Alkohol-Zunahmi (4)

Nach meinen Überlegungen in Teil 3 muß ich davon ausgehen, dass in vergleichbaren Regionen die meisten Alkoholwerte jenseits von 13,5 Prozent entweder aus einer Aufbesserung bzw. Mostkonzentration (eher beim Rotwein), oder einer Mitverarbeitung von überreifen Botrytistrauben (nur beim Weißwein) resultieren.

Natürlich gibt es dabei (z.B. sorten- oder jahrgangsspezifische) Ausnahmen. Deshalb sind auch sicher nicht alle Angaben falsch, die diesbezüglich von den Vertretern meiner Zunft gemacht werden.

Ob und wie er in jenen Fällen, die nicht die Ausnahme darstellen das Thema Alkoholerhöhung kommuniziert, muß jeder Winzer selbst entscheiden. Ich persönlich finde es zwar ehrlicher, dazu zu stehen, aber es ist nicht meine Angelegenheit, wenn andere diese harmlosen, traditionellen Verfahren lieber verheimlichen.

Problematisch wird es allerdings für mich dann, wenn dieses Verhalten dazu führt, dass der hohe Alkoholgehalt von der Mehrzahl der privaten wie kommerziellen Weinfreaks für eine kaum vermeidbare Folge des Strebens nach Qualität gehalten wird.

Die Wahrheit ist nämlich eine ganz andere:

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Weinrallye Nr. 29 – Schweizer Weine

Vergangenen Mittwoch war wieder Wein(blog)rallye-Tag. Robert von lamiacucina hat diese Etappe betreut und zeichnet deshalb auch für das Thema „Schweizer und Veltliner Weine“ verantwortlich. Leider gibt es diesmal keinen Beitrag von mir. Nicht das mich die Weinexoten aus der Schweiz nicht interessieren würden. Immerhin referiere ich sogar von Zeit zu Zeit im Rahmen des Seminarthemas „Mittel- … Weiterlesen

Rebschnitt leicht(er) gemacht

Vorschneiden3

Vor etwa zwei Wochen haben wir mit dem Schneiden unserer Reben begonnen. Obwohl das eine der zeitaufwendigsten Arbeiten des Winzerjahres ist, legen mein Vater und ich Wert darauf, jeden Stock selbst zu schneiden.

Der Rebschnitt ist nämlich nicht nur für Menge und Qualität der kommenden Ernte entscheidend, sondern auch für die Langlebigkeit und Vitalität der Reben.

Damit wir rechtzeitig damit fertig werden, beschränken wir uns dabei auf den Schnitt selbst. Das zeitintensive Entfernen der abgeschnittenen Reben überlassen wir zum Großteil unseren Helfern.

Um ihnen diese Arbeit etwas zu erleichtern, lassen wir seit ein paar Jahren jene Weingärten maschinell vorschneiden, in denen wir eine Erziehungsform mit besonders hoher Laubwand haben (und dementsprechend lange Triebe, die sich an den zahlreichen Drähten festgerankt haben).

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Alkohol-Zunahmi (3)

In Teil 2 dieser Serie habe ich erklärt, dass die besten Weißweintrauben aus unseren Weingärten ohne Überreife noch niemals 14 Prozent Alkohol oder mehr ergeben haben. Und dass wir die Obergrenze unserer Rotweine von 13,5 Prozent häufiger durch Aufbesserung als durch entsprechend hohe Zuckergrade erreichen.

Solche Aussagen sind selten in der Weinbranche. Es würde mich daher nicht wundern, wenn der eine oder die andere zur Meinung gelangt, ich wäre diesbezüglich ein Einzelfall.

Erklärungen dafür gäbe es ja genug:

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Ab in die Kälte

Normalerweise reicht eine Lagerung bis Mitte Jänner in unserem winterkalten Keller, damit der neue Jahrgang von selbst weinsteinstabil wird. Je niedriger die Temperatur, umso rascher verbinden sich nämlich Kalium und Weinsäure, deren Verhältnis bei der Gärung aus dem Gleichgewicht gerät, zu Kristallen. Bei „dickflüssigeren“ Prädikaten dauert es erfahrungsgemäß aber länger, bis der Weinstein vollständig ausgefallen … Weiterlesen

Alkohol-Zunahmi (2)

Wie in Teil 1 erwähnt, decken sich meine praktischen Erfahrungen nicht mit dem gängigen Erklärungsmodell für hohe und steigende Alkoholgehalte.

