Gesunde Skepsis

ZW Hofwiesort

Wie man diesen zwei Beiträgen aus dem Jahr 2007 entnehmen kann, stehe ich kompetenten Beratern in Weinbau und Kellerwirtschaft durchaus positiv gegenüber. Zahlreiche Verbesserungen unserer täglichen Arbeit wären ohne ihre Empfehlungen nicht oder nur zaghaft und/oder verspätet erfolgt.

Trotzdem versuche ich mir auch bei Konsulenten, die ich sehr schätze, eine gesunde Skepsis zu erhalten. Passiert es doch immer wieder, dass sich ihre Aussagen, so fundiert sie auch klingen, kaum mit unseren Beobachtungen in der Praxis in Einklang bringen lassen.

2006 schmiedete unser damaliger Berater zum Beispiel im feucht-kühlen August bereits Notfallpläne für einen miserablen Jahrgang. Zu unser aller Glück gab es dann aber eine sehr erfreuliche Überraschung.

Vergangenes Jahr stellte ein anderer Konsulent die Prognose auf, dass ein säurearmer Jahrgang zu befürchten wäre, weil das schlechte Blütewetter zu weniger Kernen in den Beeren geführt hätte, in deren „Mantelgewebe“ die Säure eingelagert wird.

Mein damaliger Einwand, dass die Wasserversorgung der Reben im Sommer und die (Nacht-)Temperaturen einen weit größeren Einfluß auf den Säuregehalt haben, wurde zwar nicht völlig verworfen, aber auch nicht wirklich ernst genommen. Einige Wochen später sah es dann übrigens so aus.

Vor ein paar Tagen wiederum wurde bei einem Vortrag die Devise ausgegeben, das Wetter wäre heuer von einem trockenen, aber für die Rebe wenig relevanten Frühjahr in einen nassen Mai und Juni gekippt. Die Folge davon wäre ein Stickstoffüberschuss in den Trauben, der große Beeren und einen hohen Fäulnisdruck während der Reifezeit zur Folge haben könnte.

Meiner Empfindung nach war der Regen Ende Mai und im Juni jedoch bestenfalls ausreichend, um optimale Wachstumsbedingungen und somit einen guten Grundstein für den Jahrgang 2011 zu schaffen.

Deshalb freue ich mich auch über die jetzige Entwicklung der Reben, anstatt mich vor dem Herbst zu fürchten.

1 Gedanke zu „Gesunde Skepsis“

  1. Wo war es im Mai und Juni feucht? Die Berater müssen andere Wettermessstationen haben.

    Um Berater zu werden, braucht man vor allem gesundes Selbstbewusstsein.

    lg aus dem Weinviertel, wo es endlich ein wenig regnet.
    Christoph

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