Vorgestern habe ich wieder einmal den ganzen Keller durchgekostet. So ausführlich habe ich die 2006er seit mehr als zwei Wochen nicht mehr probiert und es war spannend zu sehen, wie sich die Weine entwickelt haben. Die Weißweine sind alle (naturgemäß mit Ausnahme des mittlerweile im Faß verkauften Entschleimungstrubes) sehr sehr zufriedenstellend. Die Entwicklung des Chardonnay, der eine Zeit lang mein Sorgenkind war läßt sich am besten mit „vom häßlichen Entlein zum stolzen (noch etwas zurückhaltenden) Schwan“ beschreiben.
Vor einigen Tagen habe ich die Weine auf ihren Säuregehalt untersuchen lassen. Trotz hoher Säure im Most sind alle Weine bei sehr moderaten Werten zwischen 6 und 7 g/l „gelandet“. Nur der Chardonnay und ein Weißburgunder liegen bei 7,4 g/l, die aber bei kräftigem Körper und Alkohol sehr gut eingebunden und sensorisch nicht zu erkennen sind.
Über die Rotweine läßt sich jetzt von Tag zu Tag mehr berichten. Allerdings nur, wenn man die Weine vor der Verkostung wärmt, denn im Keller hat es trotz der warmen Außentemperaturen nur mehr 10°C. Der Säureabbau ist nun schon einige Wochen vorbei und Aromatik, Fülle und Struktur treten immer deutlicher hervor. Auch wenn die Trauben zum Teil hart an der Grenze zur Überreife waren, dürfte es sich bei den 2006ern um elegante, feingliedrige Weine handeln. Möglicherweise zeigen Sie eine ähnliche Stilistik wie die von mir persönlich sehr geschätzen 2002er und 2004er.
Ob der Jahrgang eine unserer drei Sorten (Blaufränkisch, Zweigelt und Cabernet Sauvignon) besonders begünstigt hat, läßt sich noch nicht erkennen. Im Moment sieht es eher nicht danach aus. Der Cabernet wird wohl einer der besten (oder vielleicht sogar der beste) den wir je hatten, aber auch vom Blaufränkisch und vom Zweigelt gibt es sehr sehr vielversprechende Chargen.
Möglicherweise sind aber auch die Süßweine die Stars des Jahrgangs. Selten hatten wir so elegante, glockenklare Prädikatsweine im Keller, die sich nochdazu als äußerst pflegeleicht erweisen und bei geringen SO2-Werten stabil sind.