Blaufränkisch-Schrecksekunde

Heute haben wir die mittlerweile vierte Lesewoche mit einem unserer beiden besten Blaufränkisch-Weingärten begonnen. Die letzte intensive Begutachtung der Trauben ist zwar schon einige Tage her, aber die geschmackliche und die Zuckerreife waren zu diesem Zeitpunkt bereits sehr vielversprechend.

Außerdem war anzunehmen, dass der (zu) hohe Säuregehalt seither ähnlich wie beim bereits gelesenen Chardonnay deutlich abgenommen hat. Ab Mitte der Woche droht zudem die nächste Schlechtwetterfront, und damit wir in der dafür anfälligen Lage Hader nicht wie im Vorjahr gefährlich in die Nähe der Überreife kommen, haben wir uns am Sonntag zur Lese entschlossen.

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Dicke Luft

Neben Alkohol und Wärme entsteht bei der alkoholischen Gärung auch jede Menge CO2 (vulgo „Kohlensäure“) als Nebenprodukt. Dieses „Gärgas“ ist zwar nicht giftig, kann aber trotzdem tödlich sein, weil es im Extremfall jeglichen Sauerstoff aus dem Keller verdrängt.

An und für sich ist unser Keller in dieser Hinsicht relativ unproblematisch. Er liegt zwar tatsächlich unter der Erde, was den „natülichen“ Abzug des CO2 verhindert, weil dieses schwerer ist, als Luft und sich am Boden sammelt.

Aber er hat ein großes Einfahrtstor mit einer Rampe, das normalerweise gemeinsam mit mehreren Lüftungsschächten und den ständig laufenden Ventilatoren für ein vertretbares Arbeitsklima sorgt.

Heuer stößt unsere Entlüftung aber an ihre Grenzen. Das kühle Wetter und die große Erntemannschaft in der vergangenen Woche haben dazu geführt, das anders als sonst beinahe alle Tanks und Fässer gleichzeitig gären. Und damit man sich einmal vorstellen kann, was sich dabei so tut, habe ich folgende Rechnung angestellt:

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Das Highlight des Jahrgangs?

Heute stand unser Chardonnay auf dem Programm, und die Trauben sind ein heißer Kandidat für den Titel „Highlight des Weinjahres“. Mit perfekter Ausreifung, (gerade) noch so gut wie botrytisfrei, mit 19,5°KMW und einer knackigen Säurestruktur lassen sie auf ein tolles Endprodukt hoffen, wenn es der Kellermeister nicht verbockt. Da muß sich morgen der (beste) Pinot … Weiterlesen

Alles im Keller

Noch sind nicht alle Trauben gelesen, aber der ungewöhnliche Verlauf der Lese und der Wettersturz von Sommer auf Winter hat dazu geführt, dass in unserem Keller im Moment alle Stadien der Weinwerdung nebeneinander zu finden sind. Bei den Weißweinen wartet der heute gelesene Grüne Veltliner auf das morgige Entschleimen. Außerdem gibt es jede Menge gärender … Weiterlesen

Olfaktorische Metamorphose

Für Menschen mit ausgeprägter olfaktorischer Wahrnehmung ist das Werden des Weines eine unglaublich spannende Metamorphose. Wie aus den Trauben mit ihren mehr oder weniger erkennbaren Aromen innerhalb von relativ kurzer Zeit „fertige“ Weine werden und welche Vielfalt an aromatischen Zwischenstadien es dabei gibt, läßt sich nicht in Worte fassen. Nur wer schon einmal den Geruch … Weiterlesen

Es geht (wieder) aufwärts

In den letzten Tagen mußte sich unser Refraktometer nicht sonderlich anstrengen. Nach dem bisherigen Höchstwert von 18,5°KMW bei einer Zweigelt-Charge lag der Zuckergehalt von Welschriesling und Grünem Veltliner aus den verschiedensten Rieden zwischen 15 und 17°KMW. Gerade richtig für leichte und erfrischende (Land)Weine mit einem Alkoholgehalt rund um 11 Prozent. Was jetzt noch draußen hängt, … Weiterlesen

Schlachtplan in der Spätschicht

Nach einer Pause von 20.00 bis 22.00 Uhr war ich bis eben noch einmal eineinhalb Stunden im Keller, um unter anderem der letzten Preßcharge Bentonit zuzugeben (welches morgen im Zuge des Entschleimens gleich wieder aus dem Most entfernt wird). Und während des zwanzigminütigen Umrührens habe ich versucht, einen Schlachtplan für den morgigen Vormittag auszutüfteln. All … Weiterlesen

