Mühsam

Auch wenn es bei uns in der Familie gelegentlich scherzhaft heißt, dass ich nur deshalb alleine auf Messen fahre, damit wenigstens irgendjemand (nämlich die zu Hause gebliebenen) etwas arbeitet, ist allen Beteiligten natürlich bewußt, dass das Präsentieren von Wein ebenso wichtig für den Betriebserfolg ist, wie das Produzieren desselben. Und ebenso anstrengend.

Mittlerweile bin ich in dieser Beziehung ja schon einiges gewohnt, aber die heurige Vievinum ist bisher (nach den ersten beiden von drei Tagen) besonders mühsam. Die hochsommerlichen Temperaturen sowohl außerhalb als auch in der Hofburg sind weder für die Aussteller noch für die Weine sehr erbaulich und wohl auch mit ein Grund, warum sich heuer deutlich weniger Besucher in den Sälen tummeln, als vor zwei oder vier Jahren.

Als Nicht-Promi-Weingut sind wir durchaus gewohnt, dass sich der Andrang an unserem Stand in Grenzen hält, aber dass sich auch bei vergleichsweise prominenten Kollegen stundenlang wenig bis nichts tut, ist neu, ganz egal ob es daran liegt, dass wir einen etwas entlegenen Raum zugeteilt bekommen haben, dass die Fußball-EM vor der Tür steht, der Eintrittspreis sehr hoch ist oder das Wetter zu anderen Aktivitäten einlädt.

Wenn man auf Messen wenig zu tun hat, ist das nicht sehr motivierend, aber auch manche Besucher heben nicht gerade die Stimmung. Zum Beispiel solche, die einem geschätzte zehn, gefühlte zwanzig Minuten lang von allen möglichen Weinen vorschwärmen und einem erzählen, was man alles unbedingt kosten muß, aber während der ganzen Zeit nicht eine Silbe über den Wein verlieren, den man ihnen am Beginn des Gespräches eingeschenkt hat, und an dem sie während ihrer Schilderungen ständig herumriechen und -probieren.

Nur, damit keine Mißverständnisse aufkommen: Ich unterhalte mich gerne auch über andere Weine und erwarte mir kein stundenlanges Feedback, wenn ich Weinproben ausschenke. Ich habe auch kein Problem, wenn mir jemand sagt, dass ihm mein Wein nicht schmeckt, und ich kann gut verstehen, wenn jemand zurückhaltend verkostet und seine Meinung generell nicht kundtun möchte.

Aber jemanden, der mir in aller Ausführlichkeit über alle möglichen Weine berichtet und deren Stil lobt oder kritisiert, der es aber nicht der Mühe wert findet, zumindest ein Wort zu der Probe zu sagen, die ich ihm eingeschenkt habe, halte ich einfach für unhöflich.

Zum Glück sind das aber seltene Einzelfälle, und so gab es auch heute trotz der geringen Besucherzahl einige sehr interessante Gespräche. Mit einem Weinakademiker-Kollegen und Sommelier bin ich zum Beispiel vom Wein und der Fähigkeit, ihn spontan und unbeschwert geniessen zu können auf einige völlig weinfremde, aber höchst interessante Themen gekommen.

Außerdem habe ich einen meiner regelmäßigen Blog-Leser kennengelernt und er nach meiner Schreibe erstmals auch meine Weine. Und ich hatte das Vergnügen, dem Blogger- und Winzerkollegen Armin Kobler aus Südtirol und seiner Frau zu begegnen, die im Rahmen eines Wien-Urlaubes eher zufällig zur Vievinum gekommen sind.

Darüber hinaus gab es von den allermeisten Besuchern an unserem Stand ein ausdrückliches Lob für unsere Weine, und auch wenn das nur einen ideellen, und (noch?) keinen materiellen Messeerfolg darstellt, ist es eine gewisse Mühe wert.

Und vielleicht wird es ja morgen (noch) besser…

4 Gedanken zu „Mühsam“

  1. Hi,
    ich bin der regelmäßige Blog-Leser.

    Also bei uns war am Montag 2-3 mal so viel los als in den Vortagen. Aber der Eintrittspreis ist schon prohibitiv. Ich muss als wirklich sehr Weininteressierter sagen, dass ich die 40,– (für einen Tag!) nicht bezahlt hätte. Ich glaube es war eine Veranstaltung für die rd. 50 Top-Betriebe (die auch international schon verankert sind), die kleinen Betriebe waren die zahlende Staffage.

    lg

  2. Wider Erwarten (weil in den letzten Jahren immer schwächer als Sams- und Sonntag) war heuer auch für die zahlende Staffage uns der Montag deutlich besser, wenn auch nicht wirklich gut.

    Immerhin gab es Kontakt und Bestellung von einer Gastronomie-Stammkundin, einen wiederaufgefrischten Kontakt zu einem Beinahe-Importeur in Schweden der nicht ganz unernsthaft sein Interesse an Süßweinen bekundet hat und einen Besuch des Journalisten und Drink-Tank-Bloggers Mario Scheuermann, der ihn immerhin zu folgender Zeile bei dem von mir nicht ganz so ernst genommenen Twitter inspirierte:

    wineblogger und -talker bernhard fiedler besucht. sein moerbisch rot gefiehl mir ausnehmend gut.

  3. Hallo,
    dann müssen zumindest 2 Blog-Leser den Bernhard besucht haben… 🙂
    Für mich jedenfalls war angenehm, dass weniger Gedränge um die Tische herrschte, als bei den Jahren zuvor. Als bekennender Blaufränkisch-Liebhaber muß ich sagen, dass ich auch vom aktuellen Cabernet Sauvignon begeistert war! Hoffentlich ergibt sich demnächst mal die Gelegenheit (Mörbisch zur Weinblüte!?) , das gesamte Sortiment zu verkosten…
    lg,
    Harald

  4. hallo bernhard,
    es ist immer, besonders für uns kleine, eine wichtige entscheidung, ob und wo wir mitmachen wollen, was weinmessen usw. angeht. neben der standmiete ist auch unser arbeitseinsatz, den wir normalerweise ja nie berechnen, und das fehelen im betrieb zu bewerten. der nutzen auf der anderen seite und auch die besucheranzahl und -typologie sind leider nicht bewertbar bzw. voraussehbar.
    lässt man dann eine bisher enttäuschende veranstaltung aus, hört man sicherlich von den teilnehmenden kollegen, dass es gerade dieses mal wieder viel besser gegangen sei… 😉
    vielleicht gibt es aber auch rationale entscheidungskriterien, die ich aber nicht kenne.

    lg
    armin

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