Ernteszenarien

Hagel 2014

Das Wetter läßt sich – trotz Hagel zum Glück – nicht ändern. Wir Weinbauern haben aber viele Möglichkeiten, um auf seine Folgen zu reagieren. Und weil es in der Lesezeit meist recht hektisch zugeht, spielt man als verantwortungsvoller Kellermeister schon vorab alle Szenarien durch:

Im Weingarten…

Bei (in Relation zur Traubenreife) spätem Hagelschlag wie heuer sind die Optionen im Weingarten ziemlich begrenzt. Bis auf den späten Cabernet Sauvignon haben wir schon vor dem Hagel alle Sorten auf einen wirtschaftlich und qualitativ sinnvollen Ertrag eingestellt. Ein großzügiges Wegschneiden der beschädigten Trauben zum jetzigen Zeitpunkt ist deshalb nur mehr beim Cabernet möglich.

Bei den anderen Sorten können wir lediglich bei der Ernte versuchen, beschädigte und vor allem von Fäulnis befallene Trauben auszusortieren. Je nach Schaden und angestrebtem Qualitäts- und Preisniveau entweder Beere für Beere oder auch z.B. durch eine getrennte Ernte der beiden Seiten eines Weinstockes. Fast immer ist nämlich nur eine Seite der Laubwand (und damit der Trauben) vom Hagel beschädigt.

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Erwischt

Anders als am Samstag erhofft, hat der leichte Hagel in einigen Weingärten doch deutliche Spuren hinterlassen. Bei rund zwei Hektar ist es nur wenig mehr als ein Schönheitsfehler, ein Hektar ist allerdings stärker betroffen. Mal sehen wie das weitergeht. Trockenes Wetter wäre jetzt wichtig, damit die angeschlagenen Beeren eintrocknen und nicht von Fäulnis befallen werden. … Weiterlesen

Nachschub

Nicht dass wir das nach dem reichlichen Regen von neun Tagen und der nassen Woche davor gebraucht hätten. Aber eben sind in einem kurzen Wolkenbruch wieder rund 40 Liter Wasser pro Quadratmeter vom Himmel gefallen. Ein paar Eiskörnchen waren auch dabei, aber recht groß kann der Schaden – wenn überhaupt – wohl nicht sein. Im … Weiterlesen

Nicht vergessen!

„Die Arbeit des Kritikers ist in vieler Hinsicht eine Leichte. Wir riskieren sehr wenig und erfreuen uns dennoch einer Überlegenheit gegenüber jenen, die ihr Werk und sich selbst unserem Urteil überantworten. Am dankbarsten sind negative Kritiken, da sie amüsant zu schreiben und auch zu lesen sind. Aber wir Kritiker müssen uns der bitteren Wahrheit stellen, … Weiterlesen

Reichlich

Juliregen 2014

In den vergangenen 10 Tagen hat es fast jeden Tag und insgesamt rund 65 Liter pro Quadratmeter geregnet. Und als wäre das für diese Jahreszeit noch nicht ungewöhnlich genug, sind allein gestern nochmal zwischen 90 und 110 Liter (!) dazugekommen. (Eine genauere Messung war angesichts der Umstände nicht möglich, ist bei der Menge aber ohnehin irrelevant.) „Beinahe das ganze Burgenland steht unter Wasser“ hieß es dazu in den Medien.

Ganz so schlimm wie anderswo ist es bei uns zum Glück aber nicht. Abgesehen von ein paar Zentimetern Wasser im Faßkeller für ein paar Minuten, nassen Kleidern bei den zahlreichen Versuchen an den verschiedensten Stellen das Wasser dorthin zu bringen wo es hin soll (Dachrinnen, Außenabläufe,…) und einem nassen Teppich im Verkaufslager haben wir keine Probleme zu beklagen.

Auch in den Weingärten scheint diese Extremsituation vorerst glimpflich verlaufen zu sein. Kein Hagel und bei uns keine größeren Abschwemmungen. Zum Glück sind wir wegen der anhaltenden Feuchtigkeit vorige Woche nicht zum Lockern des Bodens unter den Rebstöcken gekommen. Das Unkraut Die Beikräuter stehen dementsprechend üppig da und haben die Wassermassen gut gebremst.

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Mein Bier

„Mein Bier“ ist nicht nur eine Metapher für „meine Angelegenheit“, sondern natürlich auch die ganz reale Bezeichnung für den im eigenen Besitz befindlichen Gerstensaft. Umso schöner, wenn dieser dann auch noch den eigenen Namen trägt. Herzlichen Dank für dieses Mitbringsel an liebe Weinkunden aus Deutschland, die mit dem Bier und uns ihren Nachnamen teilen.

