Obwohl nicht wenige Mitbewerber und Kritiker des Falstaff-Magazins am Status der jährlichen Rotweinprämierung der Zeitschrift für Wein, Essen und Reisen (so die Eigendefinition) rütteln, ist der Falstaff-Rotweinguide bis heute DIE heimische Rotweinmeßlatte geblieben.
Kaum ein Winzer, der auf sich hält, kann und/oder will es sich leisten, seine Weine nicht einzureichen. Und da viele mit ihrer halben Kollektion teilnehmen, gab es für die Jury heuer rund 1600 Weine zu verkosten.
Wie schon in den letzten Jahren, habe ich auch heuer nur einen Wein abgegeben, um Präsenz zu zeigen. Ein Sortensieg wie vor zwei Jahren ist es zwar nicht geworden, und für mich unverständlicherweise waren auch nicht mehr Punkte drin, als für den sicherlich schwächeren 2005er.
Beklagen können wir uns aber über die 90 Punkte („ausgezeichneter Wein, unter den besten des Jahrgangs“) für den Cabernet Sauvignon 2006 trotzdem nicht, zumal die Beschreibung eher nach mehr klingt:
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, zarter Wasserrand. In der Nase einladendes dunkles Beerenkonfit, Noten von Lakritze, Cassis, Mokkaröstaromen. Am Gaumen komplex, wieder stoffige Frucht, feine Säurestruktur, Nougat, zart karamellige Nuancen, gute Länge, bereits antrinkbar, gutes Reifepotential.
Die 90 Punkte muss man wohl auch im Kontext einer generellen Kritik am österreichischen Cabernet Sauvignon sehen, welche im Jahrgangsbericht des aktuellen Rotweinguides klar geäußert wird. Ob berechtigt oder unberechtigt, muss wohl jeder für sich entscheiden. Ich traue mir hier ein Urteil nach den wenigen von mir getrunkenen österreichischen Cabernets bislang nicht zu. Es ist aber sicher richtig, dass grad die österreichischen Sorten um Blaufränkisch und Co. in den letzten Jahren qualitativ vermehrt auf sich aufmerksam gemacht haben und von einem großen Image-Gewinn profitieren. Das ist sicher zu begrüßen, weil man sich damit auch auf einem internationalen Markt eine Niche schafft, in der man Weine von Weltformat erzeugt. Die Zukunft und Berechtigung von Cabernet und Merlot (und anderen internationalen Sorten) in Österreich sind in diesem Kontext natürlich ein spannendes Thema und ich würde mich freuen vielleicht auch von Ihnen ein paar Worte dazu zu lesen. Welche Chancen sehen Sie für diese Sorten neben den erstarkenden einheimischen Sorten? Welche Erfahrungen haben Sie bislang gemacht (Nachfrage, Feedback von Kunden)?
Und nur nebenbei, mit 90 Punkten sind Sie mit Ihrem CS 06 ja mitten unter den besten Cabernets des Jahrgangs, und ich glaube das zählt für die Liebhaber des österreichischen Cabernet Sauvignons mehr als die exakte Punktzahl. Am besten wäre die Weintrinker verlassen sich natürlich auf den eigenen Geschmack und nehmen den Rotweinführer nur als Anregung, Neues zu probieren.
Janik
Hallo Bernhard,
so direkt kann man das überhaupt nicht vergleichen, da ja immer ein Jahrgang im Vergleich steht. Bei einem besseren Jahrgang sind natürlich auch die Mitbewerber besser. Was man herauslesen kann: du bist egal wie der Jahrgang ist immer vorne dabei und das ist ja das eigentlich tolle.
Was mich am Falstaff Rotweinguide faszniert ist die relative Konstanz der Bewertung über die Jahre hinweg. (Vergleich Weinguide und Rotweinguide)
BC
Hallo Janik!
Nur damit kein Mißverständnis entsteht: Ich bin mit dem Ergebnis der Verkostung durchaus zufrieden. Schließlich hat es auch etwas von ausgleichender Gerechtigkeit, wenn man zuerst mit einem persönlich weniger hoch eingestuften Jahrgang Sortensieger wird, dafür dann aber der eigene Favoritenjahrgang nicht ganz so hoch bewertet wird.
Ich habe die Cabernet-Kritik in der Einleitung auch gelesen, finde sie aber in den Bewertungen kaum wieder. Unter anderem heißt es: „Wenn selbst den besten Cabernets ein klarer Sortencharakter fehlt, dann können wir diese edle Sorte getrost den Franzosen, Kaliforniern oder Chilenen überlassen.“
Da stellt sich für mich die Frage, warum diese sortenuntypischen Spitzencabernets dann bis zu 92 Punkte bekommen und ihre Beschreibungen nur so von Cassis, Tabak, Würze, Nougat und Schokolade – alles völlig cabernet-untypisch – strotzen.
Und wenn andererseits der Merlot so favorisiert wird: Auffallend ist in erster Linie, dass deutlich mehr Merlots als Cabernets eingereicht wurden. Und nur in zweiter Linie, dass nicht einmal eine Handvoll Spitzenweine ein oder zwei Punkte mehr errungen haben, als die besten Cabernets. Es gibt in Österreich auch mehr Zweigelt als Blaufränkisch und das mag für den Zweigelt sprechen, aber ganz sicher nicht gegen den Blaufränkisch…
Letztlich ist das aber natürlich Haarspalterei, und natürlich weiß ich, dass reinsortiger Cabernet aus Österreich nur eine Sortimentsergänzung zu Blaufränkisch und Zweigelt sein kann. Als solche hat er aber seine Berechtigung und stellt diese in Form von spannenden Weinen durchaus auch in nicht ganz so einfachen Jahren immer wieder unter Beweis.
Wenn ich einmal mehr Zeit habe (wann auch immer das sein wird), werde ich Ihre Anregung aufgreifen und mit ausführlicher mit dem Thema Cabernet in Österreich beschäftigen.
Herzlichen Dank!
Bernhard Fiedler
Hallo BC!
Also ich finde schon, dass man das vergleichen kann oder zumindest können sollte. Schließlich ist ein Punktesystem zumindest meinem Verständnis nach der Versuch einer Bewertung unabhängig von Sorte und Jahrgang.
Wenn das nicht der Fall wäre, und die Bewertung nur innerhalb des Jahrgangskontextes gültig wäre, könnte Falstaff den Weinen auch Rangziffern geben (was aber nur bei den ersten drei Weinen getan wird). Unser Cabernet 2006 hätte dann nicht 90 Punkte, sondern er wäre ex aequo mit vielen anderen an fünfter Stelle.
Die geringen Abweichungen der Herbstbewertungen im Rotweinguide von den Frühjahrsbewertungen im Weinguide wundern mich (zumindest bei Weinen die auch schon im Frühjahr gefüllt waren) nicht besonders. Schließlich sind die Verkostungsmodalitäten meines Wissens mit Ausnahme der Finalrunde im Herbst ident.
Grüße ins Weinviertel
Bernhard
Hallo Bernhard,
du schreibst es ja auch .. der Versuch einer unabhängigen… Kein Koster kann sich auf Dauer der Macht der Reihenfolge entziehen. Das liegt in der Natur der Sache, da beim Verkosten mit jedem Wein eine neue Feineinstellung erfolgt und die Verkoster immer mit den anderen Weinen vergleichen.
In anderen Magazinen gibt es oft schon deutliche Unterschiede bei gleichen Weinen und verschiedenen Verkostungen. Ich finde da nichts schlimmes daran.
Christoph