Unsere Weine weisen nämlich vergleichsweise moderate und seit Jahren nahezu gleichbleibende Werte auf, obwohl wir uns in einer relativ warmen Klimazone befinden. Dieser Trend gilt für trockene Weiß- und Rotweine, wenn auch die Zusammenhänge recht unterschiedlich sind.

Die Weißen

Die leichtesten Weine unseres Sortiments liegen bei etwa 11 bis 12 Prozent. Diese Werte sind relativ einfach zu erklären, weil sie zwei ziemlich klare Ursachen haben. Zum einen sind Grüner Veltliner und Muskat Ottonel die preisgünstigsten Weine und wir nützen den gesetzlich vorgegebenen Höchstertrag aus (wenn die Natur es zuläßt), um unsere Kosten im Rahmen zu halten.

Zum anderen ist eine lebendige Säurestruktur gerade bei diesen Sorten besonders wichtig, und deshalb bestimmen wir vor allem in heißen Jahren den Erntetermin eher nach dem Säure- als nach dem Zuckergehalt in den Trauben.

Höhere Erträge bewirken ein späteres Einsetzen der Zuckerbildung, und eine frühe Ernte (um eine weitere Abnahme des Säuregehaltes während der Traubenreife zu vermeiden) verhindert das all zu starke Ansteigen der Zuckergrade (und damit des Alkoholgehaltes).

Soweit, so gut. Schwieriger wird die Sache allerdings bei unseren weißen Aushängeschildern Pinot blanc und Chardonnay.

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Fleißaufgabe am Jahresanfang

Mörbisch am 4. Jänner 2010 Sehr geehrte Damen und Herren! Anbei sende ich Ihnen ein Duplikat jener Rechnung, die wir bereits am 31. Dezember auf den Postweg gebracht haben. Der Briefkasten, in den wir das Kuvert damals geworfen haben, wurde nämlich in der Silvesternacht zerstört, und wir konnten nicht eruieren, ob die Postsendung an Sie … Weiterlesen

Alkohol-Zunahmi (1)

Seit einiger Zeit ist der gestiegene Alkoholgehalt von Wein immer wieder Thema verschiedener Publikationen. Der Tenor dieser Berichte ist in den allermeisten Fällen negativ, wobei die Winzer aber eher als Opfer denn als Täter dargestellt werden.

Schließlich ist der hohe Alkoholgehalt, so die gängige These, eine kaum zu vermeidende Folge des Strebens nach Qualität mit niedrigen Erträgen und der Jagd nach höchster Traubenreife. Und folgerichtig gibt es daher auch schon in Österreich Seminare, die den Weinbauern Strategien zu ihrer Vermeidung in Weingarten und Keller nahebringen sollen.

Verknüpft mit den geläufigen Szenarien zum Klimawandel wird aus dieser Erklärung für den vielen Alkohol im Wein eine Zukunftsprognose, vor der man sich wunderbar fürchten kann:

Die Natur bestraft den Weinfreak, der Mitschuld am Klimawandel trägt mit (zu) hohen Alkoholgehalten. Jahrhundertealte Weintraditionen, -stile und -gebiete werden vom Alkohol-Zunahmi überrollt und sind für alle Zeiten verloren.

Verschont werden nur jene Winzer, die rechtzeitig dem Bösen entsagen und den mitunter pseudo-religiös daherkommenden Gedankengängen des biodynamischen Weinbaues folgen, dessen Propheten ein früheres Einsetzen der physiologischen Reife (und damit weniger Alkohol im Wein) versprechen.

