Noch ist es viel zu früh, den außergewöhnlichen Jahrgang 2014 richtig einzuordnen. Natürlich wird man ihn nicht zu den sehr guten zählen können. Und ziemlich sicher wird er in der Menge auch österreichweit gerechnet unterdurchschnittlich ausfallen. Wie es aber im Detail aussieht, ist um diese Zeit schon in einem normalen Jahr schwer abzuschätzen. Und heuer praktisch gar nicht.
Auch wenn es überall zu nass war, dürfte es doch große Unterschiede zwischen den heimischen Weinbaugebieten geben. Und zwischen den Sorten. Zweigelt und wohl auch St. Laurent scheinen zum Beispiel fast überall schwer von der Fäulnis in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, während der Blaufränkisch besser dastehen könnte. Weil wichtige Blaufränkisch-Gebiete aber deutlich später in der Entwicklung sind, bleibt aber die Frage, ob die Reife weit genug fortgeschritten ist. Die deutliche Wetterbesserung ab Ende September konnten die meisten Reben nämlich mangels intakter Blattmasse aufgrund von de facto unvermeidlichem Peronosporabefall kaum noch nützen.
Andererseits wirken zumindest unsere Weine trotz bescheidener bis im besten Fall mittelmäßiger Zuckergradation der Trauben (die heuer natürlich fast überall mittels legaler, genau definierter Aufbesserung aufgestockt wurde) nicht wirklich unreif. Die teilweise natürlich zu hohen Säuregehalte in den Weinen (die heuer ebenfalls sicher häufig korrigiert werden) unterschätzt man vielleicht, weil sich der Gaumen daran gewöhnt. Aber auch die Aromatik ist bei den allermeisten Chargen weit weg von jener Grasigkeit, die man eigentlich erwarten mußte.
Beinahe ebenso überraschend ist die Tatsache, dass unsere Weine (und wohl auch andere, aber die habe ich noch nicht verkostet) keinerlei Fäulnisaromen zeigen. Darauf konnte man bei dem enormen Selektionsaufwand bei der Handlese zwar hoffen, wirklich rechnen durfte man aber nicht überall damit. Auch die Farbintensität der Roten und das Fehlen jeglicher fäulnisbedingter Brauntöne stimmt mich positiv.
Interessant ist auch die meiner Meinung nach auffallende Diskrepanz zwischen dem Säuregehalt von Trauben und Weinen und deren pH-Wert. Normalerweise müßte der pH-Wert bei der heurigen Säure nämlich deutlich niedriger sein. Wahrscheinlich fehlt es mir an Erfahrung auf diesem Gebiet und ganz sicher ist meine Analytik nicht die genaueste. Möglicherweise verbirgt sich dahinter aber trotzdem ein Indiz dafür, dass die Säurewerte heuer vergleichsweise gut gepuffert sind (vielleicht durch eine feuchtigkeitsbedingt stärkere Aufnahme von Kalium aus dem Boden?) und/oder durch erhöhten Weinsteinausfall noch von alleine deutlich nach unten gehen werden.
Nichts liegt mir ferner, als den 2014er zu einem Jahrhundertjahrgang hochjubeln zu wollen. Beobachtungen wie diese im eigenen Keller und Informationen von und über Kollegen deuten jedoch darauf hin, dass wir – vor allem dank unserer konzentrierten Lesehelfer – den Jahrgang (übrigens auch bezüglich der Erntemenge) vielleicht vergleichsweise gut überstanden haben.