Der Wüde mit seina Maschin

Maschinelle Entlaubung

Das Entblättern der Traubenzone ist eine äußerst interessante Option auf dem Weg zu hochwertigen Trauben und ebensolchem Wein. Wie hier bereits ausführlich beschrieben, kann man damit nicht nur Einfluß auf den Reifeverlauf und verschiedene Traubeninhaltsstoffe nehmen, sondern auch Fäulnis vorbeugen.

Entfernt man die Blätter, die die Trauben beschatten jedoch zu radikal und/oder zum falschen Zeitpunkt, droht aber nicht nur Sonnenbrand (und damit ein Ertragsverlust), sondern vor allem bei den Weißweinsorten auch eine Verschlechterung der Weinqualität.

Die Beeren reagieren auf die intensive Bestrahlung nämlich mit der verstärkten Bildung von Tanninen (die in Weißweinen meist als unangenehm bitter empfunden werden), und die höhere Traubentemperatur zerstört Aromastoffe und läßt den Säuregehalt (der die meisten Weißwein angenehm erfrischend macht) während der Reife (zu) schnell absinken.

Um die Vorteile des Entblätterns nutzen zu können, ohne die Nachteile in Kauf nehmen zu müssen, führen wir diese Arbeit deshalb meist nur bei den Rotweinsorten durch, und selbst dort (zumindest zum jetzigen Zeitpunkt) nur auf der Schattenseite unserer fast ausschließlich in Ost-West-Richtung verlaufenden Rebzeilen.

Außerdem entblättern wir nach wenig zufriedenstellenden Versuchen mit Entlaubungsmaschinen nur von Hand. Das ist zwar langsamer und mühsamer, aber nur auf diese Weise kann man die inneren Blätter, die die Durchlüftung der Laubwand behindern entfernen, und die äußeren Blätter, die für ein wenig Schatten sorgen stehen lassen.

Trotzdem sind die Maschinen auch in unserer Region in den letzten Jahren sehr populär geworden. Und offenbar werden sie, wenn sie schon da sind, auch ohne all zu großes Nachdenken eingesetzt.

Auch während des ungünstigsten Entwicklungsstadiums der Trauben. In einer Hochsommerwoche mit Temperaturen an die oder sogar über 35°C. Bei Weißweinsorten. Auch auf der Sonnenseite der Rebzeilen.

Mir kam bei dem Anblick Helmut Qualtingers „Der Wüde mit seina Maschin“ in den Sinn. Der hat nämlich auch keine Ahnung, wo er hinfährt, aber dafür ist er schneller dort…

5 Gedanken zu „Der Wüde mit seina Maschin“

  1. Die Auffassungen wie weit entblättert wird,
    müssen doch auf dem Planet Wein recht unterschiedlich sein.
    Letztes Jahr war ich in Südtirol/Tramin im Urlaub, wo
    die Traubenzone komplett entblättert war. Alle Trauben
    haben völlig frei gehangen und waren komplett der Sonne ausgesetzt.
    Und das bei über 300 Sonnentagen in dieser Gegend.

    Viele Grüße aus dem sonnigen Fläming

  2. Hallo Thomas,

    das sind sie (die Auffassungen zum Entblättern) zweifellos. Nicht ganz unschuldig daran sind gewisse Modeströmungen, die es auch bei der Weingartenbewirtschaftung gibt, und die Tatsache, dass die heutige Wertschöpfung in Qualitätsweingärten solche Tätigkeiten überhaupt erst erlaubt. (Früher stellte sich die Frage oft nicht, weil keine Zeit bzw. keine freien Arbeitskapazitäten vorhanden waren).

    Auch bei uns findet man mitunter auf wenigen hundert Metern Wegstrecke von radikal nackten Trauben über verschiedene Abstufungen und Philosophien einer lockeren Traubenzone bis zum undurchdringlichen Dickicht alle Varianten.

    Grüße

    Bernhard

  3. Es ist eher die Frage zu welchem Zeitpunkt und welche Seite entblättert wird. Auf der Schattenseite ist eine stärkere Entblätterung meiner Meinung nach schon sinnvoll.

  4. Natürlich, Markus,

    deshalb steht das, wenn auch anders formuliert, auch in obigem Artikel bzw. Link.

    Unsere Rotweingärten sind seit zwei, drei Wochen auf der Schattenseite (aber eben nur dort) stark entblättert.

    Bei den Weißweinsorten haben wir in den allermeisten Weingärten nichts gemacht, aber eher aus Zeitgründen (und weil die Laubwand ohnehin relativ locker ist) als aus prinzipeller Ablehnung.

    Sollte es im August oder September wochenlang regnen (was ich natürlich nicht hoffe), könnte es gut sein, dass wir auch noch die Sonnenseite entlauben und die Traubenzone völlig freistellen.

    Beim Cabernet werden wir das wahrscheinlich unabhängig von der Wetterlage und nicht nur zur Fäulnisvorbeugung machen, sondern um die Traubentemperatur zu erhöhen und damit den Anteil an „grünen“ Aromen schneller zu reduzieren.

    Grüße

    Bernhard

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