Zweigelt macht blau

Vorgestern, am 16. Juli, habe ich die ersten (rot)blauen Beeren beim Zweigelt gefunden. Damit liegen wir mit dem Reifebeginn etwa im Mittelfeld der vergangenen 20 Jahre und können uns zumindest statistisch gesehen auf einen Lesebeginn zwischen dem 5. und 15. September einstellen.

2014 wird spannend

19°C Höchsttemperatur mehrere Tage lang mitten im Juli. Langsam wird 2014 wirklich spannend! Aprilwetter im Hochsommer ist ja normalerweise nicht gerade das, was sich Weinbauern wünschen. Nach dem heuer extrem frühen Austrieb der Reben bin ich aber über jeden Tag froh, den sich die Vegetationsperiode nach hinten verschiebt. Auch die Reben scheinen nicht unzufrieden zu … Weiterlesen

Brasilianische Verhältnisse

Nicht nur bei der Fußball-WM in Brasilien herrscht derzeit schwüles Wetter, auch bei uns ist die Luft heute beinahe unerträglich feucht. Dazu ist es extrem windstill und zwei kurze Regenschauer haben für eine Art Sauna-Aufguss gesorgt, sodass die lediglich gut 25°C so anstrengend sind, wie sonst 35°C. Anders als wir mögen es beide Mehltau-Arten der … Weiterlesen

Aufatmen

Wie Kollege Harald Steffens an der Mosel bereits festgestellt hat, läßt der Arbeitsdruck im Weingarten langsam ein klein wenig nach. Noch gibt es genug zu tun, aber das Triebwachstum verlangsamt sich jetzt nach und nach, weil die Reben ihre Energie mehr und mehr auf die Trauben konzentrieren. Die nun folgenden Arbeiten sind nicht ganz so … Weiterlesen

Einstricken

Einstricken

Die gute Wasserversorgung Ende April und im Mai und das warme Wetter der letzten Tage haben unsere Reben kräftig wachsen lassen. Seit Wochen sind wir damit beschäftigt, die Triebe von Hand in den Drahtrahmen „einzustricken“, damit sie Halt haben und nicht vom Wind abgebrochen werden.

Ohne das halbwegs exakte Formieren der grünen Sommertriebe wäre eine Bodenbearbeitung unter den Stöcken ebensowenig möglich wie das mechanisierte Einkürzen der Triebe, wenn sie zu lange werden. Und bei unseren relativ schmalen Reihenabständen könnten wir die Weingärten ohne Einstricken bald auch nicht einmal mehr in der Mitte (z.B. um die Begrünung zu mähen oder Pflanzenschutz zu betreiben) der Reihen befahren.

Bei Sorten mit hängendem Wachstum und dort, wo eine besonders hohe und exakte Laubwand angestrebt wird (z.B. bei den Rotweinsorten, um gut besonnte und hochreife Trauben ernten zu können) müssen wir diese Arbeit in den nächsten Wochen noch ein- oder zweimal wiederholen.

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Weinblüte in Mörbisch

Gestern haben wir die ersten geöffneten Weinblüten gefunden. Damit liegt der 2014er gleichauf mit frühen Jahrgängen wie 2012 und 2011, ist aber zum Glück nicht mehr so außergewöhnlich wie noch sein Austrieb (was ich hier bereits vermutet habe). Ob es ein guter oder nicht ganz so guter Jahrgang wird, läßt sich vom Blütetermin nicht ableiten. … Weiterlesen

Szechuanpfeffer

Dirk Würtz, Blogger- und Winzerkollege und Zampano in allen On- und Offline-Weingassen hat unseren Leithaberg-Blaufränkisch verkostet und schreibt (im unteren Teil seines Blog-Beitrages) zum 2010er unter anderem: Ich rieche in das Glas und der Pfeffer hüpft mich an. Szechuan Pfeffer! Aber so was von! Nein, ich bin nicht verrückt. … Dieser Wein sollte als “Pegelwein” … Weiterlesen

Gebremst

Die vergangene Woche hat uns nicht nur üppigen Wassernachschub, sondern auch etliche vom Sturm geknickte Triebe beschert. Zum Glück hält sich der Schaden aber in Grenzen und wir können uns über den vielen Regen und die merkbare Verzögerung der Vegetation freuen. Wäre die Entwicklung der Reben ungebremst so weitergegangen, wie sie im März begonnen hat, … Weiterlesen

Nummernsalat

Wie hier und hier bereits beschrieben sind unsere Weingärten geprägt von der ungarischen Erbteilung, die uns innerhalb weniger Generationen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl kleiner und kleinster Parzellen beschert hat. Jahrzehntelang haben sich meine Eltern bemüht, diese Strukturen überwiegend durch Tausch, gelegentlich aber auch durch Zu- oder Verkauf von Grundstücken zu … Weiterlesen

Schau mir in die Augen, Kleines!

