Auch die geübtesten (Blind-)Verkoster sind nur Menschen. Und den besten von ihnen ist immer bewußt, dass irren zum Menschsein dazugehört und es in (Wein-)Geschmacksfragen niemals eine richtige, eine alleingültige Meinung geben kann.
Verkostungserlebnisse, die mich daran erinnern, zählen deshalb zu meinen wichtigsten Erfahrungen:
Um Haus und Hof
Als Winzer hat man natürlich eine ganz besondere Beziehung zu seinen Weinen. Während ihrer Jugend verkostet man sie fast täglich, um all ihre Facetten kennenzulernen. Deshalb ist es auch nicht ungewöhnlich, dass man sie in Blindproben wiedererkennt.
Der Mörbischer Weinbauverein veranstaltet seit vielen Jahren Jungweinproben, bei denen die Weine des neuen Jahrgangs im Kollegenkreis blind verkostet werden. In diesem Kontext kann man nicht nur die konkrete Qualität der eigenen Weine besser einschätzen, sondern lernt mit der Zeit auch die eigene Handschrift im Vergleich zu den stilistischen Vorlieben der Kollegen kennen.
Trotzdem sollte man auch bei solchen Blindverkostungen niemals Haus und Hof verwetten wie das mein Vater vor Jahren spaßhalber getan hat. Er wollte damit ausdrücken, wie sehr er davon überzeugt war, einen unserer Weine identifiziert zu haben. Und hätte damals prompt unseren Grenzhof verloren…