Mit dem Rebschnitt legen wir dieser Tage den Grundstein für die Ernte 2021. Dabei blicken wir aber nicht nur in die Zukunft, sondern ebenso auf die Vergangenheit, ohne die es auch im Weingarten kein Morgen geben kann.
Art und Anzahl der Triebe des letzten Jahres geben uns Auskunft über die „Befindlichkeit“ des Weinstocks und darüber, was wir ihm im neuen Jahr zutrauen können. Heuer zum Beispiel sehen wir oft die Folgen des extrem trockenen Frühjahrs 2020: Kurze und/oder dünne Triebe, die nicht immer für einen normalen Fruchtbogen geeignet sind.
Zum Glück hat der schöne Herbst das Holz gut ausreifen lassen, was die eingeschränkte Triebauswahl beim Schneiden wenigstens nicht noch weiter reduziert. Trotzdem werden wir vielen Stöcken heuer weniger Augen (Knospen) belassen, damit sie sich 2021 hoffentlich vom Stress des Vorjahres erholen können. Die Erntemenge wird deshalb (je nach heuriger Witterung) wahrscheinlich da und dort etwas geringer ausfallen, der Vitalität der Reben und damit ihrer Langlebigkeit und der Traubenqualität sollte das aber gut tun.
Anzahl und Verteilung der Augen (Knospen), die wir beim Schneiden bestimmen, prägen den Ertrag, aber auch – und das wird häufig unterschätzt – den Aufbau der späteren Laubwand mit gravierenden Auswirkungen auf die Traubenreife und das Auftreten von Pilzkrankheiten. Darüber hinaus sorgt ein sauberer, Jahre vorausschauender Rebschnitt für eine lange Lebensdauer der Weinstöcke und für eine gute Verteilung des Fruchtholzes auch noch nach Jahrzehnten.
Für uns ist der Rebschnitt deshalb keine lästige Pflichtübung, sondern ein Meilenstein auf dem Weg zu hoher Traubenqualität. Also Chef- bzw. Seniorchefsache.