2008 ist (bisher) ein Jahr zwischen Hoffen und Bangen. Auf der einen Seite stimmen der frühe Blütebeginn und die ungewöhnlich gute Wasserversorgung durchaus positiv, auf der anderen Seite erinnert uns die Natur aber gerade heuer immer wieder daran, wer im Weingarten letztlich den Ton angibt.
Zum Glück haben uns bisher nur relativ harmlose Warnschüsse erreicht, während viele Kollegen mit ernsten Problemen zu kämpfen haben.
Schwere Gewitter, Hagel…
Die Hagelversicherung meldet österreichweit Rekordschäden, und auch in unserer Umgebung gab es in den letzten Wochen schlimme Hagelschläge. Gut 20 Kilometer südlich ist das Mittelburgenland stark betroffen, 15 Kilometer im Nordwesten wurden Eisenstadt und St. Georgen mit ihren Weingärten heimgesucht, am Nordufer des Neusiedlersees soll es in Jois schwere Schäden geben und auch aus Gols und Frauenkirchen nordöstlich des Sees hört man nichts Gutes.
Bei uns in Mörbisch fielen bei all den vielen Gewittern der letzten Wochen zum Glück nur ganz ganz vereinzelt ein paar Hagelkörner, deren Auswirkungen man an einigen wenigen angeschlagenen Beeren sehen kann.
Und auch von ernsthaften Erosionsschäden wie im Vorjahr sind wir (nicht zuletzt wegen einer an die Witterung angepaßten Bodenpflege) bislang verschont geblieben.
…und Pilzkrankheiten
Wie Anfang Juni (!) hier bereits befürchtet, bereiten uns uns bei dem feucht-warmen Wetter auch die Pilzkrankheiten einige Sorgen. Durch eine sorgfältige Laubarbeit ist es uns aber bisher gelungen, unsere Trauben auch ohne erhöhten Pflanzenschutzaufwand weitestgehend gesund zu halten.
Oidium, der echte Mehltau, ist in unseren Weingärten nur ganz selten auf einzelnen Beeren zu finden. Der „falsche“ Mehltau (Peronospora) hingegen, der nasse Blätter und Trauben besonders liebt, tritt allerdings doch recht häufig auf.
Auf den jungen Blättern, die besonders empfindlich sind (und durch Spritzungen kaum geschützt werden können, wenn sie erst danach wachsen), finden sich in allen Weingärten typische Peronospora-Symptome.
Wenn sich der Pilz im Blattgewebe ausbreitet, sieht man anfangs nur gelbe, ölig-glänzende Flecken, die sogenannten Ölflecken. Erst später wird auf der Blattunterseite das grau-weiße Pilzgeflecht sichtbar und die befallenen Stellen sterben ab.
Findet der Pilz gute Bedingungen vor, kann er zum Absterben des ganzen Blattes (bzw. aller Blätter) führen, weshalb die Peronospora auch Blattfallkrankheit genannt wird. Auch die Trauben können befallen werden und verschrumpeln zu sogenannten Lederbeeren.
Dieser Fall ist ist in unseren Weingärten bislang (noch) nicht eingetreten, aber das Risiko bleibt bis zum Reifebeginn hoch. Schließlich senden die befallenen Blätter jede Menge Sporen aus, und wie es scheint bleibt der Sommer bis auf weiteres feucht.
Auch einen derartig massiven Oidiumbefall an den Trauben konnte ich in unseren Weingärten (noch) nicht entdecken:
Der echte Mehltau bildet einen grauen Belag auf Blattoberseite und Trauben. Wie auf dem Foto im unteren Bereich der Traube zu erkennen, behindert er das Wachstum der Beeren. Im Spätstadium läßt er sie so aufplatzen, dass die Kerne sichtbar werden (was Samenbruch genannt wird).
Zum Vergleich hier ein Foto von gesunden Trauben, wie sie aussehen sollen. In diesem Fall handelt es sich um Cabernet Sauvignon in der Riede Goldberg, fotografiert am 3. Juli 2008:
Trotz einiger Warn- und Streifschüsse der Natur haben wir bis jetzt allen Grund, der Ernte 2008 optimistisch entgegenzusehen. Ein wirkliches Aufatmen gibt es aber erst, wenn alle Trauben im Keller sind…