Auch wenn es den Nicht-Winzern unter „meinen“ Lesern wohl langsam auf die Nerven geht, folgen hier wieder ein paar Reifemessungen. Diesmal mit Säuregehalt und pH-Wert und, damit es nicht ganz so trocken ist, auch ein paar Fotos.
Folgende Werte habe ich in jeweils weitgehend für den Weingarten repräsentativen Proben gemessen:
Welschriesling Ried Haidacker:
15,5 °KMW; 10,9 g/l Säure; pH 3,06
Muskat Ottonel Ried Wieser:
+17 °KMW; 7,7 g/l Säure; pH 3,18
Chardonnay Ried Hofwiesort:
+18 °KMW; 11 g/l Säure; pH 3,03
Zweigelt Ried Goldberg (Fotos):
17,5 °KMW; 8,7 g/l Säure, pH 3,22
Zweigelt Ried Wieser:
17,5 °KMW; 8,2 g/l Säure, pH 3,21
So sieht unser Zweigelt-Weingarten in der Riede Goldberg im Moment aus. Man beachte die beim Ausdünnen zu Boden geschnittenen Trauben.
Nach wie vor sind die Säurewerte in den Trauben sehr (zu) hoch. Auch wenn die Zuckergradation schon beinahe im „richtigen“ Bereich ist, sind die Trauben noch nicht reif. Zum besseren Verständnis sei gesagt, daß wir einen pH-Wert von etwa 3,3 bei der Lese anstreben und daß der Säuregehalt des Weines durch den Weinsteinausfall um etwa 0,5 bis 2 g/l niedriger ist, als der des Ursprungsmostes (bzw. beim Rotwein durch den biologischen Säureabbau noch weiter reduziert wird).
Hallo Bernhard,
auf dem zweiten Bild – Wird das Endergebnis eine Flasche pro Stock sein?
Cool! 🙂
Viele Grüße
Lars
Hallo Lars!
Der Stock wird vielleicht sogar weniger erbringen, aber repräsentativ ist er damit nicht. Im Durchschnitt sind die Zweigelt-Trauben größer als auf dem Foto. Dieser Teil des Weingartens soll ein Teil unserer Spitzencuvées werden. Dafür haben wir etwa 6 Trauben pro Stock belassen, weil wir mit etwas kleineren Trauben von durchschnittlich 280 Gramm gerechnet haben (schlechte Blüte, Trockenheit im Juli). Pro Stock wären das etwa 1,7 kg, pro Hektar (mit rund 4200 Reben) 7200 kg oder 5300 Liter.
Bei entsprechend guter Traubenreife planen wir einen Saftabzug (es gibt nämlich auch einen Zweigelt Rosé) der die Menge weiter reduziert, und sollte unsere Hochrechnung zu niedrig angesetzt sein, werden wir den Saftabzug erhöhen (auf bis zu 25%).
Die niedrigsten Erträge haben wir übrigens beim Cabernet. Dort waren es bei der besonders kleinen Ernte 2005 16 hl/ha, was nicht viel mehr als eine halbe Flasche pro Stock ist.
In solchen Jahren braucht man wenigstens keine Kostenrechnung. Da weiß man im vorhinein, daß man soviel gar nicht für den Wein verlangen kann, als es zur Kostendeckung bräuchte.
Aber wenigstens ist er gut geworden. Das ist beim Cabernet ja nicht selbstverständlich.
Grüße
Bernhard
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
um Ihre möglicherweise rare bzw. kostspielige Bandbreite nicht über Gebühr zu verbrauchen, habe ich mir (mit Bernhards Einverständnis) erlaubt, die Bilder zu verkleinern.
Ich hoffe, die Erkennbarkeit der dargestellten Motive leidet nicht darunter.
Viel Vergnügen noch beim Lesen und Bernhard noch viel Freude und Erfolg beim Bloggen!
Christian (im wirklichen Leben Bernhards Bruder)
hallo bernhard,
das mit dem saftabzug habe ich nicht wirklich verstanden. liege ich richtig, dass bei dem zweigelt bis 25% zu rose werden und der rest mit den schalen (also auch derer von dem saft für den rose) stehen bleibt für den roten?
ich interessiere mich sonst nur für das produkt, aber der punkt scheint mir doch interessant.
viele grüße
thomas
Hallo Thomas!
So ist es. Dieser „Trick“ ist ein Low-tech-Konzentrationsverfahren für Jahrgänge mit regenbedingt großen Beeren aber reifen Tanninen. Unter 15% lohnt es die Mühe kaum, 25% wäre aber schon ein sehr hoher Wert.
Es hat natürlich nur Sinn, wenn vom überproportional hohen Schalenanteil etwas Positives für den Wein zu erwarten ist. Und wenn jemand den Mengenverlust von 25% (beim Rotwein) zu honorieren (€ 😉 ) bereit ist und es eine zumindest kostendeckende Verwendung für den anfallenden Rose gibt.
Grüße
Bernhard