Obwohl ich das große Saubermachen in Preßhaus und Keller gestern nicht ganz abschließen konnte, beginnen wir heute Dienstag mit der Weinlese. Da wir diese Woche ohnehin nur eine kleine Erntemannschaft sind, werde ich die restlichen Fässer und Tanks, die erst nächste Woche benötigt werden, nebenbei saubermachen.
Eigentlich hatten wir uns ja erst vor gut einer Woche nach diesen Reifeanalysen auf nächsten Montag als Erntebeginn festgelegt. Aber wer konnte ahnen, dass nach der für Ende August außergewöhnlich heißen Periode vom 18. bis zum 28. des Monats noch eine weitere Woche mit extrem hochsommerlichen Temperaturen folgen würde.
Da sich nicht alle Pläne innerhalb weniger Tage ändern lassen, besteht die einzige Möglichkeit für uns, darauf zu reagieren, in einer Lese des besonders frühreifen Muskat Ottonel mit kleiner Crew im Lauf dieser Woche. Der ist nämlich besonders gefährdet, in der Hitze seine ohnehin niedrige Säurestruktur einzubüßen.
Unsere anderen Weißweinsorten sind diesbezüglich deutlich stabiler, und beim frühreifen Zweigelt ist die Zuckergradation zwar schon relativ hoch, aber es fehlt noch eindeutig an Tanninreife.
Trotz der da und dort noch fehlenden Geschmacksreife, den noch vernünftigen Säurewerden und den zwar schon relativ hohen, aber nicht davongaloppierenden Zuckergraden bleibt aber ein leiser Zweifel. Zumal einige Kollegen schon seit Mitte der vergangenen Woche auf Teufel komm raus lesen und wir normalerweise auch immer bei den ersten sind. Ob wir nicht doch vielleicht ein paar Tage früher…
Solche Zweifel gehören aber dazu, wenn man als Weinbauer seinen Beruf ernst nimmt. Und ein paar Tage auf oder ab haben bei entsprechender Vorarbeit während der ganzen Saison höchstens kleine Auswirkungen auf den Wein(jahrgangs)stil, kaum jedoch auf die Qualität. Schon morgen werden wir ein klein wenig mehr wissen, und nächste Woche sind wir darauf eingerichtet, im Fall des Falles den größten Teil unserer Trauben heimzuholen.
Obwohl die nächsten Wochen die anstrengendsten des ganzen Weinjahres sind, in denen man mitunter an die Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit gerät, ist heute für mich ein Tag der Freude:
Die Lese 2011 hat begonnen!
Diese Woche sind ja einige Regenschauer angesagt. wie lange wartet ihr nach Regen bevor ihr da weiterlest?
eine Gute lese und schönes Wetter wünscht
Roland
Hallo Roland,
also ich habe beschlossen, dass es bei uns diese Woche nicht (mehr) regnet 🙂
Im Ernst: Laut Wetterprognosen kann es im Nordburgenland vereinzelt Schauer geben, aber erfahrungsgemäß kommen solche schwachen Schlechtwetterfronten nur ganz selten wirklich bis zu uns durch. Gut möglich also, dass die Woche trocken bleibt (oder es nur nachts ein wenig tröpfelt).
So mitten in der Lese wie jetzt warten wir nach einem Regen eigentlich nur so lange bis die Trauben wieder trocken sind.
Wenn es wenig regnet, ist ein Verdünnen der Traubeninhaltsstoffe, für dessen Abflauen man ein paar Tage warten sollte nicht wirklich zu befürchten.
Und bei größeren Regenmengen kann es sein, dass der damit im derzeitigen Reifestadium verbundene stark steigende Fäulnisdruck zu einer baldigen Lese zwingt.
Natürlich hängt die Vorgangsweise auch ein wenig davon ab, ob es ein Alternativprogramm für die Erntemannschaft gibt, und ob es sich um Grünen Veltliner für die Literflasche oder um Blaufränkisch im Spitzenweinbereich handelt.
Danke für die Guten Weinlesewünsche
Bernhard