Erfüllte Erwartungen

Die letzten Tage boten einen guten Anlass für die schon länger nicht mehr gemachte spannende Verkostungserfahrung Schrauber gegen Kork. Da wir in den Anfangsjahren unserer Umstellung auf ersteren einige Weine mit beiden Varianten verschlossen haben, gibt unser privates Weinarchiv schöne und mittlerweile auch gut gereifte Exemplare dafür her.

Trotzdem habe ich das Thema in den letzten Jahren aus den Augen verloren, wahrscheinlich, weil sich die vor 20 Jahren heftig geführte Diskussion um den neuen Weinverschluss ziemlich beruhigt hat, und wir mit unserer Entscheidung, nach den ersten Versuchen mit dem Jahrgang 2004 bis zum Jahrgang 2013 nach und nach komplett auf Schraubverschluss umzustellen bis heute zufrieden sind.

Interessant war es dennoch (oder gerade deshalb), wie sich unser Pinot blanc 2005 (Infos zum aktuellen Jahrgang, der sich in seiner „Machart“ seit damals wenig verändert hat hier) nach 18 Jahren präsentiert. Hieß es ja früher oft, der Schraubverschluss würde eine ordentliche Flaschenreife verhindern, weil den Weinen die Möglichkeit zum „Atmen“ in der Flasche fehlen würde.

Dass dem nicht so ist, wusste ich natürlich schon, aber trotzdem war es eine Freude, den geschraubten 2005er im Glas zu haben. Wunderschön gereift, eine zarte Honignote und ein Hauch Petrol, aber auch noch sehr viel Frische und Lebendigkeit machen ihn nicht nur zu einer spannenden Verkostungserfahrung, sondern zu einem echten Trinkerlebnis, von dem man sich gerne noch ein weiteres Glas einschenkt.

Aus der verkorkten Flasche präsentierte sich der Pinot blanc 2005 ebenfalls sehr schön, in der Nase vielleicht sogar eine Spur reichhaltiger als die Schrauber-Variante. Der Unterschied war allerdings kleiner als am Gaumen, wo der verkorkte Wein deutlich breiter, weniger elegant und eindeutig weniger frisch daherkam. Hätten wir nur die Kork-Flasche probiert, wäre ich damit wahrscheinlich sehr zufrieden gewesen. Ein 18jähriger mittelkräftiger, eleganter Weißwein, deutlich gereift, aber für sein Alter immer noch interessant zu verkosten.

Weil aber das Bessere der Feind des Guten ist, bin ich froh, dass wir von dem Wein auch noch ein paar weitere Schrauber-Flaschen haben. Und dass wir, nicht obwohl, sondern gerade weil uns Reife und die Fähigkeit dazu bei unseren Weinen sehr wichtig ist auf Schraubverschlüsse umgestellt haben.

Das gilt übrigens auch für unsere Roten, von denen wir ähnliche Verkostungspaare und -erfahrungen seit dem Jahrgang 2004 haben.

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