Je länger die neuen Rebtriebe werden, um so deutlicher wird ein ganz besonderes Phänomen des Jahrgangs 2014.  Außergewöhnlich viele Knospen (Augen) sind von den Raupen des Rhombenspanners und/oder Erd- bzw. Eulenraupen ausgehöhlt und treiben nicht aus.

Einzelne „nackte“ Fruchtruten zwischendurch sind wir Weinbauern gewohnt, aber dass großflächig die Weingärten jetzt noch so kahl aussehen, wie vor einem Monat ist auch für meinen Vater neu.

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Schrecksekunde

Kaum haben wir das mulmige Gefühl wegen des frühen Austriebes und der dadurch hohen Spätfrostgefahr ein wenig verdrängt, bescherte uns heute ein ganz anderes Wetterereignis einen ziemlichen Schreck. Ganz ohne Blitz und Donner fielen für ein paar Minuten jede Menge kleiner Hagelkörner vom Himmel. In kürzester Zeit war die Straße (nicht flächendeckend aber doch deutlich sichtbar) … Weiterlesen

Denkwürdige Jahrgänge: 1977

Die derzeitige – außergewöhnlich frühe – Entwicklung in den Weingärten weckt Erinnerungen an den Jahrgang 1977. Ein warmer März hatte damals zu einem besonders frühen Austrieb der Reben geführt, und schon Mitte des Monats waren die jungen Triebe der frühen Sorten in den besten (frühesten) Lagen einige Zentimeter lang. Ende März fielen die Temperaturen wieder … Weiterlesen

Draußen hat Vorrang

Der maihafte März hält uns ziemlich auf Trab. Vor zwei Wochen haben wir den Rebschnitt abgeschlossen, und seither sind wir – abgesehen von mehreren Weinliefertouren – fieberhaft damit beschäftigt, die nach dem Rebschnitt verbliebenen Fruchtruten mehr oder weniger waagrecht an den untersten Draht des Unterstützungsgerüstes zu binden. Gleichzeitig sollten wir die derzeit geringe Bodenfeuchte für … Weiterlesen

Mandelblütenstatistik

Nachdem es im Jänner schon beinahe soweit gewesen wäre, haben sich vor knapp zwei Wochen schüchtern die ersten Mandelblüten geöffnet. Mittlerweile zeigen auch die Spätzünder ihre ganze Pracht, rund einen Monat früher als 2013. Die heurige Vegetationsperiode beginnt damit zweifellos früh, allerdings nicht so früh, wie z.B. 2007. Eine späte Weinlese ist nach diesem Beginn … Weiterlesen

Technisches Gebrechen

Heute war großer Abfülltag. Wie hier beschrieben füllen wir in einer gemeinsamen Anlage, die nur wenige hundert Meter von uns entfernt ist. Für den Weg dorthin habe ich unsere Weine im Zug der letzten Filtration vor der Füllung gestern in Transportbehälter gepumpt, die für die paar Stunden auch nicht unbedingt randvoll gefüllt sein müssen. Neben … Weiterlesen

Unklar

Hochgradige Prädikatsweine gären meist eher langsam, da es ihr enormer Zuckergehalt und der bei der Gärung entstehende Alkohol den Weinhefen nicht leicht machen zu überleben. Nach diesem Maßstab war der Hefestamm der in unserer Beerenauslese gearbeitet hat vergleichsweise robust.

Nicht nur, dass die Gärung flott über die Bühne ging, sie wollte auch trotz sensorisch deutlich merkbarem Alkoholgehalt (von dem ich noch keinen Analysenwert habe) nicht so einfach von selbst enden, wie das bei derartigen Weinen meist eher zu früh als zu spät der Fall ist.

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Meilensteine

Der österreichische Rotwein hat in den letzten 25 Jahren enorm an Qualität zugelegt. Geht es mittlerweile vorwiegend um Stilfragen und die Feinadjustierung der diversen Schrauben, an denen man als Weinbauer und Kellermeister drehen kann, standen am Beginn des Weges zum heutigen Standard einige wenige Meilensteine.

