Etikettensammler sind ein ganz eigenes Phänomen. Sowohl der deutsche als auch ein österreichischer Winzerblogger haben sich schon damit beschäftigt. Kein Wunder, schließlich trudeln im Schnitt zwei bis drei Anfragen von Etikettensammlern pro Monat beim durchschnittlichen Winzer ein.
Ein typisches Beispiel erhielt ich gestern per E-Mail aus Italien:
Mein Name ist …, ich bin ein Sammler von Wein, Likoer, Sekt Etiketten aus aller der Welt.
Ich moechte gern eine komplete Etikettenserie, die Weine in Flaschen abgefuellen werden, bekommen.
Ich bin auch sehr betreffend an jeder Etikette, die Sie fuer verschiedene Gelegenheiten zum Beispiel Kundgebungen, Jahrestage und so weiter, durchgefuehrt haben.
Bitte, erinnern Sie sich, dass meine Anfrage fuer private Sammlung Zweck ist.
Ihrer geschaetzten Antwort entgegensehend, gruesse ich Sie…
Nun mag das Sammeln von Etiketten ein ehrenvolles und befriedigendes Hobby sein. Warum ich dafür monatlich eine halbe Stunde Zeit in das mühsame Zusammensuchen verschiedenster Etiketten investieren soll, nur damit sie in einem Land, in dem unsere Weine nicht erhältlich sind in irgendeinem Album landen leuchtet mir allerdings nicht ganz ein. Und warum ich dafür auch noch Portokosten übernehmen soll schon gar nicht.
Zumal der Ton der Anfragen zwar immer freundlich ist, aber auch fast immer sehr fordernd und bestimmend. Da wird nicht um einzelne Etiketten gebeten, sondern um ganze Kollektionen. Nicht um das, was leicht verfügbar ist, sondern möglichst um irgendwelche Spezialabfüllungen oder besondere Motive. Und noch nie wurde von einem Sammler angeboten, wenigstens die Versandkosten zu bezahlen.
Bis heute. Da kam folgender Brief samt (mit österreichischer Marke) frankiertem Rücksendeumschlag aus Deutschland:
Sehr geehrte Familie Fiedler, ich habe eine etwas ungewöhnliche Bitte.
In meiner Freizeit sammle ich österreichische Weinetiketten, vor allem auch von dem Weinbaugebiet Neusiedlersee-Hügelland. Ich wäre Ihnen daher sehr dankbar, wenn Sie mir ein paar Weinetiketten von Ihrem Weingut übersenden könnten. Einen frankierten Rückumschlag lege ich dafür bei.
Für Ihre Bemühungen danke ich Ihnen im voraus.
Mit freundlichen Grüßen…
Höflich, mit Interesse am Weingut und am Weinbaugebiet und im Bewußtsein der Mühe, die das Erfüllen seiner Bitte mit sich bringt. Der Herr bekommt alle Etiketten. Und wenn seine Marke nicht reicht, lege ich gerne etwas dazu.
1 Gedanke zu „Die Ausnahme, die die Regel bestätigt“