Traubenreife aktuell

Pinot-Trauben

Die vergangene Woche mit einer für Ende August eher ungewöhnlichen Serie von Tageshöchsttemperaturen deutlich über 30 °C hat uns einen deutlichen Reifefortschritt beschert.

Für eine gute Entwicklung der Trauben müßte es zwar gar nicht so heiß sein, aber da wir die Traubenzone unserer Weingärten nicht oder (mit Ausnahme des Cabernet Sauvignon) nur auf der Schattenseite entblättert haben, befürchte ich keine Nachteile durch eine zu starke Besonnung der reifenden Trauben.

Die etwas stärkere Säureabnahme in den Trauben bei diesen Temperaturen sollte nach dem ansonsten (vor allem in den Nächten) eher moderaten und zuletzt auch ausreichend feuchten Sommer kein all zu großes Problem darstellen.

Und die Fäulnisgefahr nach dem ergiebigen Regen ist sogar merklich gesunken. Die vereinzelten Botrytisnester sind mittlerweile sauber und ohne Essigbakterieninfektionen eingetrocknet.

Nach den ersten Reifeanalysen vor einer Woche und den folgenden Werten von heute gehen wir im Moment von einem Lesebeginn am 12. September aus.

Welschriesling Ried Haidacker: +14° KMW

Beim Welschriesling setzt die Reife immer sehr spät ein, schreitet dann aber recht flott voran. Die Trauben sind recht gesund und gut entwickelt, der Behang ist durchschnittlich.

Grüner Veltliner Ried Birnheide: -15° KMW

In dieser etwas höher gelegenen, kühleren Lage steht eine eigene, nicht besonders homogene Selektion von Veltlinerreben. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Stöcken und den noch recht ungleich reifen Trauben macht eine Messung schwierig, aber in Relation zu den anderen Meßwerten ist der Zuckerwert durchaus plausibel.

Grüner Veltliner Ried Goldberg: +15° KMW

Aus diesem, hier sehr ausführlich beschriebenen Weingarten stammt meist unser Qualitätswein in der Bouteille. Der Vorsprung gegenüber der Birnheide erklärt sich durch die bessere Lage.

Muskat Ottonel Ried Goldberg: 15,5° KMW

Wie hier bereits vermutet, ist der Behang beim Muskat in unserer Junganlage am Goldberg (deren entstehen ich eine eigene Beitragskategorie gewidmet habe) sehr sehr gut. Trotzdem ist auch die Reife nicht schlecht, denn der Muskat Ottonel ist kein besonders guter Zuckerbildner.

Der gemessene Säurewert von 5,5 g/l bei einem pH-Wert von knapp 3,4 ist zwar plausibel, aber mit Vorsicht zu genießen. Die Blaulauge zur Säureanalyse steht schon recht lange bei mir herum und sollte erneuert werden.

Muskat Ottonel Ried Wieser: 15,5° KMW

Eigentlich müßte der Wert etwas höher sein, denn der Ertrag ist hier sicher geringer als am Goldberg, und die Lagen sind vergleichbar. Weil der Muskat fast immer am Beginn der Lese steht, werde ich der Sache in den nächsten Tagen noch einmal auf den Grund gehen und wir ziehen die Muskat-Ernte möglicherweise vor.

Muskat Ottonel Ried Hofwiesörter: 15° KMW

Diese Lage liegt am Fuß des Wieser in der Ebene zum Neusiedlersee. Die Messung diente in erster Linie zur Absicherung und Überprüfung der anderen beiden Muskat-Werte.

Pinot blanc Ried Haderwald: -16° KMW

Wie die Birnheide liegt auch diese „Waldacker“ genannte Lage etwas höher. Der Behang ist durchschnittlich, und obwohl botrytisanfällig sind die Trauben sehr gesund. Rein optisch hätte ich sie allerdings nicht so süß eingeschätzt.

Pinot blanc Ried Wieser: +17° KMW

Unser bester Weißburgunder-Weingarten ist da schon deutlich weiter. Hier sind zwar einzelne Botrytisnester zu finden, aber wenn sich die Sache nicht deutlich verschlechtert (was beim derzeitigen Wetterbericht nicht unmittelbar zu erwarten ist) stellen sie kein echtes Problem dar.

Zweigelt Ried Wieser: 17° KMW

Der Zweigelt steht rund hundert Meter vom Weißburgunder entfernt. Nach sorgfältigem Ausdünnen auf acht Trauben pro Stock präsentieren sich die Trauben sehr gesund und mit gutem Zuckergehalt. An geschmacklicher Reife fehlt es zwar noch, aber zwei, drei Wochen können da sehr viel ausmachen.

Anders als wahrscheinlich am Goldberg findet man in der Riede Wieser kaum welke Trauben. Erste Kontrollen lassen in unserem Zweigelt-Weingarten dort ähnliche Einbußen wie 2008 befürchten.

Chardonnay Ried Goldberg: 18° KMW

Unsere Junganlage am Goldberg ist neben Muskat Ottonel auch mit Chardonnay bestockt. Anders als man meinen könnte, ist die auffallend hohe Zuckergradation aber keine Besonderheit der der ersten Ernte in diesem Weingarten, denn auch unsere zweite, ältere Chardonnay-Anlage dürfte ähnlich liegen.

Der (mit vorsicht zu genießende, siehe oben) Säurewert liegt bei durchaus typischen 8,8 g/l bei einem pH-Wert von knapp 3,3. Die Trauben sind gesund, wirken optisch und geschmacklich schon recht reif und der Behang ist deutlich geringer als beim Muskat nebenan.

Klosterneuburger Mostwaage entspricht rund 1% Zucker oder etwa 5° Oechsle in der deutschen Skala.

16° KMW ergeben trockene Weißweine mit grob gerechnet 11% Alkohol, 18° KMW solche mit etwa 12,5 Prozent. Beim Rotwein ist die Alkoholausbeute wegen der unterschiedlichen Herstellungsweise niedriger.

Die Zuckerzunahme in einer Woche beträgt bei guter Wetterlage und mittlerem Reifegrad ganz grob gesprochen rund 1°KMW.

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