Unser Nachbarland gedenkt dieser Tage dem Aufstand gegen die kommunistische Diktatur von 1956, der dieser Tage vor 50 Jahren begann.
Auch wenn das Erinnern mitunter zeigt, welche Gräben in Ungarns Gesellschaft noch immer existieren, gingen in diesem Fall mit dem Jahr 1989 die Hoffungen der Revolutionäre sehr spät, aber doch in Erfüllung. Leider für viele zu spät.
Was im Herbst 1989 mit einer erst vereinzelten, später organisierten Flucht von DDR-Bürgern von Ungarn nach Österreich begann, gipfelte im Zusammenbruch des „Ostblocks“ und der Sowjetunion. Das Ende des kalten Krieges begann vor unserer Haustür, und ich war als Jugendlicher dabei. Auch in Mörbisch wurde ein Auffanglager des Roten Kreuzes errichtet, Einheimische leisteten Fluchthilfe und auch meine Eltern nahmen kurzzeitig Flüchtlinge auf, ehe sie weiter in die BRD transportiert wurden.
Viele Erinnerungen kommen beim Schreiben dieser Zeilen wieder: Da war das Ärztepaar mit Kind, das sich aus grüner OP-Kleidung Tarnumhänge genäht hatte, um auf der Flucht nicht entdeckt zu werden. Das Paar, das uns den Schlüssel für den in Sopron/Ödenburg zurückgelassenen Trabant als Souvenir überließ. Das nur wenige Wochen später ganze Autoreisezüge von Ungarn direkt in die BRD organisiert werden, konnte damals niemand ahnen und ist eine Ironie der Geschichte.
Da war der junge Mann, der einige Tage in Mörbisch verbrachte. Er hatte die Flucht- bzw. Reisemöglichkeit in den Westen genützt, war aber nicht sicher, ob er nicht doch wieder zurückkehren wollte.
Und da war das Schweizer Ehepaar, das wahrscheinlich keine guten Urlaubserinnerungen aus Mörbisch mit nach Hause nahm. Es wurde ob seiner wenig modischen und etwas ärmlich wirkenden Kleidung auf offener Straße mehrmals darauf angesprochen, ob es denn auch ein Flüchtlingspaar sei und man helfen könne.
Auch 1956 half Österreich seinem Nachbarn. Ein Jahr nach Wiedererlangung der vollen Souveränität war die Ungarn-Krise eine erste Bewährungsprobe für den jungen Staat.
2 Gedanken zu „Ungarn im Herbst 1956 und 1989“