Das ist der Stoff, aus dem Hollywood-Blockbuster gemacht werden. Und dort paßt er auch besser hin, denn die Realität sieht zumindest in meinem Bereich ziemlich anders aus. Aber der Reihe nach:

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Das war mein Blog-Jahr 2009

Wie ich beim Verfassen dieses Rückblicks im Vorjahr festgestellt habe, hat das Durchforsten meiner alten Beiträge auch für mich einen gewissen Reiz. Grund genug, die gemütlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr für eine Art „Best of“ zu nützen, anstatt die grauen Zellen für neue Beiträge zu strapazieren.

Während im Moment kein Ende des Weihnachtstauwetters abzusehen ist, war der Jahreswechsel von 2008 auf 2009 kalt genug für eine massive Eisdecke auf dem Neusiedlersee. Wenn das Wetter mitspielt, ist das die schönste Seite des pannonisches Winters. Trotz dieses Anfangs wird uns der Jänner leider in trauriger Erinnerung bleiben. Am 13. ist nämlich meine Oma, eine Weinbäuerin mit Leib und Seele gestorben.

Vielleicht ein klein wenig vom Nachdenken über die vergangenen Zeiten inspiriert habe ich am letzten Tag des Monats die Kategorie „Denkwürdige Jahrgänge“ eingerichtet, in der ich seither von Zeit zu Zeit über besondere Weinjahre berichte.

Da unser Schiurlaub wie immer in den ohnehin schon kurzen Februar fiel, gab es in diesem Monat nur wenige Beiträge. „Blindverkoster sind auch nur Menschen„, die neu begonnene Serie über lustige Verkostungserlebnisse macht gleich drei davon aus. Ernster gemeint war hingegen die ebenfalls im Februar gestartete Serie „Weinmarktordnung, die Zweite„.

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Ersatzbank Superstar beim Schnutentunker

„Man liest immer wieder von Blindverkostungen in denen Weine der mittleren Preisregion weitaus teurere und vor allem berühmtere Weine aus dem Feld schlagen. Bekanntes Beispiel ist die ‚Berliner Verkostung‘ bei der chilenische Weine Latour, Petrus & Co in Reihe versägten.“ So beginnt der aktuelle Blog-Beitrag „Ersatzbank Superstar“ des Schnutentunkers, über den ich mich sehr gefreut … Weiterlesen

Falstaff-Rotweinguide 2009/2010

Die letzten Tage habe ich auch genützt, um den neuen Rotweinguide des Genussmagazins Falstaff zu studieren. Knapp vor Weihnachten fand sich nämlich ein Belegexemplar dieses Weinführers in unserem Briefkasten. Und während die Sieger mit der Ehrung Anfang Dezember auch online veröffentlicht wurden, braucht man für die Details das Büchlein selbst.

Obwohl sie nicht zu den Siegern zählen (wie damals unser Cabernet 2004 in seiner Sortengruppe) bin ich mit dem Abschneiden unserer beiden eingereichten Weine durchaus zufrieden.

Trotz einem Punkt weniger als im Weinguide des gleichen Magazins, der im Juni erscheint, gehört unser Cabernet Sauvignon 2007 zur Spitzengruppe dieser Sorte. Und, was mir mindestens genauso wichtig ist, er bietet eines der besten Preis-Leistungs-Verhältnisse.

Unsere Rote Trilogie 2007 wurde wie im Juni mit 90 Punkten bewertet, und zählt in ihrer Kategorie ebenfalls zu den günstigsten Weinen. Erfreulich sind aber nicht nur die Punkte, sondern auch die Beschreibungen:

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Liebe Weinfreunde!

Nach einem anstrengenden Weinjahr sind wir froh, dass die Natur im Anschluß an die Zeit des Wachsens und Erntens auch eine kurze Zeit der Ruhe für uns bereithält. Voll Dankbarkeit verkosten wir die vielversprechenden Weine des neuen Jahrgangs und mit Zuversicht erwarten wir die Herausforderungen des neuen Jahres. Ich danke allen Kunden für Ihr Vertrauen … Weiterlesen

On Tour

OÖ1Schon seit den 1960er-Jahren beliefern wir unsere Kunden in Oberösterreich von Zeit zu Zeit auch direkt. Vergangenen Freitag war es wieder einmal soweit.

