Der Blaufränkisch ist zweifellos eine spannende Rebsorte, die private und professionelle Weinkenner in ihren Bann zieht. Aber kann er neben den Weinfreaks auch Otto Normalweintrinker begeistern, wie das z.B. der Grüne Veltliner vermag?
Trotz all meiner Wertschätzung für unsere rote Traditionssorte bin ich diesbezüglich eher skeptisch. Nicht nur wir verkaufen im Basisbereich deutlich mehr Zweigelt als Blaufränkisch. Ein Kollege gab unlängst das Verkaufsverhältnis dieser beiden Sorten im Westen Österreichs mit acht zu zwei an.
Seiner Meinung nach leidet das Image der Sorte beim Konsumenten unter den verschiedenen Versuchen einer purisitschen Neuinterpretation, die weniger auf Weichheit und Kraft als auf Eleganz und (Säure)struktur setzt.
Auch wenn ich diese Ansicht für überzogen halte, hat sie vielleicht doch einen wahren Kern. Während sich nämlich ein sortentypischer Zweigelt im Glas auch dem Unkundigen selbst erklärt, fordert der Blaufränkisch Aufmerksamkeit und Verständnis.
Nimmt man sich dafür etwas Zeit, belohnt er den Trinker mit interessanten Einblicken. Aber nicht jeder bzw. nicht immer hat man das Bedürfnis und/oder die Zeit für solche Erfahrungen. Und weil es dann leicht passieren kann, dass ein Blaufränkisch etwas abweisend wirkt, geben sich viele lieber dem verführerischen Zweigelt hin.
Blaufränkisch-Weine der Basiskategorie sind deshalb immer eine Gratwanderung zwischen klar erkennbarer Sortentypizität und der kommerziell bedingten Anpassung an den Geschmack von Otto Normalweintrinker.
Zwischen Feinheit und Säure einerseits, die schnell als dünn und hart wahrgenommen werden, wenn es um wirtschaftlich sinnvolle Ertragsmengen für Fünf-Euro-Weine geht.
Und süß wirkender Fülle andererseits, die rasch zum konturlosem Mittelmaß ohne Sortencharakter führt, wie es Rüdiger Pröll in einem durchwegs kritischen Bericht über Blaufränkisch aus dem Supermarkt in Vinaria ausdrückt.