Der Jahrgang 2011

 

Foto: steve.haider.com

Nach dem ohrenbetäubenden Schweigen zum 2010er wird der der Weinjahrgang 2011 allerorten um so mehr über den grünen Klee gelobt. Immer wieder ist von einem großen Jahrgang die Rede, einem der allerbesten der letzten drei Jahrzehnte.

Der frühe Vegetationsbeginn, ein sonniger und niederschlagsarmer Spätsommer und Herbst sowie die deshalb besonders gesunden und sehr reifen Trauben seien dafür verantwortlich, heißt es oft.

Deutlich seltener ist hingegen von den in vielen Betrieben außergewöhnlich hohen Alkoholwerten die Rede (über die ich hier bereits im Oktober berichtet habe), und den zum Teil sehr niedrigen Säurewerten (die naturgemäß vorwiegend ein Weißweinproblem darstellen).

Wenn man also schon Pauschalurteile fällen möchte, dann würde ich den heurigen Jahrgang beim Weißwein als ähnlich schwierig (wenn auch aus ganz anderen Gründen) wie seinen Vorgänger bewerten, mit schönen Lichblicken aber auch gar nicht so wenig Schatten.

Die roten 2011er sind hingegen zweifellos höher einzustufen. Der niedrigere Säuregehalt ist ihrer Harmonie nicht so schnell abträglich, und ihre Qualität ist noch viel stärker von gesundem Traubenmaterial mit höchstmöglicher Reife abhängig.

Worin aber ihre Einzigartigkeit im Vergleich zu den anderen sehr guten Rotweinjahrgängen der letzten zehn Jahre (also v.a. 2009, 2006, 2004, 2003, 2002 und 2000) liegen soll, will sich mir dennoch nicht ganz erschließen.

Ganz sicher kein außergewöhnlicher Jahrgang ist der 2011er hingegen bei den höhergradigen Prädikatsweinen. Trotz langer Warterei gab es kaum Edelfäule, die die Zuckergradationen nach oben treiben hätte können. Auch die Hoffnung auf Eiswein wurde (zumindest bis jetzt, angesichts des Datums und der Wetterprognose aber wahrscheinlich sogar endgültig) nicht erfüllt.

Eine etwas detailiertere Jahrgangseinschätzung sieht für unseren Keller derzeit folgendermaßen aus:

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In Schwung

Anders als bei den „normalen“ Weinen der Haupternte hat es bei unserer süßen Auslese eineinhalb Wochen von der Lese an gedauert, bis die Gärung dieser Tage richtig in Schwung gekommen ist. Das allerdings auch erst, seit ich mit einem Mostwärmer nachgeholfen und die Temperatur des Mostes auf einen hefeverträglicheren Wert gebracht habe. Obwohl es gar nicht … Weiterlesen

Geschafft

Nach langem Warten haben wir gestern und heute unsere letzten Trauben geerntet. Und ganz traditionsgemäß wurde dabei der allerletzte Wagen auch mit einem Buschen aus Rebtrieben gekennzeichnet (wie auf dem Foto aus einem der Vorjahre). Auch wenn wir trotz der Warterei unsere Idealmarke von gut 23°KMW nicht ganz erreicht haben, bin ich mit dem Ergebnis durchaus … Weiterlesen

Weiterwarten

Obwohl zahlreiche Beeren mittlerweile sehr dünnhäutig geworden sind, heißt es für unsere süße Auslese weiter warten. Abgesehen von den letzten beiden Tagen haben wir und unsere Trauben seit Wochen dank des beständigen und für unsere tief gelegene Region typischen Hochnebels keine Sonne gesehen. Das ist zwar gut für die Auflösung der Beerenhaut und die Edelfäuleinfektion, … Weiterlesen

Dünnhäutig

Noch sehen die Trauben, auf die wir heuer unsere Süßweinhoffnungen setzen nicht so aus, wie der Neuburger 2008 auf dem Foto, aber seit ein paar Tagen merkt man doch, dass sich etwas tut. Vor allem beim Weißburgunder hat die knackig-feste Schale kleine braune Flecken bekommen, und wenn man die Beeren zusammendrückt, platzt ihre Haut an … Weiterlesen

Warten

Während im Keller alle Weißweine mittlerweile durchgegoren sind, und die ersten Roten schon den biologischen Säureabbau hinter sich haben, warten draußen immer noch zwei Weingärten darauf gelesen zu werden. Wie hier berichtet streben wir beim Traminer und einer Weißburgunder-Lage eine Auslese an, die ohne nennenswerten Edelfäulebefall nicht zu erreichen ist. Die letzten Tage haben zwar … Weiterlesen

Bomben und Granaten

Bomben und Granaten

Ein Wetterverlauf wie im heurigen Spätsommer bietet durchaus die Gelegenheit, sehr gute Weine zu keltern. Noch viel mehr allerdings macht er es möglich, Alkoholbomben und Üppigkeitsgranaten in Faß und Flasche zu bringen.

