Die Freude über den ausgiebigen Regen in diesem Frühling ist groß, und ich habe mir geschworen, nach der Dürre im Vorjahr bis zur Reifephase der Trauben über keinen einzigen Tropfen Niederschlag zu jammern. Dementsprechend demütig nehme ich auch die aktuell sehr gefährliche Lage für unsere Reben.
Seit Sonntag sind Blätter und Trauben praktisch durchgehend nass, und das bei recht milden Temperaturen. Beste Bedingungen also für die Sporen der Peronospora (den sogenannten falschen Mehltau), die in den Wassertropfen keimen und dann in Blätter und Trauben eindringen können. Dort zerstören sie das Blattgewebe und führen im Extremfall zum Absterben von ganzen Blättern und Trauben.
Weil in der Wachstums- und Blütephase der Reben deren Gewebe besonders weich ist, hat der Mehltau jetzt ein besonders leichtes Spiel. Erste Symptome sind bereits zu finden, sogenannte Ölflecken, die auf der Blattoberseite entfernt an einen glänzenden Tropfen Pflanzenöl erinnern und auf der Unterseite die Sporenträger für weitere Infektionen zeigen.
In diesem Stadium gibt es keine Heilung mehr, allerdings haben wir die Chance, im kurzen Zeitfenster zwischen Infektion und Sichtbarwerden der Peronospora mit geeigneten Pflanzenschutzmaßnahmen den Ausbruch zu verhindern. Deshalb haben wir uns gestern trotz nicht idealer Befahrbarkeit des Bodens entschlossen, unsere erste Spritzung im heurigen Jahr um ein paar Tage vorzuziehen.
Zum Glück hat das Wetter trotz ständig drohender Wolken fast den ganzen Tag gehalten, und wenn uns der Wettergott heute Vormittag noch drei trockene Stunden schenkt, sind alle Weingärten vorerst geschützt. Bisher und hoffentlich auch noch heute ohne dass wir dabei den Traktor versenkt haben wie 2009, als es Ende Juni eine ähnliche Situation gab. Den – glaub ich lesenswerten – Bericht darüber gibt´s hier.
Und hier noch ein Archivbild (zum Glück nicht aus einem unserer Weingärten), wie Peronospora bei etwas späterem Befall an den Trauben aussieht und eines, wie sich die Ölflecken weiterentwickeln: