Nachdem das Signalwort „Terroir“ soweit abgedroschen wurde, dass es mittlerweile auch schon auf dem Rücketikett jedes zweiten Billigweins aufscheint, hat die Weinszene einen neuen Modebegriff gefunden: Mineralität im Wein.
Wie ich bei zwei völlig unterschiedlichen Verkostungen in der letzten Zeit erleben durfte, gibt es zwar mitunter eine gewisse Übereinstimmung, welche Weine denn mineralisch schmecken, und welche nicht. Die Definition dieses Eindrucks könnte aber von Verkoster zu Verkoster unterschiedlicher nicht sein.
Manche verwenden den Begriff für eine bestimmte, besondere Struktur im Wein, eine gewisse Spannung, die den Wein leicht und elegant, gleichzeitig aber enorm tiefgründig und vielschichtig erscheinen läßt. Also quasi die Quadratur des Kreises im Wein als eine Art Qualitätsmerkmal, wenn ich das richtig verstanden habe.
Andere wiederum versuchen die Mineralität weniger über ihre geschmacklichen Auswirkungen als über ihre Herkunft zu fassen. Anstatt sich also mit einer Darstellung ihrer sensorischen Eindrücke zu beschäftigen, rufen (oder schreiben) sie nur „Schiefer“, „Kalk“, „Löss“ oder ähnliches.
Dazu paßt auch die immer wieder gern erzählte (und bislang meines Wissens nie belegte) Geschichte von den vielen Mineralstoffen in bestimmten Böden, die die Rebe verstärkt aufnimmt und in die Trauben (und damit in den späteren Wein) einlagert.
Wie man der aktuellen Ausgabe der Weinzeitschrift Vinaria entnehmen kann, befinde ich mich mit meiner diesbezüglichen Skepsis durchaus in guter Gesellschaft.
David Schildknecht, Weinjournalist und Robert Parkers Mann für Deutschland und Österreich bezweifelt in diesem lesenswerten Artikel die Sinnhaftigkeit der direkten Verknüpfung von Bodenbestandteilen mit Geschmacksstoffen im Wein.
der link zum lesenswerten artikel von schildknecht führt zu einem artikel „die namen der rose“?
Das liegt daran, dass auf der Website von Vinaria offenbar mit jeder neuen Printausgabe der jeweils neue Kommentar von Schildknecht unter einer gleichbleibenden Adresse ins Netz gestellt wird.
Man hat also wohl den Beitrag zur Mineralität durch den aktuelleren Beitrag über den Traminer ersetzt.
Das liegt – wie man so schön sagt – nicht in meinem Bereich…