Die frühe Blüte und der Vegetationsvorsprung der Reben haben heuer eine (in Relation zur Traubenreife) späte Ernte ohne all zu großes Risiko erlaubt. Das ab Mitte August bis Ende September anhaltende (Hoch-)Sommerwetter trieb die Zuckergradationen nach oben. Und die warmen Nächte in Verbindung mit der nicht übermäßigen Wasserversorgung der Reben die Säurewerte nach unten.

Dieses Phänomen ist natürlich nicht neu, sondern in unserer Klimazone immer wieder mehr oder weniger ausgeprägt zu beobachten: 2009, 2007, 2003, 2000, 1997, 1994, 1992, 1990, 1983,…

Was sich allerdings ändert, ist der weinmodische Kontext, in dem diese Jahrgänge stehen.

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Immer was zu tun

Obwohl wir nach den letzten Blaufränkisch-Trauben die Lese am Montag bis auf weiteres eingestellt haben, gibt es im Keller jeden Tag etwas zu tun. So müssen unter anderem fünf verschiedene auf der Maische gärende Rotwein-Chargen jeweils dreimal täglich mittels Rundpumpen des Saftes durchmischt und dabei auch belüftet werden. Außerdem gilt es die gärenden Weißweine zu kontrollieren … Weiterlesen

Vernetzt

Schon vor der Lese der letzten Blaufränkisch-Trauben am Montag haben wir unsere letzten beiden Weingärten mit Vogelschutznetzen vor den nach der Hauptlese immer gefährlicher werdenden Staren geschützt. Vom Weißburgunder-Weingarten, der oben zu sehen ist, und vom Traminer hätten wir nämlich gerne eine schöne Auslese mit etwa 23°KMW. Und weil sich schon vergangene Woche abgezeichnet hat, … Weiterlesen

Reif, unreif, überreif?

Blaufränkisch

In frühen und heißen Jahren wie heuer ist es nicht immer einfach, den optimalen Lesezeitpunkt zu finden.

Manchmal wird mit Blick auf den Kalender zu lange zugewartet, weil es noch „zu früh“, und die Wettervorhersage günstig ist. Nicht selten wird aber auch zu früh gelesen, weil die Zuckergradationen bereits sehr hoch und die Säurewerte auf dem Weg in den Keller sind.

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Zwischenstand

Überfluten der gärenden Rotweinmaische

Am Ende der zweiten Lesewoche präsentiert sich die Lage folgendermaßen:

Der erstgelesene Muskat Ottonel von voriger Woche ist (nicht nur aber auch wegen des schnellen Gärstarts aufgrund der hohen Temperaturen) ebenso in der Endphase der Gärung, wie die (rotweingärtemperaturbedingt schneller gärenden) Zweigeltchargen vom Dienstag und Mittwoch dieser Woche. Beide Sorten sind angesichts der Traubenqualität und der bereits möglichen ersten Verkostung sehr vielversprechend.

Der Grüne Veltliner (gradations- und säuremäßig auf perfektem Niveau für einen leichten, erfrischenden Weintypus) wurde Ende der vorigen Woche komplett geerntet und heute kam auch die letzte Charge vom Welschriesling (schon eine Spur zu hoch in der Gradation bei noch akzeptabler Säure) nach Hause.

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Nebenbeschäftigungen

Die Weinlese bringt zwar einiges an Anstrengungen mit sich, bei einer guten Organisation der Abläufe hält sich der Streß aber in durchaus verträglichen Grenzen. Schwierig wird es meist nur dann, wenn diverse „Nebenbeschäftigungen“ die Ernteroutine beeinträchtigen. Und weil das Leben während der Weinlese natürlich keine Pause einlegt, bleiben diese nie aus. Morgen Donnerstag gilt es … Weiterlesen

Entwarnung

Pinot-Trauben

Schon vor dem Beginn der Haupternte wurde da und dort in der Branche die Jahrgangsdevise von einem sehr niedrigen Säuregehalt ausgegeben. Und wer ein wenig Ahnung von den Vorgängen in den Weintrauben während der Reife hat (oder diese hier nachliest) weiß, dass diese Befürchtung angesichts der ungewöhnlich warmen Reifephase durchaus nachvollziehbar ist.

Trotzdem kann ich diesbezüglich zumindest für unsere Weingärten vorsichtige Entwarnung geben, nachdem wir mittlerweile nicht nur Muskat Ottonel (der immer wenig Säure hat und deshalb nicht wirklich repräsentativ ist), sondern auch schon den gesamten Grünen Veltliner und einen Teil von Chardonnay und Zweigelt im Keller haben.

