
Seit zwei, drei Jahren ist die durchaus wechselhafte jüngere heimische Rotweingeschichte um eine Facette reicher. Nach den unreif-holzüberladenen Blaufränkischen der 1980er, den tanninüberladenen Cabernets der 1990er und den weichgespülten, aber auf höherem Niveau oft immer noch holzüberladenen Cuvées der 2000er-Jahre findet man heutzutage immer öfter eine neue Stilrichtung der Sorte Blaufränkisch auf den Siegertreppchen der einschlägigen Publikationen.
Wie in dieser Blaufränkisch-Chronologie bereits angedeutet, handelt es sich dabei um Weine, die von ihren Produzenten sehr bewußt als avantgardistische Gegenbewegung zum Mainstream in Szene gesetzt, und von den Meinungsmachern der Branche offenbar gerne angenommen werden.
Um dem neuen, gerne „mineralisch“ genannten Geschmacksbild zu entsprechen, streben die Trendsetter unter den Winzern bei ihren Blaufränkischen vergleichsweise moderate Alkoholgehalte, mitunter auffallend hohe Säurewerte und kaum wahrnehmbare Eichenholzaromen an.
Natürlich ist mir diese Entwicklung nicht verborgen geblieben, aber erst vor einigen Tagen hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, mehrere dieser preisgekrönten Weine im Vergleich zu anderen prämierten heimischen Rotweinen des Jahrgangs 2007 zu verkosten. Meine Bilanz fiel, um es gleich vorweg zu sagen, einigermaßen ernüchternd aus.
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