Schon am Donnerstag hatten wir unseren Lieferwagen in der Reihenfolge unserer Stationen beladen und alle Vorbereitungen getroffen.

Trotzdem läutete der Wecker am Freitag bereits um 3.15 Uhr, weil eine solche Tour bei einem späteren Aufbruch kaum an einem Tag zu schaffen ist.

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Wenn Blogger übers Bloggen bloggen

Obwohl ich hier erst vor ein paar Tagen behauptet habe, mich in meinen Texten vorwiegend dem Wein und nicht dem Medium Blog zu widmen, hatten die meisten Beiträge seither mit der Weinbloggerszene zu tun. (Ich werde mich bemühen, dass dieser hier der letzte für längere Zeit sein wird.)

Wären mir Zugriffszahlen, Kommentare und Links wirklich wichtig, gäbe es dafür eine ganz einfache Erklärung: Blog-Beiträge über Blogs sind in der Bloggerszene offensichtlich derart beliebt, dass sie deren Anzahl merklich erhöhen.

Auch nach längerem Nachdenken ist mir nämlich kein Beitrag eingefallen, der mir mehr Links von anderen Bloggern eingebracht hätte, als dieser Versuch, unterschiedliche Typen von Weinblogs vorzustellen.

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Denkwürdige Jahrgänge: 1983

Das Jahr 1983 war nicht der erste von Hitze und früher Traubenreife geprägte Weinjahrgang im Burgenland. Weil es aber das erste dieser Art in der „moderneren“ Weinbaugeschichte unserer Region darstellt, ist es trotzdem etwas Besonderes.

Fast alle Weinbauern folgten damals noch den eingefahrenen Traditionen, ohne diese jemals zu hinterfragen. Üppige Weine waren in (oder zumindest noch nicht so unmodern wie ein paar Jahre später), und je süßer die Trauben bei der Ernte waren, umso besser.

Aus diesem Grund richteten sie ihre Weinlese auch nicht nach der Reifeentwicklung der Trauben, sondern ernteten in der Regel so spät wie möglich.

Mein Vater, der damals etwas jünger war, als ich heute, sah das anders. Obwohl er auf keine Erfahrungswerte mit frühen Ernten zurückgreifen konnte, erkannte er den ungewöhnlichen Reifeverlauf und die drohende Überreife mit zu hohen Alkohol- und zu niedrigen Säurewerten.

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Das Motto von Hendrik Thoma´s Team bei Tvino…

…lautet offenbar: „Probieren wird man es ja noch dürfen.“ Anders ist diese Reaktion auf meine Beschwerde wegen der von mir nicht autorisierten Veröffentlichung dieses Beitrages von mir auf gleich drei (!) Seiten von Tvino wohl nicht zu verstehen: Lieber Bernhard Fiedler vielen Dank für den Hinweis. Das TVINO Team nutzt Posterous sehr gern, um auf … Weiterlesen

Sehr geehrter Herr Hendrik Thoma!

Ich freue mich, dass Ihnen mein gestriger Artikel über die Vielfalt der Weinbloggerszene gefallen hat. Leider habe ich in meiner Aufstellung vergessen, Leute wie Sie zu erwähnen, die ohne die Erlaubnis einzuholen vollständige Blogbeiträge anderer auf ihre Seite stellen. Diese Vorgangsweise widerspricht nicht nur ziemlich sicher dem Urheberrecht, sondern auch meinen ausdrücklichen Angaben diesbezüglich, von guten Manieren … Weiterlesen

Was ist ein We(in)blog?

Die deutschsprachige Weinbloggerszene ist ein kleines Dorf in den unendlichen Weiten des Internet. Man kennt sich (zumindest virtuell), schätzt oder verachtet einander, lobt oder kritisiert ganz so wie im richtigen Leben.

Und wie es sich für einen braven Einwohner von Weinbloggersdorf gehört, trage auch ich mitunter meinen Teil zum jeweils aktuellen Dorfgespräch bei. Meistens tue ich das auswärts, weil mir bei meinem We(in)blog der erste Teil des Wortes wesentlich wichtiger ist, als der zweite.

