Reben sind eine Dauerkultur über mehrere Jahrzehnte (bzw. in den alten Rieden mehr oder weniger über Jahrhunderte). Deshalb ermüden Weingärten auch bei bestmöglicher Bewirtschaftung (z.B. durch Begrünung der Fahrgassen) unweigerlich den Boden, auf dem sie stehen.
Um dem entgegenzuwirken, hat mein Vater schon vor Jahrzehnten, als das noch völlig üblich war, damit aufgehört, neue Weingärten unmittelbar im Frühling nach der Rodung ihrer Vorgänger im Herbst auszupflanzen. Wir gönnen unseren Bracheflächen stattdessen seit damals eine mehrjährige Ruhepause, in der Luzerne und andere Kleearten mit ihren Wurzeln den Boden lockern und mit Humus anreichern. Obwohl das möglich wäre, wird der Grünschnitt nämlich nicht genutzt, sondern verrottet vor Ort.
Damit verzichten wir natürlich auf den Ertrag mehrerer Weinjahrgänge von diesen Parzellen, aber im Sinne der Nachhaltigkeit lohnt sich diese Vorgangsweise trotzdem. Einerseits, weil sich die jungen Reben in solcherart gesundeten Böden besonders wohl fühlen, keinen Stickstoffdünger benötigen und schneller in Ertrag kommen. Und andererseits, weil unsere begrünten, blühenden Grundstücke mitten in den Rieden wichtige Rückzugsorte für Insekten und andere Tiere sind.
Zusätzlich zu diesen Blühflächen auf Zeit pflegen wir außerdem noch etwa 1,5 Hektar (also mehr als 10% unserer Weingartenfläche) dauerhafte Biodiversitätsparzellen. Dabei handelt es sich vor allem um frühere Weingärten in Seenähe, die wir nicht mehr auspflanzen, weil es uns der Strukturwandel der letzten Jahrzehnte ermöglicht hat, genügend Rebflächen in den besseren Hanglagen zu tauschen oder zu kaufen. Je nach Standort sind das heute ungenutzte Trocken- oder Feuchtwiesen, und zum Teil haben wir auch eine besondere Bienenweide-Blühmischung angebaut.
Die große Ausgleichsfläche für unsere Weingärten und deren Pflanzenvielfalt sind ein wesentlicher Aspekt unserer zertifizierten nachhaltigen Bewirtschaftungsweise. Mehr über den Begriff der Nachhaltigkeit und die Zertifizierung gibt es in diesem Beitrag zu lesen. Und weitere diesbezügliche Maßnahmen beschreibe ich (nach und nach) in verschiedenen Beiträgen in der Kategorie „Nachhaltigkeit“.