Der Säuregehalt von Pinot blanc und Chardonnay war bei der gestrigen Reifeanalyse sogar so unerwartet hoch, dass ich mir zuerst nicht sicher war, ob ich mich darüber freuen, oder die Säure als Zeichen der Unreife werten soll.

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Erschöpft, aber zufrieden

Nach einem kühlen Zwischenspiel mit Regen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat die erste Lesewoche heute so heiß geendet, wie sie begonnen hat. Die hohen Temperaturen über 25°C sind sowohl für die Lesehelfer als auch für den Kellermeister eine besondere Herausforderung. Erstere werden bei der Ernte schneller müde, wenn es so warm ist. … Weiterlesen

Es geht los!

Lesevorbereitungen

Obwohl ich das große Saubermachen in Preßhaus und Keller gestern nicht ganz abschließen konnte, beginnen wir heute Dienstag mit der Weinlese. Da wir diese Woche ohnehin nur eine kleine Erntemannschaft sind, werde ich die restlichen Fässer und Tanks, die erst nächste Woche benötigt werden, nebenbei saubermachen.

Eigentlich hatten wir uns ja erst vor gut einer Woche nach diesen Reifeanalysen auf nächsten Montag als Erntebeginn festgelegt. Aber wer konnte ahnen, dass nach der für Ende August außergewöhnlich heißen Periode vom 18. bis zum 28. des Monats noch eine weitere Woche mit extrem hochsommerlichen Temperaturen folgen würde.

Da sich nicht alle Pläne innerhalb weniger Tage ändern lassen, besteht die einzige Möglichkeit für uns, darauf zu reagieren, in einer Lese des besonders frühreifen Muskat Ottonel mit kleiner Crew im Lauf dieser Woche. Der ist nämlich besonders gefährdet, in der Hitze seine ohnehin niedrige Säurestruktur einzubüßen.

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Der Engpaß geht zu Ende

Trauben

Für wirklich stichhaltige Aussagen ist es natürlich noch zu früh, aber schon jetzt zeichnet sich mit der Ernte 2011 ein Ende des österreichischen (Weiß-)Weinengpasses ab.

Nach einer unterduchschnittlichen Menge im Jahr 2009 und der Miniernte 2010 herrschte schon nach der Ernte Nervosität am Faßweinmarkt, und im Lauf dieses Jahres trafen verschiedene schlechte Nachrichten wegen der leeren Weißweinlager ein.

Prompt gab es Prognosen, die davon sprachen, dass ein Viertel der heurigen Ernte als Frühabfüllungen zur Abdeckung des Mangels von 2010 herangezogen werden müßte, und deshalb die Lage auf dem Weinmarkt selbst bei einer guten Ernte 2011 angspannt bleiben würde.

Betrachtet man die aktuelle Lage auf dem Traubenmarkt, scheint mir dieses Szenario wenig wahrscheinlich.

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Traubenreife aktuell

Pinot-Trauben

Die vergangene Woche mit einer für Ende August eher ungewöhnlichen Serie von Tageshöchsttemperaturen deutlich über 30 °C hat uns einen deutlichen Reifefortschritt beschert.

Für eine gute Entwicklung der Trauben müßte es zwar gar nicht so heiß sein, aber da wir die Traubenzone unserer Weingärten nicht oder (mit Ausnahme des Cabernet Sauvignon) nur auf der Schattenseite entblättert haben, befürchte ich keine Nachteile durch eine zu starke Besonnung der reifenden Trauben.

Die etwas stärkere Säureabnahme in den Trauben bei diesen Temperaturen sollte nach dem ansonsten (vor allem in den Nächten) eher moderaten und zuletzt auch ausreichend feuchten Sommer kein all zu großes Problem darstellen.

Und die Fäulnisgefahr nach dem ergiebigen Regen ist sogar merklich gesunken. Die vereinzelten Botrytisnester sind mittlerweile sauber und ohne Essigbakterieninfektionen eingetrocknet.

Nach den ersten Reifeanalysen vor einer Woche und den folgenden Werten von heute gehen wir im Moment von einem Lesebeginn am 12. September aus.

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Erste Anhaltspunkte

Mit der fortschreitenden Entwicklung der Trauben haben die zuständigen Stellen auch heuer wieder ihre Reifeanalysen aufgenommen. Die Weinbauschule Klosterneuburg hat damit bereits vergangene Woche begonnen und deshalb bereits das zweite Ergebnis, während das Bundesamt für Weinbau in Eisenstadt heute die ersten Daten veröffentlicht hat. Noch ist die Anzahl der Proben recht klein, aber wie nicht anders … Weiterlesen