Bevor mit dem Jahreswechsel auch die Arbeit am neuen Jahrgang beginnt, möchte ich meine Aufmerksamkeit am letzten Tag des alten Jahres der vergangenen Ernte widmen. Auch wenn die Weine jetzt schon einige Monate Reife hinter sich haben (und vom Muskat schon ein kleiner Teil abgefüllt wurde), ist das natürlich kein abschließendes Urteil. Seriöser ist eine Einschätzung jetzt freilich schon als Pressemeldungen Anfang Oktober…
Insgesamt sind wir mit dem 2012er sehr zufrieden. Alles andere wäre auch einigermaßen undankbar angesichts der reifen, gesunden Trauben ohne Fäulnis und nennenswerten Sortieraufwand, des trockenen Wetters bei der Ernte und der guten Erntemenge, die uns das Jahr beschert hat.
Nicht nur darin ähnelt der heurige Jahrgang seinem Vorgänger. Auch stilistisch gibt es – in so unmittelbarer Wiederholung eher ungewöhnlicherweise – einige Parallelen zwischen den beiden. Eine frühe Reife und hohe Temperaturen bei der Ernte brachten vergleichswerise hohe Zuckergrade und relativ niedrige Säurewerte sowie speziell bei den Rotweinsorten reife Tannine und intensive Farbstoffe.
Wie schon im Vorjahr haben wir auch heuer alles daran gesetzt, die besonders warmen Trauben so schnell wie möglich und noch sauberer und kühler als sonst zu verarbeiten. Und weil das im neuen Presshaus etwas einfacher gegangen ist, als im alten, hat unser Jahresprojekt möglicherweise auch einen kleinen Anteil an der Qualität unserer 2012er.
Noch wichtiger ist aber zweifellos der richtige – in solchen Jahren: nicht zu späte – Erntetermin und die Tatsache, dass unsere Weingärten, warum auch immer, nicht dazu neigen, bis zum Erreichen der physiologischen Traubenreife Unmengen von Zucker (d.h. in Folge Alkohol) in die Beeren einzulagern.
So hat unser Muskat Ottonel auch heuer „nur“ 11,5 Prozent Alkohol und der Grüne Veltliner wird wahrscheinlich sogar noch ein wenig darunter liegen. Letzterer verfügt wegen der frühen Lese auch über ausreichend Säure um als sortentypisch und als erfrischender Sommerwein zu gelten.
Weißburgunder und Chardonnay sind natürlich kräftiger, aber keinesfalls zu üppig oder schwer. Von beiden gibt es zahlreiche Chargen, mit enormer aromatischer Vielfalt. Der biologische Säureabbau bei den Barriques vom Chardonnay ist ungewöhnlich schnell und damit auch schonend verlaufen.
Spannend ist auch der Traminer, von dem es heuer wieder einmal eine mehr oder weniger (halb-)trockene Variante geben wird. Eines der Fäßchen gärt noch ein wenig, aber das Ergebnis wird zweifellos sehr interessant werden.
Wie immer in heißen Jahren sind die Roten auch heuer ein wenig im Vorteil. Obwohl die Zuckergrade in kühlen Jahren oft ähnlich hoch sind, liefern Ernten wie 2012 einfach mehr Körper und Substanz. Die Tannine sind reif und wirken selbst bei jungen Faßproben von tanninreichen Sorten und Chargen samtig und weich. Während wir im Vorjahr beim Zweigelt in manchen Weingärten bis zu 30 Prozent Einbußen durch die Traubenwelke zu beklagen hatten, war dieses Phänomen heuer zum Glück kaum zu beobachten.
Gottseidank sind wir voriges Jahr beim langen Warten auf den Süßwein auch nicht ungeduldig geworden, denn heuer hätte es wahrscheinlich noch länger gedauert. Trockenheitsbedingt dicke Beerenschalen und ein Herbst mit wenig Niederschlag machte es der Edelfäule ziemlich schwer, auf den Trauben Fuß zu fassen, weshalb 2012 sicherlich nicht als außergewöhnlicher Prädikatsweinjahrgang in die Annalen eingehen wird.
Bei den Rotweinen hingegen zählt er sicherlich zu den ganz, ganz guten. Wie im schon im Vorjahr sehe ich aber auch heuer keinen Grund, ihn über andere sehr gute Rotweinjahrgänge der letzten Zeit zu stellen.
Unsere Weißweine würde ich hingegen zumindest ein klein wenig über die 2011er (mit denen ich aber auch durchaus zufrieden war) stellen. Sie scheinen, warum auch immer, noch eine Spur lebendiger und eleganter zu sein. Dabei haben viele Verkoster schon unsere 2011er als wesentlich frischer und feiner empfunden, als viele ihrer Jahrgangskollegen…