Heute war Kirtag in Mörbisch. Nach dem Toleranzpatent Josefs des Zweiten im Jahr 1781, der Gründung einer offiziellen Kirchengemeinde nach über 100 Jahren Geheimprotestantismus zur Zeit der Gegenreformation und dem Bau einer Schule haben unsere Vorfahren vor 216 Jahren ein Bethaus errichtet, das später in mehreren Schritten vergrößert und mit einem Turm versehen wurde.
Auch wenn „nur“ rund zwei Drittel der Mörbischer Protestanten sind, wird der Kirtag von der gesamten Bevölkerung als eine Art Gemeindefeiertag begangen. Wirklich auffallend ist das weniger am eigentlichen Kirtag, der immer an dem Sonntag begangen wird, der dem 16. September am nächsten ist (glaube ich zumindest), als am darauffolgenden Montag.
Bis vor einigen Jahren stand das Gemeindeleben auch am „Kirtag-Montag“ weitgehend still. Die in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen (die die überwiegende Mehrheit darstellten) verrichteten nur die allernotwendigsten Tätigkeiten, und Gemeindeamt, Bank, Post, Kindergarten, Volksschule und Geschäfte hatten geschlossen.
In den letzten Jahren hat sich das aber geändert. Immer mehr Mörbischer arbeiten nicht mehr selbständig (u.a. in der Landwirtschaft) und immer weniger arbeiten in Mörbisch selbst, was dazu führt, dass sie von ihrem Arbeitgeber nicht frei bekommen bzw. sich den Tag nicht mehr so leicht freinehmen können oder wollen.
Und während das noch vor 20 Jahren ziemlich undenkbar war, ist heutzutage Mitte September sehr oft die Weinlese schon in Gang oder beginnt zumindest am „Kirtag-Montag“. (Das liegt übrigens nicht (allein) am Klimawandel, sondern (auch) an einer geänderten Weingartenbewirtschaftung, niedrigeren Erträgen, einem anderen Weinstil, etc.)
Ein bißchen vom Flair des Dorffeiertages ist dem morgigen Montag aber geblieben: Gemeindeamt, Kindergarten (und Bank?) sind ab zwölf zu und am späteren Nachmittag flanieren auffallend viele Leute durch den Ort zum „Ringelspiel„.
Auch wenn wir morgen wetterbedingt vielleicht nicht lesen können, wird mir dazu aber wohl die Muße fehlen.
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