Beinahe Halbzeit

Nach Muskat Ottonel und Zweigelt haben wir gestern und heute überwiegend Welschriesling für unseren Landwein und Grünen Veltliner für den Land- und den Qualitätwein geerntet. Ein Teil des Pinot blanc ist auch schon im Keller, und wenn ich richtig gerechnet habe, sind damit schon etwa 40 Prozent unserer Rebfläche gelesen. Die spannendsten Trauben sind aber … Weiterlesen

11.000 Kilo

Diese Woche haben wir aus verschiedenen Gründen ungewöhnlich viele Lesehelfer, die noch dazu (Danke!) auch besonders fleißig sind. Heute haben sie trotz zeitaufwendiger Selektion beim Zweigelt (und dank entsprechend sorgfältiger Weingarten(laub)arbeit seit dem Frühjahr) mehr als 11.000 kg Trauben von den Stöcken geschnitten. Das ist mehr als eine Tonne pro Kopf, rund 120 kg pro … Weiterlesen

Glück gehabt!

Das hätte wirklich böse enden können: Heute kam meinem Vater auf einem schmalen Güterweg bergab ein mehr oder weniger ungebremster, unkontrollierter großer Traktor samt Anhänger entgegen. Mein Vater hatte am Wegesrand an einer steilen Böschung angehalten, um das Gespann vorbeizulassen und war mehr als überrascht, dass der Lenker die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. Der … Weiterlesen

20 Grad in drei Tagen

Nein, nicht von den Zuckergraden der Trauben ist die Rede, und auch nicht von einer Zunahme. Sondern von einem Temperatursturz aus dem (Hoch)Sommer direkt in den (Früh)Winter. War es am Freitag noch sonnig bei knapp 29°C, weht seit Sonntag heftiger Wind, es nieselt und hat höchstens reale 9°C, windchill-gefühlte 0°C. Nach einer Regenpause am gestrigen … Weiterlesen

Weinrallye Nr. 15

Urlaubsweine Das Thema der 14. Wein(blog)rallye stammt von Gotorio. Leider paßt es (zumindest im Moment) für mich wie die Faust aufs Auge: Die Weinlesezeit ist für uns weder Urlaubszeit, noch erlaubt sie mir längere Berichte über Dinge abseits der Weinleseroutine. Und auch das aktuelle Wetter – 8°C und leichter Regen – läßt kaum Urlaubsstimmung und … Weiterlesen

Kirtag

Heute war Kirtag in Mörbisch. Nach dem Toleranzpatent Josefs des Zweiten im Jahr 1781, der Gründung einer offiziellen Kirchengemeinde nach über 100 Jahren Geheimprotestantismus zur Zeit der Gegenreformation und dem Bau einer Schule haben unsere Vorfahren vor 216 Jahren ein Bethaus errichtet, das später in mehreren Schritten vergrößert und mit einem Turm versehen wurde.

Auch wenn „nur“ rund zwei Drittel der Mörbischer Protestanten sind, wird der Kirtag von der gesamten Bevölkerung als eine Art Gemeindefeiertag begangen. Wirklich auffallend ist das weniger am eigentlichen Kirtag, der immer an dem Sonntag begangen wird, der dem 16. September am nächsten ist (glaube ich zumindest), als am darauffolgenden Montag.

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In Warteposition

Nach drei Tagen Muskat- (komplett) und Zweigelternte (teilweise) pausieren wir plangemäß bis zum Montag. Glaubt man dem Wetterbericht, der nicht nur einen Kaltlufteinbruch, sondern für Montag (und eventuell auch noch Dienstag) Regen prognostiziert, könnte unsere Hauptlese aber auch erst gegen Mitte der kommenden Woche starten. Bis dahin lauern unsere drei Gespanne in Warteposition: Ganz links … Weiterlesen

Wanderer kommst du vom Goldberg,…

…so sage du habest sie liegen gesehen, wie der Winzer es befahl. Wie hier schon kurz berichtet, war es in unserem Zweigelt-Weingarten am Goldberg notwendig, jede Menge welke, fäulnisbefallene und essigstichige Trauben auszusortieren, um am Ende zwar wenig, aber dafür durchaus vielversprechendes Material nach Hause bringen zu können. Nachdem wir beim Ausdünnen Ende Juli (hier … Weiterlesen

Muskat und Zweigelt

Die Muskat-Ernte ist weitgehend abgeschlossen, und heute Nachmittag haben wir auch schon die ersten Zweigelt-Trauben gelesen. Während das Ergebnis beim Muskat Ottonel sowohl qualitativ als auch quantitativ sehr zufriedenstellend ist, schaut es in unserem Zweigelt-Weingarten in der Riede Goldberg weniger rosig aus. Wie bereits Ende Juli befürchtet, weisen etliche Trauben botrytisbefallene Beeren auf, die ebenso … Weiterlesen

Die Weinlese 2008 hat begonnen!

