Wenn man sich die Werbebroschüren einiger Pflanzenschutzmittel- und Saatgutfirmen ansieht, könnte man zu dem Schluß kommen, dass diese Firmen ihre Zielgruppe als überwiegend einfältig, männlich und triebgesteuert definieren.
Wie sonst könnte man anno 2008 immer noch auf die Idee kommen, das solche Motive verkaufsfördernd wirken:
Mir persönlich will sich der Zusammenhang zwischen einem im wesentlichen auf das Dekollete reduzierten Frauenkörper und der Qualität meiner Weine nicht ganz erschließen. Zumal die abgebildeten Trauben eindeutig für die Weinbereitung ungeeignete Tafeltrauben sind.
Ohne Dame geht es aber auch bei der Konkurrenz offenbar nicht. Die hat immerhin einen Kopf, aber ob das Weinglas vor ihr wirklich die aktuelle Weinkultur symbolisert?
Auch im Blattinneren geht es nicht ohne Frauenfotos. Während sie aber bei den Pflanzenschutzmitteln völlig ohne Zusammenhang mit dem eigentlichen Thema bleiben, ist die Aufgabe der Damen bei den Saatgutherstellern eindeutig erkennbar: Sie halten die Tafeln mit den Sortenbezeichnungen, die sonst zweifellos umfallen würden.
Das hier keine Tafel zu sehen ist, liegt sicherlich nur daran, dass der Fotograf zu früh abgedrückt hat. Übrigens: Die Überschrift bezieht sich natürlich auf eine Sonnenblumensorte.
Anmerkung: Alle Abbildungen sind private Fotos von aktuellen Werbebroschüren verschiedener Pflanzenschutzmittel- und Saatgutfirmen. Da es mir um ein weit verbreitetes Phänomen und nicht um einzelne konkrete Fälle geht, habe ich alle Hinweise auf Firmen- und Produktnamen unkenntlich gemacht.
Hallo Bernhard,
wirklich eine schöne Zusammenstellung. Man fragt sich schon, wer bei den namentlich nicht genannten Firmen in der Abteilung arbeitet, die diese Werbebroschüren zusammenstellt… Der Zusammenhang hat sich mir auch nicht erschlossen.
Viele Grüsse aus dem Rheingau
Schöne Beispielsammlung – obwohl mir auch immer wieder auffällt, dass Besucher in meinem französischen Blog über die Suchkombination „Bilder nackte Winzerin“ landen. Jetzt habe ich aber nie Aktfotos von mir im Weinberg ins Internet gestellt (obwohl das sicher die Statistiken hochgetrieben hätte:-)), sondern nur zufällig und weit auseinander die drei Worte wohl mal in einem Text verwendet…
In Frankreich findet man diese Anzeigen eher – wie ja wohl auch in Deinen Beispielen – für Spritzmittel und PS starke Traktoren. Im Weinbereich hat man hier ja eher in die umgekehrte Richtung übertrieben, da wird jede lustbetonte Werbung für Wein gleich verboten und geahndet, dank des Loi-Evin, des Gesetzes, das nach einem Herrn Evin benannt ist und Weinwerbung nur nach sehr strengen Kriterien, wenn überhaupt, zuläßt (Tradition, Kultur usw.).
Die Anti-Alkohol-Lobby arbeitet hier schon länger erfolgreich als die Anti-Tabak-Lobby:-)
Erschließung neuer Märkte, Sex sells, auch beim Wein. Irgendwie muss man ja der weltweiten Überproduktion „Mann“-werden 😉 .
Mit Qualität oder Kultur hat das freilich nix zu tun.
Ich kann mir zu diesem Thema jedoch einen gegenläufigen Kommentar kaum verkneifen: Immerhin kommt die Assoziation von „Wein, Weib und Gesang“ nicht von ungefähr – schon in der griechischen und römischen Antike waren die Feste des Dionysos und Bacchus ohne den „Rauschtrank“ genauso undenkbar wie ohne der entsprechenden dem Eros zugehörigen Komponente – Exzess war die Gefahr, mit der damals, den Göttern huldigend, gespielt wurde. Und auch wissen wir, dass in Pannonia Superior diese Kulte gern gepflogen wurden (was vielleicht mit der rauheren Grenzlage und der vorwiegend militärischen Bevölkerung zu tun hatte). Ob sich die Spritzmittelhändler diesem jahrtausendalten Erbe aber so bewußt sind, sei freilich dahingestellt……