Im Weingarten legten deutlich niedrigere Erträge und ein besseres Verständnis für die Traubenreife und den optimalen Lesezeitpunkt den Grundstein für hochwertige Weine. Und im Keller helfen seither Technik und Know-How rund um die Maischegärung, der biologische Säureabbau und das Wissen um die Verwendung von mehr oder weniger neuen Eichenfässern die Qualität der Trauben auch in die Flasche zu bringen.

Während diese Aspekte des heimischen „Rotweinwunders“ den meisten Weininteressierten relativ geläufig sind, ist ein weiterer, meiner Meinung nach kaum weniger wichtiger, weitgehend unbekannt.

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Endlich Winter?

Nach Temperaturen deutlich über plus 10°C und beinahe geöffneten Mandelblüten scheint  sich das Wetter in den kommenden Tagen zumindest ein klein wenig an das Datum anzupassen. Hoffentlich erfolgt der Umschwung langsam genug, um Frostschäden an den sicherlich nicht (mehr) in absoluter Winterruhe befindlichen Reben zu vermeiden. Und ist nachhaltig genug, um uns alle diesbezüglichen Sorgen … Weiterlesen

Kieselgurfiltration

Diesmal ein Video aus dem Keller. Kieselgur besteht übrigens aus den Schalen fossiler Kieselalgen, ist geschmacksneutral und wird bei der Filtration unmittelbar nach der Zugabe zum Wein gemeinsam mit den Trubteilchen wieder aus diesem entfernt.

Man spürt den Tag

Vollmondblick vom Mörbischer Steiner Richtung Neusiedlersee 15. Jänner 2014, 16.49 Urh Wenn man um diese Jahreszeit so wie wir beim Rebschnitt häufig draußen ist, spürt man besonders gut, wie die Tage jetzt recht schnell länger werden. Noch vor knapp zwei Wochen konnte man auch beim besten Willen nur bis 16 Uhr arbeiten. Heute hingegen ging es schon … Weiterlesen

Rebschnitt

Auch wenn wir schon im Dezember ein paar Stunden draußen waren, geht es jetzt erst so richtig los mit dem Rebschnitt. Idealerweise sollte zuvor der erste Frost die Reben zum Bunkern ihrer Reservestoffe im alten Holz bewegen, damit diese nicht (teilweise) mit dem Schnittholz auf dem Boden landen. Weil aber weit und breit kein richtiger … Weiterlesen

Reife Genüsse

Auch wir lassen es uns zwischen Weihnachten und Neujahr meistens gut gehen. Es wird ein wenig aufwendiger gekocht als sonst, Weihnachtsbäckereien sind allgegenwärtig und natürlich kommt auch der eine oder andere besondere Tropfen ins Glas. Vorgestern war es neben einem tollen Riesling 2011 von Karl-Josef Thul (mein zweiter „Internet-Kollege“ von der Mosel neben Harald Steffens) … Weiterlesen

Frohe Weihnachten!

Nachdem der Jahrgang 2013 erst vor drei Wochen mit der Ernte unserer Beerenauslese zu Ende gegangen ist, sind wir heuer besonders froh, dass die Natur nach der Zeit des Wachsens auch eine kurze Zeit der Ruhe für uns bereithält. Voll Dankbarkeit verkosten wir die vielversprechenden Weine im Keller und mit Zuversicht erwarten wir die Herausforderungen … Weiterlesen

Vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan

Beerenauslese

Während unsere Beerenauslese bereits zart vor sich hin blubbert, hat der treue Leser und Kommentator Wendelin hier die interessante Frage aufgeworfen, ob der Pilzrasen auf den Beerenschalen nicht den Geschmack negativ beeinflußt. Und weil wohl die wenigsten um die Besonderheiten der Verarbeitung solcher Trauben wissen, ist meine Antwort gleich ein ganzer Beitrag geworden:

Edle Fäule und ordinärer Schimmel

Der Pilzrasen auf den Trauben von Prädikatsweinen wird zwangsläufig mitverarbeitet und beeinflußt natürlich den Geschmack von Beerenauslese und Co.

Honigaromen, Dörrobst, aber auch verschiedene würzige Noten (Lebkuchen, aber auch Kümmel, Pumpernickel und andere), die für Botrytis-Süßweine typisch sind, stammen einerseits vom Schrumpfungsprozess der Beeren und den damit verbundenen Veränderungen der traubeneigenen Aromastoffe, andererseits aber eben auch vom Botrytispilz selbst.

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