Blindverkoster sind auch nur Menschen (10)

Foto: ÖWM-Griesch komprimiert

Auch die geübtesten (Blind-)Verkoster sind nur Menschen. Und den besten von ihnen ist immer bewußt, dass irren zum Menschsein dazugehört und es in (Wein-)Geschmacksfragen niemals eine richtige, eine alleingültige Meinung geben kann.

Ein schönes, wenn auch nicht unbedingt angenehmes Beispiel dafür, dass man Verkostungsergebnisse nicht (immer) all zu ernst nehmen sollte, fand ich in der aktuellen Ausgabe des Weinmagazins Vinaria.

Unser Leithaberg 2008 wird darin nämlich mit 14 Punkten (von 20) geradezu abgestraft bescheiden bewertet und dementsprechend beschrieben:

Hart und hefig, recht pikant, schüchterne, rotbeerige Frucht; blumig und feurig, eher wenig Definition, etwas nervöse Art, auch nicht allzu lang.

Im Weinguide von Gault Millau liegt der gleiche Wein mit 18 Punkten (von 20) hingegen am anderen, dem oberen Ende der Skala. Genauso wie auch mit 91 Punkten (von 100) im Falstaff-Rotweinguide:

Kräftiges Rubingranat. In der Nase feine Kräuterwürze, dunkle Beerenfrucht, Brombeeren, mineralischer Hauch, feine Orangenkonfit. Saftig, elegante Textur, gut integrierte Tannine, die dem Wein Länge geben, Waldbeeren, feine Extraktsüße im Abgang, ein eher filigraner Stil, gut anhaltend, ein vielseitiger Speisenbegleiter mit sicherem Reifepotenzial.

Natürlich muß man bei derart unterschiedlichen Bewertungen die Möglichkeit eines Flaschenfehlers in Betracht ziehen (auch wenn Vinaria dies anscheinend nicht getan hat).

Eine für mich mindestens ebenso wahrscheinliche Ursache ist aber auch die bei aller Professionalität nie auszuschaltende „menschliche Komponente“.

Hier geht´s zu allen Folgen dieser Serie.

9 Gedanken zu „Blindverkoster sind auch nur Menschen (10)“

  1. Allen Bloglesern, die sich selbst ein Bild von unserem „Herkunftswein“ machen möchten, sende ich gerne

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  2. Hallo Bernhard!

    Gratuliere zu den ausgezeichnten 18/20 Punkten im Gault Millau.

    Ich habe gerade mit einem Teil der Vinaria-Jury unsere 2009er verkostet.
    Auch ich hatte, dass von dir beschriebene Erlebnis. Und habe die Leute darauf angesprochen.
    O-Ton: Es werden alle Weine die auf Falschenfehler deuten nachverkostet (2.-3. Flaschen).

    Aber wie du richtig gesagt hast. Es gibt immer eine menschliche Komponente … und somit bleibt eine Bewertung/Verkostungsnotiz immer Subjektiv.

    Trotzdem toller BF und Daumen hoch!

  3. Sehr diplomatisch, lieber Bernhard 😉

    Das Problem an Blindverkostungen ist die Zusammenstellung. Wenn das ohne Kenntnis der Weine z.B. nur nach Alkohol passiert, dann passiert es schon mal, dass man hinter einem „modernstyle mon cherie im pelzmanterl“ einen feingliedrig strukturierten, eleganten Wein, wie euren, eher dünn und kurz findet. Rückverkosten hilft aber meist.
    Aber da ist halt dann meistens keine Zeit dafür, wenn man 100 Weine in zwei Stunden durchpeitscht.

    Aber auch ich finde den Wein ausgezeichnet. Mit Sicherheit eher 18 als drunter.

    Lieben Gruss

    Knalli

  4. Im Bezug auf die menschliche Komponente spricht Helmut ja auch einen wichtigen Punkt an.
    „…100 Weine in zwei Stunden durchpeitscht.“
    Da ist ja nicht nur die Zeit ein Problem für eine Nachverkostung. Trotz Möglichkeiten der Geschmacks-Neutralisierung zwischen den Verkostungen wirds ja für Nase und Gaumen auch mit der Zeit spannender. Da wäre es interessant zu wissen ob in der kurzen Zeit 5 oder 20 Verkoster auf die Weine losgelassen werden.
    Wahrscheinlich sind es eher mehr aber ich will ja auch nur das Gesagte bekräftigen 😉

  5. Manche Weinstile haben es in einer Massenverkostung doch immer schwer, einige hochangesehene Winzer (ich sage mal z.B. R. Velich) reichen ihre Weine ja deshalb gar nicht mehr ein. Wenn man zuhause dann eine Flasche des im Weinguide hochbewerteten Weins vor sich hat, aber dann will sie manchmal gar nicht mehr leer werden.
    Mein Fazit: man kann Weine optimieren, dass sie möglichst hohe Punktezahlen erreichen. Oder dass sie beim Trinken viel Spaß machen. Ob beides gleichzeitig geht, da bin ich eher skeptisch …

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