Heute schreibe ich aber ausnahmsweise auch hier über über das Bloggen. Wenn Sie also etwas über Wein lesen wollen und nicht allzuviel von Nabelschau und nur Insidern verständlichen Anspielungen halten, empfehle ich Ihnen, nicht weiterzulesen.

Suchen Sie sich stattdessen rechts im Menü einen meiner zahlreichen Wein-Beiträge aus, oder zappen Sie woanders hin und schauen in ein paar Tagen wieder vorbei.

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Weinrallye Nr. 28 – Wein im Advent

WeinrallyeNach einem längeren Boxenstop findet heute die 28. Etappe der Wein(blog)rallye statt. Dabei beschäftigen sich alle deutschsprachigen Genussblogs, die Lust dazu haben mit dem Thema Adventswein, das sich Thomas Günther von weinverkostungen.de hat einfallen lassen.

Rebstock mit Schneehaube

Während dieser Tage viele Weinfreunde ihre Adventsweine genießen (und hoffentlich darüber bloggen), sind wir im Dezember intensiv damit beschäftigt, für entspechenden Nachschub zu sorgen. So etwas wie Besinnlichkeit macht sich bei mir nicht zuletzt deshalb erst ab dem vierten Adventsonntag breit.

Auch die allermeisten Köstlichkeiten der Vorweihnachtszeit sind meine Sache nicht. Am ehesten greife ich noch bei einer vergleichsweise simplen traditionellen Mörbischer Spezialität zu, deren Rezept meine Oma für unsere Hauszeitung einmal folgendermaßen zu Papier gebracht hat:

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Fertig für den Winter

Mit dem Anhäufeln der jungen Rebstöcke endet die Arbeit im ersten Jahr unserer Junganlage am Goldberg. Dabei werden Reben und Boden entlang der Reihen von beiden Seiten mit einer Pflugschar mit Erde bedeckt. Das schützt nicht nur den untersten Teil der Pflanzen vor strengem Winterfrost, sondern ist auch bereits die erste Unkrautbekämpfungsmaßnahme für das Jahr … Weiterlesen

Flavescence dorée erreicht die Steiermark

Wie die Zeitschrift „Der Winzer“ meldet, ist die gefährliche Rebkrankheit Flavescence dorée heuer erstmals auch in Österreich aufgetreten. Die Erkrankung wird von zellwandlosen Bakterien, sogenannten Phytoplasmen, hervorgerufen und führt zu einer goldgelben Vergilbung (so lautet der deutsche Name) der Blätter und später zum Absterben der Rebstöcke. Ähnlich wie der Feuerbrand im Obstbau kann sich Flavescence dorée epidemieartig ausbreiten … Weiterlesen

Weinkulturlandschaft in Gefahr

Über einige Berichte in der deutschsprachigen Weinbloggerszene bin ich auf ein Straßenbauprojekt in Deutschland gestoßen, das mich an meine eigenen unmittelbaren Erfahrungen mit ähnlichen, wenn auch deutlich kleineren Vorhaben und an die geplante Verlängerung der nicht weit von uns entfernten S31 erinnert. Das Moseltal, eine der schönsten Weinlandschaften Europas, soll von einer monströsen Brücke für … Weiterlesen

Erst verschmäht, jetzt heiß begehrt

Manche Seitentriebe der Reben bilden im Sommer, lange nach der Blüte der „richtigen“ Trauben, kleine Träubchen aus, die sogenannten Geiz(trieb)trauben. Weil diese aber einen deutlichen Entwicklungsrückstand haben, werden sie bei der Handlese normalerweise nicht geerntet, sondern bleiben an den Reben hängen. Bis in den Winter hinein sind sie verschiedenen Vogelarten eine willkommene Bereicherung ihres Speiseplanes. Und … Weiterlesen

Lückenschluß

Die im ungarischen Teil der Doppelmonarchie praktizierte Erbteilung und das starke Bevölkerungswachstum in Mörbisch Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts haben zu sehr zersplitterten Besitzverhältnissen in unseren Rieden geführt.

