Weinverkosten ist eine zutiefst subjektive Sache und noch viel mehr die Beschreibung von Weinen, da sie überwiegend auf Vergleichen beruht, die nicht von jedermann gleich interpretiert werden. Dieser Umstand ist jedem guten Verkoster bewußt. Trotzdem (oder deshalb) gibt es auch unter (vermeintlichen) Profis eine Fülle an mehr oder weniger nachvollziehbaren Weinbeschreibungsstilen:
Im Glas und drumherum
Riesling Auslese 1989 von der Mosel
In meinem Nachbarhaus (mit gemeinsamem Hof) werden Ferienwohnungen an vorwiegend deutsche Gäste vermietet. Beim Gießen der Oleander kommt man oft ins Gespräch und Anfang Juni habe ich bei netten Unterhaltungen mit Urlaubsgästen innerhalb von zwei Wochen zweimal eine Flasche Wein geschenkt bekommen. Offensichtlich sind unsere burgenländischen Weine in Deutschland doch nicht so bekannt (oder beliebt) wie wir immer hoffen, wenn die deutschen Gäste mit eigenem Wein im Gepäck anreisen 😉
Heute Mittag mußte der erste (und ältere) der beiden Weine daran glauben:
Cabernet Sauvignon 1998
Vorgestern ergab sich die Gelegenheit, unsere Privatvinothek zu plündern:
Cabernet Sauvignon 1998, Weingut Grenzhof-Fiedler
noch immer sehr dunkles Rubinrot mit leichten Reifeanklängen, sehr deutliche Schlieren und ein leichtes Depot
sehr intensiv in der Nase, die schwarzen Johannisbeeren sind wirklich zu riechen (und nicht nur eine Standard-Cabernet-Floskel), daneben auch etwas Bitterschokolade, Röstaromen und leichte Reifeanklänge; der Wein ist offen und zugänglich, zeigt aber trotzdem ein fast noch jugendliches Duftspiel; im Hintergrund sehr dezent und angenehm auch gereifte Paprika-Aromen und etwas Leder
kraftvoll, vielschichtig und harmonisch am Gaumen; die Tannine sind noch spürbar, aber durchaus eingebunden und der Wein deshalb meiner Meinung nach in bester Trinkreife; leicht süßliche Anklänge, aber trotzdem eher ein eleganter und strukturierter Wein; nicht zu üppig im Abgang