Tabelle aus Petermanns Geographischen Mitteilungen 1862 (von mir bearbeitet)
Wie schon des öfteren berichtet unterliegt der Weingeschmack laufend Veränderungen. Manche davon lassen sich als Modewellen charakterisieren, während andere auf das Klima und die zur jeweiligen Zeit weinbaulich und kellertechnisch zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zurückzuführen sind.
Ein schönes diesbezügliches Zeitdokument findet sich in Petermanns Geographischen Mitteilungen von 1862 (hier ab Seite 321). Der Vater von August Wilhelm von Babo, dem Begründer der Weinbauschule Klosterneuburg hat darin nämlich die wichtigsten Analysendaten von über 120 Weinen des Jahrgangs 1857 veröffentlicht.
Die untersuchten Weine stammen überwiegend aus (auch heute noch) deutschen Weinbaugebieten, einige wenige aber auch aus Niederösterreich. (Das Burgenland war damals Teil von Ungarn und wurde wohl deshalb nicht berücksichtigt.)
Der Alkoholgehalt der Zierfandler, Traminer, grünen und roten Veltliner lag vor über 150 Jahren etwa zwischen 9 und 13 Prozent (wenn man die Umrechnung der angegebenen Gewichts- auf die heute übliche Volumsprozent berücksichtigt), die Säurewerte zwischen rund 5,5 und knapp 7 g/l und der Restzucker im echt trockenen Bereich zwischen etwa 0,8 und 3,9 g/l.
Wie es scheint, waren die Weine also damals leichter als heute, obwohl sie (mangels technischer Möglichkeiten zur Gärungsunterbrechung und Sterilabfüllung) völlig durchgegoren waren.
Trotz der offenbar niedrigeren Zuckerreife der damaligen Trauben unterscheiden sich die Säurewerte nicht von den heute üblichen (was möglicherweise am zu dieser Zeit sicher häufig spontan abgelaufenen biologischen Säureabbau im Wein liegen könnte).
Danke an Charlie für den hier geposteten Link.