Über Generationen hat nämlich im Gegensatz zu anderen Regionen nicht nur der älteste Sohn den Grundbesitz geerbt, sondern alle Geschwister. Und damit auch wirklich fair geteilt wurde, erhielt jedes Kind einen gleich großen Teil von jedem Grundstück.

Als meine Eltern die Weingärten von ihren Eltern übernommen haben, waren es am Ende dieser Entwicklung rund 60 Parzellen, was bei knapp 10 Hektar Gesamtfläche im Durchschnitt nur etwa 1600 m2 pro Weingarten entspricht.

Für Mörbischer Verhältnisse war das sogar noch relativ viel, weil es vor allem unter den Vorfahren meiner Mutter durch eine Ansammlung von (für sich allein in dieser Zeit nicht seltenen) tragischen Ereignissen in mehreren Generationen nur eine Erbin gab.

Seit mittlerweile fast 40 Jahren bemüht sich mein Vater, die Struktur unserer Rebflächen zu verbessern weil die Kleinheit der Parzellen ihre Bewirtschaftung ziemlich erschwert. Dabei war nicht jeder Versuch erfolgreich, aber immerhin verteilen sich unsere 10 Hektar heute nur noch auf knapp 30 Weingärten und der Anteil der besten Lagen ist wesentlich gestiegen.

Der Großteil dieser Umstrukturierung erfolgte kapitalsparend in Form von Tauschgeschäften. Um aber auf diesem Weg eine Nachbarparzelle erwerben zu können, mußte mein Vater deren Besitzer natürlich auch einen Vorteil bieten. Also z.B. ein größeres Grundstück, einen wertvolleren Rebbestand, eine bessere Lage oder über Zwischengeschäfte ein Parzelle neben seiner eigenen.

Wie fast jedes Jahr ist ihm in den letzten Tagen auch heuer wieder eine derartige Transaktion geglückt. Beim aktuellen Grundstückstausch handelt es sich sogar um einen regelrechten Lückenschluß.

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Blindverkoster sind auch nur Menschen (8)

Auch die geübtesten (Blind-)Verkoster sind nur Menschen. Und den besten von ihnen ist immer bewußt, dass irren zum Menschsein dazugehört und es in (Wein-)Geschmacksfragen niemals eine richtige, eine alleingültige Meinung geben kann. Verkostungserlebnisse, die mich daran erinnern, zählen deshalb zu meinen wichtigsten Erfahrungen: Um Haus und Hof Als Winzer hat man natürlich eine ganz besondere … Weiterlesen

Trübe Ansichten

Noch ist der neue Jahrgang keine drei Monate alt, aber schon vor Wochen hat der Reinlichkeitsfimmel wieder einmal weite Teile der Weinbauernschaft erfaßt. Landauf landab summen die Kieselgur- und sonstigen Filter auf Hochtouren, um auch das letzte Trubteilchen aus dem Jungwein zu holen und ihn auf Hochglanz zu bringen. Waren die Hefezellen während der Fermentation … Weiterlesen

Fehler behoben

Wie hier bereits berichtet, haben sich in unsere Junganlage am Goldberg zahlreiche Kuckucksreben eingeschlichen. Durch einen Fehler bei der Pflanzung waren einige Chardonnay-Reben in den Muskat-Reihen gelandet, und vermutlich wegen einer Verwechslung beim Veredeln entpuppten sich zahlreiche Muskat-Reben als Gutedel. Während des Sommers haben wir bei jedem Bearbeitungsdurchgang auch darauf geachtet, und die falschen Stöcke markiert. … Weiterlesen

Erste Annäherung

Heute habe ich mir zum ersten Mal konkrete Gedanken über die Zusammenstellung der gehaltvolleren Rotweine des Jahrgangs 2008 gemacht. Während die leichteren Vertreter von Zweigelt und Blaufränkisch bereits seit dem Sommer in der Flasche sind, reifen die besten Chargen der bodenständigen Sorten und der Cabernet Sauvignon nämlich nach wie vor in den Fässern. In den … Weiterlesen