckergehalt legt.

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