Vor gut einer Woche – am 3. Oktober – konnten wir die heurige Weinlese erfolgreich abschließen. Mit viel Dankbarkeit und ein klein wenig Blattschmuck am allerletzten Wagen Cabernet Sauvignon ging eine Ernte zu Ende, mit der wir sehr zufrieden sein können.
Ein kühles, relativ feuchtes Frühjahr sorgte für eine mittlerweile schon ungewohnt späte Blüte, ein nicht übertrieben heißer, nicht von Dürre geprägter Sommer für eine gleichmäßige Entwicklung der Weingärten und ein traumhafter Spätsommer bis weit in den Herbst hinein für eine hohe Reife der Trauben bei schöner Aromatik und Säure und mit nur vereinzelten kleinen Fäulnisnestern.
Die hatte unser wunderbares Lese-Team aber bestens unter Kontrolle und landeten gut aussortiert auf dem Boden. Mein Dank für die Arbeit an der Schere und Scheibtruhe, Talicska bzw. Roabă geht an Lazi und Andrea, Sorin und Elena, Mila, Elisabeth, Toni und Angela, Gerhard, Greti und Maria, Birgit und Viktoria. An meine Mutter Elfi, die mit ihrer Verpflegung der ganzen Crew viel zur Motivation und zum entspannten Ablauf beigetragen hat. Und an meinen Vater Gerhard an der Schere, Chef im Weingarten und auf dem Foto auf seinem Eicher, Baujahr 1971.
Trotz Sommerhitze im September wart ihr immer konzentriert und ausdauernd bei der Sache, gleichzeitig aber auch mit dem nötigen Augenzwinkern für einen guten Teamgeist. Sollte sich ein Fass oder Tank nicht zu einem zumindest guten Wein entwickeln, liegt es ausschließlich an meiner Arbeit in Presshaus und Keller. Zum Glück zeichnen sich aber – anders als im Vorjahr – keine Sorgenkinder ab, sondern alle Weine entwickeln sich prächtig.
Für ein tiefergehendes Urteil ist es natürlich selbst mit Kellermeister-Erfahrung noch zu früh, aber das Verkosten der Jungweine macht bereits große Freude und die Hoffnung auf sehr gute 2023er lebt.
Der Wermutstropfen des Jahrgangs liegt auch nich im Glas, sondern im Wetter der letzten Wochen. Zugegeben, heuer haben wir sehr von den weit überdurchschnittlichen Herbst-Temperaturen profitiert. April und Mai waren kalt, Juli und August halbwegs normal und vor allem nicht trocken.
Wäre der Sommer wie meist in den letzten Jahren aber von Dürre geprägt gewesen, hätte so ein September ziemlich ins Auge gehen können. Ohne Wasser kann die Rebe nämlich auch die schönste Spätsommersonne nicht nützen und ich will mir eigentlich gar nicht ausmalen, wie überreif und gestresst die Trauben aussehen hätten können.
Die Augen vor dem Klimawandel zu verschließen hilft aber halt auch nicht weiter. Deshalb sollte man sich bei aller Freude über ein gutes Weinjahr, über Badewetter Ende September und über gemütliche Oktober-Nachmittage im T-Shirt auf der Terrasse schon auch Sorgen darüber machen, wie das weitergehen wird.
Und als Konsequenz daraus Forderungen nach Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen unterstützen und in seinem eigenen kleinen Bereich auch ohne darauf zu warten umsetzen. Es kommt auf jeden an, und der Verweis auf die – angebliche – Untätigkeit der Chinesen ist nur eine billige Ausrede für die eigene Bequemlichkeit.
Danke für den spannenden Beitrag. In der Tat ist es angenehm, ohne Jacke Mitte Oktober unterwegs zu sein. Auf die vielen kleinen Beiträge (von vielen) zur CO2-Reduktion wird es ankommen.
Nur mal so,
entsteht nicht bei der Vergärung von 1000 Liter Traubenmost 55 000 Liter CO2.
Ja, Thomas, das tut es.
Wobei „entstehen“ wohl nicht das richtige Wort dafür ist, denn es wird ja nur jenes CO2 freigesetzt, dass die Reben in den Monaten davor aus der Atmosphäre genommen haben, um via Photosynthese Zucker zu bilden. Würden wir die Trauben nicht ernten und vergären, sondern in der Natur verrotten lassen, würde genau die gleiche Menge frei.