Hahn im Korb (beinahe)

Drei Tage sind seit meinem letzten Eintrag vergangen und ich habe schon fast ein schlechtes Gewissen. Zu meiner Ehrenrettung muß ich allerdings sagen, daß ich in den letzten Tagen noch mehr als sonst zu tun hatte.

Gestern Abend hatte ich das Vergnügen, für 15 „Weindamen“ des Vereines Austria Vinosophica (und drei begleitende Herren) ein Seminar halten zu dürfen.

Obwohl ich mich als Vortragender überwiegend auf Seminare über die Weine Österreichs, das Verkosten und die Weinherstellung spezialisiert habe, sollte es für die Weindamen (auf deren Wunsch) ein Seminar über fremde Länder und Weinbaugebiete sein. Um mich nicht zu blamieren, waren daher einige strategische Vorbereitungen zu treffen.

Die größte Hürde eines solchen Unterfangens ist natürlich das Thema. Zwar habe ich bei der Ausbildung zum Weinakademiker und in einzelnen Fortbildungsveranstaltungen seither alle relevanten Weinbaugebiete der Welt „gelernt“ und verfolge deren Entwicklung auch mehr oder weniger interessiert in den Weinmedien, für einen Vortrag reicht es bei den meisten aber nicht (mehr).

Bei der Themenauswahl mußte ich daher folgende Punkte beachten:

  • Das Weinland oder -gebiet sollte mich auch „privat“ interessieren, damit mein Wissensstand halbwegs aktuell und mein Vortrag authentisch wirkt.
  • Es sollte „im Trend“ liegen, um für die Teilnehmerinnen auch wirklich spannend zu sein (und überhaupt genügend Anmeldungen für das Zustandekommen des Kurses zu erhalten).
  • Es sollte eine ausreichend große Vielfalt an Weinen bieten, um den Abend nicht mit allzuähnlichen Weinen bestreiten zu müssen.
  • Und es sollte in Österreich möglichst unbekannt sein, um einen gewissen Überraschungseffekt erzielen zu können und nicht in die Verlegenheit zu kommen, die eine oder andere Detailfrage nicht beantworten zu können.

Da das erste meiner beiden gewohnten Vortragsgebiete, Mittel- und Osteuropa, leider nur bedingt die Anforderungen von Punkt zwei erfüllt, schlug ich im Vorgespräch das zweite Land vor, über das ich gelegentlich referiere: Deutschland. Kleine Abstriche bei Punkt zwei hätte unser Nachbarland mit dem besonders zutreffenden letzten locker aufgewogen. Leider stieß Deutschland auf wenig Interesse, da es im Rahmen einer Riesling-Sortenverkostung bereits am Rande ein Thema der Vinosophinnen war.

Aus diesem Grund einigten wir uns schließlich auf Portugal. Ein für Portugal-Neulinge unerwartet überraschend erfrischender Vinho Verde zu Beginn, spannende Rotweine aus überwiegend einheimischen Rebsorten, die voll im Anything-but-Cabernet-Trend liegen und die ganze Vielfalt von Portwein, Moscatel und Madeira versprachen einen spannenden Abend.

Der nächste Schritt der Seminarvorbereitungen war die Auswahl der Weine. Da das Angebot in Österreich beschränkt ist, es sich nur um je eine Flasche von etwa 10 bis 12 Weinen handelte und ich nicht die Zeit hatte, bei verschiedenen Händlern nach Vorproben Einzelflaschen zu besorgen, begab ich mich in professionelle Hände und erstellte gemeinsam mit einem Portugal-Spezialisten das Weinprogramm:

  1. Weißwein:
    Casa de Sezim: Colheita Seleccionada 2005, Vinho Verde
  2. Rotweine:
    Casa Cadaval: Trincadeira Preta 2003, Ribatejo
  3. Quinda dos Roques: Touriga Nacional 2003, Dao
  4. Quanta Terra: Quanta Terra 2003, Douro
  5. Luis Pato: Vinha Barrosa 2003 (Baga), Bairrada
  6. Quinta de Pancas: Touriga Nacional Special Selection 2001, Estremadura
  7. Aufgespritete Weine:
    Alambre: Moscatel de Setubal 20 years old
  8. Fonseca: BIN No. 27 Premium Port (Ruby)
  9. Romariz: Tawny Port 10 years old
  10. Romariz: Vintage Port 1997
  11. Henriques&Henriques: Madeira Malvasia Sweet 10 years

Zu guter letzt habe ich mich in den letzten Tagen in meine diversen Portugal-Unterlagen und -Bücher vertieft, meinen Vortrag erarbeitet und eine kurze Info-Unterlage für die Teilnehmer erarbeitet. Da es keinen Overhead gab und ich kein Powerpoint-Mensch bin, brachte ich von Hand eine Portugal-Karte und eine Portwein-Stilübersicht auf Flip-Chart-Papier.

Solcherart vorbereitet schritt ich gestern zur Tat und soweit ich es beurteilen kann, hat es den Damen gefallen. Schließlich wurde ich nach der Veranstaltung sogar gefragt, ob ich wieder einmal vortragen würde.

Ich hoffe, mir fällt dafür noch ein „machbares“ Thema ein. Vielleicht kann ich den Weinfrauen ja doch noch Deutschland schmackhaft machen 😉

2 Gedanken zu „Hahn im Korb (beinahe)“

  1. Hi Bernhard!
    Haste was gegen die Schweiz?! 😉

    Gruß
    Rico, der diesen Blog, von den ihm bekannten, als einzigen wirklich sinnvollen erachtet und dementsprechend ‚gebookmarked‘ hat: Gratulation!

  2. Hi!

    Falls mal das Interesse besteht mehr über Portugal zu erfahren die e-mail Adresse http://www.ladottoressa.at führt zu der Vinothek für die ich arbeite. Wir kennen die Vinothek Kuranda auch sehr gut und arbeiten auch nun schon seit ein paar Jahren mit ihm zusammen. Doch wir haben uns speziell auf die Länder Portugal und Spanien spezialisiert und ich glaube das wir mit unserem Sortiment noch für so einige Überraschung sorgen!!!

    Gruß Ela

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