Bei strahlend blauem Himmel, kühlen Morgen- und sommerlichen Tagestemperaturen haben wir heute mit der Weinlese begonnen. Wie meist steht zuerst der Muskat Ottonel auf dem Programm und möglicherweise starten wir auch noch diese Woche mit dem Zweigelt. Nächste Woche ist dann voraussichtlich die Haupternte mit dem Großteil des Zweigelt, den meisten Weißweinsorten und vielleicht gegen … Weiterlesen

Es wird nie soviel gelogen wie vor der Weinlese, während des Krieges und nach der Jagd

Hätte Otto von Bismarck mehr mit Winzern zu tun gehabt, hätte er es bestimmt so formuliert (und nicht vor der Wahl statt vor der Weinlese gesagt, was aber angesichts des derzeitigen Wahlkampfes wohl auch stimmt).

Die „Zuckergrade“ der Trauben haben vor und während der Lese Hochsaison, aber auch später kommen keine Winzer-Weinbeschreibung, kaum ein Steckbrief und nur wenige Jahrgangsbeschreibungen ohne die Angabe der „Klosterneuburger Grade“ aus.

An sich ist das zwar durchaus nachvollziehbar, wenn man weiß (oder hier nachliest), dass der Zuckergehalt einer der wichtigsten Parameter für die Feststellung der Traubenreife (und noch dazu der am leichtesten meßbare) ist.

Aber es birgt auch Tücken im Detail und lädt zur schamlosen Übertreibung großzügigen Aufrundung der Zahlen und damit der Traubenreife im Dienste des Marketings ein.

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731 Tage Bloggerei

Na sowas! Da habe ich doch gestern, als ich nach längerer Zeit wieder einmal einen (für mich) abendfüllenden Beitrag geschrieben habe, glatt mein eigenes Jubiläum übersehen: Gestern vor zwei Jahren ging dieser – mein – Blog nach einer Testphase unter Ausschluß der Öffentlichkeit mit diesem Beitrag erstmals online! Anders als beim ersten Blog-Geburtstag, den ich … Weiterlesen

Schlag auf Schlag

Nach dem Sommer ist die aktuelle Hitzewelle im September Gold wert nicht mit Gold aufzuwiegen. Die Traubenreife hat sich in den letzten Tagen enorm beschleunigt und unsere bisherigen Planspiele in Sachen Weinlese ziemlich über den Haufen geworfen. Noch vor etwa zwei Wochen waren wir am Zweifeln, ob der 15. September nicht doch etwas zu früh … Weiterlesen

Winzer-Typologie

Oder: Wie die Entscheidung zur Ernte gefällt wird

Die Weinlese ist der Höhepunkt des Winzerjahres und dementsprechend heikel ist auch die Fixierung des Erntetermines. Natürlich spielt der Reifeverlauf dabei eine wichtige Rolle, oft ist aber der Gesundheitszustand der Trauben mindestens ebenso wichtig und damit wiederum untrennbar verbunden das aktuelle Wetter und die Prognose mit all ihren Unwägbarkeiten.

Darüber hinaus benötigen die allermeisten Betriebe für die (manuelle) Ernte auch (Saison)Helfer, deren Verfügbarkeit bei aller Flexibilität natürlich auch einen gewissen Einfluß auf die Planung der Lese hat. Preßhaus und Keller sollten ebenfalls bereit sein, und die dementsprechenden Kapazitäten verfügbar.

Eine ungewöhnlich schnelle Ernte, z.B. wegen drohendem Schlechtwetter kann z.B. dazu führen, dass Rotweingärbehälter, die aus Platz- und Kostengründen mehrmals während einer Lese erst mit früheren und dann mit später reifen Sorten befüllt werden noch nicht frei sind, weil die erstgelesen Roten noch nicht fertig vergoren und abgepreßt sind.

Je nachdem wie sie diese vielen Faktoren gewichten bzw. wie ihre Entscheidungsfindung erfolgt, lassen sich folgende Winzertypen unterscheiden:

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