Das heurige Frühjahr ist relativ feucht (wenn auch in Summe keine großen Regenmengen zusammenkommen) und kühl. Deshalb habe ich mir bislang keine großen Sorgen über Infektionen von Pilzkrankheiten gemacht, denn einerseits erschweren die niedrigen Temperaturen dem falschen Mehltau (der Peronospora) die Entwicklung, andererseits sind die Reben wegen der Kälte noch immer relativ klein und dadurch weniger empfindlich.
Peronospora konnte ich bei der Weingartenarbeit auch tatsächlich noch keine entdecken, allerdings bin ich in den letzten Tagen vereinzelt auf einen Gast gestoßen, mit dem wir (zum Glück) sehr selten zu tun haben. Als Schönheitsfehler ohne weitere Konsequenzen gibt es da und dort Blätter mit vertrockneten Segmenten, ein recht eindeutiger Hinweis auf den Roten Brenner.
Der ist auch eine Pilzkrankeit, bei uns aber erfahrungsgemäß kein nennenswertes Problem. Vielleicht weil ihm das Klima nicht passt, möglicherweise weil er nicht so aggressiv, ganz sicher weil die Pflanzenschutzmittel gegen Peronospora auch gegen den Roten Brenner wirken.
Unser Hauptaugenmerk liegt deshalb auch auf der Peronospora, die ist um diese Jahreszeit die größte Gefahr für unsere Weinstöcke. Weil sie Wassertropfen (d.h. häufigen Regen) auf den Blättern und Trauben für ihr Wachstum braucht, ist sie an und für sich in unserem trockenen Klima nicht ganz so problematisch wie der echte Mehltau (Oidium), dem schon hohe Luftfeuchtigkeit (also z.B. schwüles Wetter) reicht.
In Jahren mit viel Regen bei milden Temperaturen rund um die Blütezeit wie zuletzt 2023 kann aber auch die Peronospora zu massiven Ernteeinbußen führen. Beim Schreiben dieses Beitrages hatte ich damals noch gehofft, unsere Pflanzenschutzbehandlung käme rechtzeitig. Ein Irrtum, der uns am Ende eine der kleinsten Ernten der letzten Jahre beschert hat.
Damit das heuer nicht passiert, haben wir heute die Pflanzenschutz-Saison begonnen. So spät wie möglich, aber (hoffentlich) rechtzeitig vor der herannahenden Blütezeit, in der die Reben und die jungen Trauben besonders empfindlich sind.