Fremdbloggen

Nach einer längeren Pause folgt hier wieder einmal ein Beitrag, in dem es nicht um Wein, sondern um das Bloggen geht. Darüber hinaus enthält er viele Verweise und hat einen selbstreflexiven Charakter. Alle, die solche Insiderthemen der sogenannten „Blogosphäre“ nicht interessieren (d.h. wohl die Mehrzahl der Besucher) bitte ich, in ein paar Tagen wieder vorbeizuschauen.

Das zunehmende Verschwimmen der Grenzen zwischen Bloggerei und Journalismus und zwischen Print und Online bringt auch den einen oder anderen Blogger dazu, das eigene Selbstverständnis zu hinterfragen. Während nämlich einerseits heutzutage kaum noch ein klassisches Medium ohne „Blog“ auszukommen meint, findet man andererseits immer mehr Spuren von klassischen Bloggern außerhalb ihres angestammten Biotops.

Ein schönes Beispiel dafür sind Gastbeiträge für fremde Online- oder Print-Seiten. Natürlich schmeichelt es dem eigenen Ego, wenn man als Hobby-Schreiber eingeladen wird, Texte für eine anderes, meist größeres Publikum zu verfassen.

Nicht immer ist das allerdings so unproblematisch wie meine wenigen (und äußerst harmlosen) Beiträge für den Blog der Österreich-Werbung im März 2008. Nach meinen Erfahrungen (und durchaus nachvollziehbarer Weise) stoßen nämlich vor allem eher kontroverse Themen auf das Interesse der Medien.

Dabei ist jedoch zu bedenken, dass der gleiche Beitrag im Kontext einer völlig fremden, im Vergleich zum eigenen Blog unpersönlichen Umgebung, eine ganz andere Wirkung entfalten kann. Deshalb habe ich diese Einladung vor gut zwei Jahren auch dankend abgelehnt, nicht zuletzt weil es sich um einen politisch nicht unheiklen Beitrag handelt.

Vor zwei Wochen habe ich hier dann aber nicht nein gesagt, obwohl ich nach der Vorgeschichte des Beitrages und aus meiner aktiven Zeit in den verschiedenen Diskussionsforen zum Thema Wein hätte wissen müssen, was auf mich zukommt.

Geht man nach dem Motto „Viel Feind, viel Ehr!“ habe ich dank der Reaktionen aber wenigstens etwas von diesem Gastbeitrag. Wie nicht zuletzt diese Erfahrungen zeigen, neigen kommerzielle Webseiten nämlich dazu, einen Link als ausreichende Abgeltung für die Urheberrechte Dritter zu betrachten.

Ein schönes Beispiel dafür ist auch diese Sammlung von Blogtexten, von deren Machern ich wiederholt zur Teilnahme eingeladen wurde, weil mein Blog genau ihren Qualitätskriterien entspricht und sie überzeugt sind, dass meine Beiträge für die Leser des Ressorts „Essen und Trinken“ und „Wein“ eine Bereicherung darstellen.

Das klingt nicht nur gut, sondern auch die Seite selbst sieht nicht schlecht aus, und der Gedanke dahinter ist mir durchaus sympatisch, wie mein Beitrag zu einem ähnlichen Projekt zeigt. Weniger sympatisch ist mir aber das Kleingedruckte in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Dort heißt es unter anderem:

Die Rechteübertragung umfasst insbesondere das nicht ausschließliche, weltweite, zeitlich unbeschränkte Recht, die Inhalte vollständig oder teilweise, zu vervielfältigen, zu verbreiten und öffentlich zugänglich zu machen sowie das Bearbeitungsrecht, insbesondere für Übersetzungen und Kürzungen der Inhalte. Dies gilt für alle technischen Formate und für sämtliche Datenträger und Übertragungswege.

Für einen kleinen Link zum Blog des Verfassers dürfen die Betreiber der Seite also mit seinen Beiträgen praktisch machen was sie wollen. Sollte es sich der Blogger in Folge anders überlegen, und dem Betreiber eine zukünftige Nutzung seiner Beiträge untersagen, kommt folgende Bestimmung zur Anwendung:

Der Rückruf der Rechte wird einen (1) Monat nach Bekunden dieses Wunsches seitens des Bloggers wirksam und kann zur Folge haben, dass die PaperBlog Schadensersatz vom Blogger für den ihr durch den Rückruf des Inhalts entstandenen Schaden einfordert.

Und falls man es diesbezüglich auf einen Rechtsstreit ankommen lassen möchte gilt:

Diese Vereinbarung unterliegt französischem Recht. Die Parteien vereinbaren die ausschließliche Zuständigkeit der Pariser Gerichte für Streitigkeiten aus dieser Vereinbarung.

Mag sein, dass ich diesbezüglich überempfindlich bin. Aber auch wenn mir das Schreiben Spaß macht, und meine Beiträge hier kostenlos zu lesen sind, steckt hinter den oft sehr langen (und wie ich meine nicht gerade völlig belanglosen) Texten eine gehörige Portion Zeit und Arbeit.

Deshalb gebe ich ich die Kontrolle darüber nicht gerne aus der Hand (sofern es in meinen Möglichkeiten liegt) und werde auch weiterhin nur in äußerst seltenen Fällen fremdbloggen.

2 Gedanken zu „Fremdbloggen“

  1. Diese Mails sind bei mir gleich in den Papierkorb gewandert. Es ist doch erstaunlich, dass es immer noch solcherlei Versuche gibt, mit der Arbeit und dem Ego von Bloggern Kasse zu machen.
    Aber, sehen wir es positiv: Vor ein paar Jahren noch, hätten bestimmt eine Menge (Wein)Blogger dort angebissen…

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