Die Lese ist der Höhepunkt des Weinjahres. Wir ernten im wahrsten Sinne des Wortes die Früchte unserer Arbeit und dementsprechend zeigt sich, ob wir unseren Anteil an einem guten Jahrgang bestmöglich geleistet haben.
Am Wetter kann es nicht liegen, wenn der 2024er bescheiden ausfällt, denn insgesamt gesehen dürfen wir heuer diesbezüglich nicht jammern. Ja, es gab Spätfrostschäden, sogar etwas mehr als hier im ersten Moment beschrieben. Über den gesamten Betrieb gerechnet lässt sich das aber verschmerzen, denn anders als 2016 sind nur unsere wenigen Lagen in der Ebene betroffen und in den Hanglagen ist nur die empfindliche Sorte Muskat Ottonel etwas geschädigt.
Eine seit langem endlich wieder einmal gute Winterfeuchte nach einem nassen November 2023 und viel Regen im April und Mai haben für ein schönes Wachstum der Triebe gesorgt und die Reben auch den sehr trockenen Juli gut überstehen lassen. Trotz Regen und schwüler Hitze hatten wir die beiden Mehltauarten relativ gut im Griff, anders als im Vorjahr, als uns die Peronospora kurz nach der Blüte doch einige Ertragseinbußen beschert hat.
Im August hat es zweimal schön geregnet, sodass selbst die Hitzewellen der letzten Wochen keinen Trockenstress mit sich gebracht haben. Im Gegenteil, unsere Weingärten stehen so schön da wie selten. Dass die Traubenreife früh einsetzen wird, war nach dem sehr frühen Austrieb zu erwarten, aber mit viel Einsatz und fleißigen Helfern (danke Lazi und Andrea!) haben wir alle Laubarbeiten zeitgerecht geschafft.
Auch der Erntebeginn morgen Montag ist richtig gewählt. Selten war ich mir dabei so sicher wie heuer, nicht zuletzt, weil wir mit der Lese unseres „Springinkerl“ vor zwei Wochen und eines Grünen Veltliners am vergangenen Donnerstag schon „echte“ Anhaltspunkte haben zusätzlich zu den um diese Jahreszeit üblichen Reifemessungen mit Stichproben von 50 Beeren pro Weingarten.
Davon abgesehen ist der Zuckeranteil der Beeren (und damit der spätere Alkoholgehalt im Wein) natürlich nicht das einzige Kriterium, nach dem wir uns entscheiden zu ernten. Die Traubenreife ist eine recht komplexe Sache und meine Zuversicht für den 2024er beruht auch auf dem Säuregehalt, Geschmack und Gesundheitszustand der Trauben.
Ob alle Hoffungen in Erfüllung gehen, werden die nächsten Wochen zeigen. Die sind zwar die anstrengendsten des ganzen Weinjahres, und als Weinbauer und Kellermeister gerät man während der Lese mitunter auch an die Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit. Trotzdem ist heute für mich ein Tag der Freude:
Morgen beginnen wir mit der Weinlese 2024!