Wie hier bereits einmal beschrieben, haben Holzfässer bei guter Pflege eine enorme Lebensdauer. Nicht alle halten aber so lange wie unser derzeit ältestes, das aus dem Jahr 1939 stammt. Kleine Mängel bei Holzauswahl oder Herstellung führen über die Jahre ebenso zu Problemen wie ein längeres Leerstehen, zum Beispiel nach einer kleinen Ernte für die nicht alle Fässer benötigt werden.
Unser bislang größtes Fass stammte aus den 1960er-Jahren. Damals wurde viel neuer Lagerraum benötigt, weil die Rebfläche stark ausgeweitet wurde, und wie die manche Weinbauern setzten auch etliche Fassbinder eher auf Masse, statt auf Klasse. Aus kaum abgelegenem Holz schnell und ungenau gefertigt hatten wir immer wieder Schwierigkeiten, es beim Wiederbefüllen dicht zu bekommen. Im kleinen Jahrgang 2010 blieb es komplett leer und seither halfen bei den zwei, drei Problemstellen auch alle möglichen Tricks nichts mehr. Das hat uns schließlich dazu bewogen, das 4400l-Fass vor der heurigen Ernte auszumustern.
Ersatz fand sich zum Glück im Keller meiner Schwiegereltern, die auch einen Weinbaubetrieb bewirtschaften, ihr gut gepflegtes 3000l-Fass aber nicht mehr benötigen. Mit rund 45 Jahren ist es zwar kaum jünger als unseres, dank seiner wesentlich besseren Machart sollte es aber noch ein paar Jahr(zehnt)e halten.
Um das alte Fass zerlegen und das neue richtig positionieren zu können, mußten wir natürlich zuerst in unserem Keller Platz schaffen, und die benachbarten Fässer umlagern oder zumindest beiseite rollen. Im Keller der Schwiegereltern wartete dann aber eine wirkliche Herausforderung. Wie bei alten Kellern nicht selten ist ihr Fass nämlich größer als die Kellertür und mußte deshalb für den Transport zerlegt werden.
Die wichtigste Arbeit leistete dabei ein ehemaliger Fassbinder aus Mörbisch, dessen Vater das Fass einst gefertigt hatte. Zuerst entfernte er die Eisenringe („Reifen“), entnahm auf jeder Seite zwei Bretter („Dauben“) und fixierte die restlichen provisorisch mit einem Metallband und kleinen Nägeln. Danach wurden die Fassböden mit Hilfe von Keilen entlang der Fugen zwischen den Bodenbrettern halbiert.
Mit einigen Helfern beförderten wir die beiden Hälften nacheinander über die steile Kellertreppe ins Freie, wo sie der Fassbinder sofort wieder fachkundig zusammensetzte. Das erleichterte den Transport und durch unsere Kellertür paßt das Fass ohnehin auch unzerlegt.
Bevor wir unser neues altes Fass dann zu zweit mit ein wenig technischer Unterstützung an seinen neuen Platz befördert haben, erhielten die Eisenreifen noch einen Schutzanstrich, um den Rost die nächsten Jahre fernzuhalten, und das Holz eine Pflegepolitur.
Nach einer gründlichen Wässerung wurde es drei Wochen nach seiner Reise mit frischgepresstem Zweigelt befüllt, der mittlerweile seinen biologischen Säureabbau darin abgeschlossen hat.