Wie man hört, geht es in vielen Kellern der Region derzeit richtig rund. Da wird umgezogen, filtriert, geschönt und analysiert, als gäbe es kein morgen.
Schon bald werden die ersten Füllanlagen anlaufen, um nicht nur einzelne Primeurweine für den schnellen Gewinn Konsum vor Weihnachten zu füllen, sondern auch die „regulären“ Weißweinchargen für das ganze Jahr.
Auch ich bin zur Zeit jeden Tag im Keller. Meist aber nur, um alle Weine zu verkosten und ihre Entwicklung zu beobachten. Fast alle Weißweine haben die Gärung ohne Probleme beendet und sind mit einer moderaten Jungweinschwefelung und dem Auffüllen des (während der Gärung wegen der Schaumbildung notwendigen) Steigraumes vor Oxidation geschützt.
Wenn es die Entwicklung der Weine nicht in Einzelfällen früher verlangt, lassen wir uns mit dem Abziehen von der nach der Gärung zu Boden gesunkenen Hefe noch ein paar Wochen und mit Filtrationen noch Monate Zeit.
Bis dahin können auch die mittlerweile abgestorbenen Hefezellen im trüben Wein noch eine positive Wirkung entfalten: Sie schützen den Wein auf ganz natürliche Weise vor Oxidation, tragen zu einem komplexeren Aroma bei, machen die Weine vollmundiger und verbessern die Eiweiß- und Weinsteinstabilität.
Das ist nicht nur gut für die Weinqualität, sondern auch für die Geldbörse. Schließlich sind die meisten Schönungsmittel nicht gerade billig, und eine spätere Filtration benötigt deutlich weniger Material- und/oder technischen Aufwand.
Übrigens: Das es sich bei dem hektischen Treiben um kein Jahrgangsphänomen und auch keine österreichische Besonderheit handelt, zeigt dieses Winzermärchen von Volker Schneider aus dem Jahr 2003. Lesenswert!
Vielen Dank für den Hinweis auf das „Winzermärchen“.
Ich sehe es, vor allem was das Schluss-Plädoyer betrifft, genau wie Herr Schneider.