Denkwürdige Jahrgänge: 1989

Anläßlich des 20. Jubiläums wird heuer vor allem der politischen Ereignisse des Jahres 1989 gedacht. Der Fall des Eisernen Vorhanges hat Europa und die Welt in einem Ausmaß verändert, wie das (weitgehend) friedliche Entwicklungen nur ganz selten vermögen.

Für uns brachte das letzte 80er-Jahr Weltgeschichte vor der eigenen Haustür. Und auch wenn ich damals erst 15 und mir die Tragweite der Geschehnisse nicht wirklich bewußt war, sind mir viele Dinge in Erinnerung geblieben. In meiner Anfangszeit als Blogger habe ich hier schon einmal darüber berichtet.

Der Weinjahrgang 1989 kann da natürlich schwer mithalten. Dabei hat er es sich zumindest was unseren Betrieb betrifft durchaus verdient, dass man sich an ihn erinnert.

Zur Weinlesezeit 1989 begann ich gerade den zweiten Jahrgang der Weinbauschule Klosterneuburg, und auch wenn ich wohl in den Sommerferien hin und wieder im Weingarten mithelfen mußte, habe ich keine Erinnerung mehr an das Wetter.

Wie es scheint, war 1989 wohl eher ein durchwachsenes Jahr, das kaum ein Weinbauer zu den wirklich guten zählt. Hier ist zum Beispiel die Rede von einem kontrastreichen Witterungsverlauf mit früheren Austrieb, einer verzögerten Blüte und einem eher niederschlagsreichen Sommer auf den ein kühler Frühherbst und schließlich ein herrlicher Altweibersommer folgte (von dem die Trauben im Burgenland aber wohl wegen der reife- und fäulnisbedingt früheren Ernte nicht mehr profitieren konnten).

Irgend etwas muß bei uns aber anders gewesen sein. Entweder hatten wir mehr Glück mit dem Wetter oder mein Vater ein besonders geschicktes Händchen, denn 1989 war in unserem Keller lange Zeit der Jahrgang schlechthin. Während meiner Lehrzeit durfte ich die Weine über Jahre hinweg immer wieder verkosten, denn schließlich bildeten sie eine Art Maßstab für die jeweilige neue Ernte.

Der damaligen Zeit entsprechend gilt das allerdings nur für die Weißweine. Die Roten steckten damals (nicht nur bei uns) noch ziemlich in den Kinderschuhen, und was vom Jahrgang bleibt, ist die Erinnerung an den ersten und mißglückten Versuch eines biologischen Säureabbaues. (Der brachte aber immerhin soviel Erfahrung, dass es 1990, unserem ersten ernsthaften Rotweinjahr, geklappt hat.)

Die Weißweine und der (damals bei uns sehr wichtige) Rosé waren dafür ausnahmslos hervorragend gelungen. Das haben unterschiedliche Verkoster bei verschiedenen Anlässen immer wieder bestätigt. Bei der burgenländischen Landesweinprämierung zählte unsere Kollektion zu den besten, und wenn ich mich recht erinnere, waren wir mit dem Pinot blanc auch im österreichischen Weinsalon vertreten.

Eher zufällig entstand bei der Neuburger-Ernte aus den aussortierten edelfaulen Trauben auch eine größere Menge Trockenbeerenauslese mit etwa 35°KMW, die aber aufgrund des relativ hohen Anteils an „gesunden“ Beeren (nach einer mittlerweile abgeschafften Regelung) als Ausbruch vermarktet werden mußte.

Dieser Wein war nicht nur der erste in unserem Keller, der in Barriques reifen durfte. Er bescherte uns auch die erste internationale Anerkennung, als er im Jahr 1992 bei einer großen Süßweinprobe mit deutlich mehr als hundert Spitzensüßweinen aus aller Welt von einer renommierten Jury auf den 10. Platz gereiht wurde.

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