Langsam nehmen sie Gestalt an

Rotwein im Glas

Nach dem von Hefe und Säureabbau geprägten Jungweinstadium und der zögerlichen Entwicklung während der (auch in unserem Keller) kalten Wintermonate haben die Rotweine des Jahrgangs 2007 in den letzten Wochen einen deutlichen Entwicklungssprung gemacht.

Langsam werden neben der allgemeinen Qualität auch mehr und mehr Nuancen erkennbar, die die Basis für unsere weiteren Entscheidungen darstellen.

Im Moment gibt es nämlich noch weit mehr Chargen in den Fässern als Weine auf unserer Karte: Verschiedene Rieden, unterschliedliche Lesetermine, Seih- und Preßweinchargen des selben Weines, große und kleine Fässer, neue und weniger neue Barriques

Vor allem von unserer Hauptsorte Blaufränkisch haben wir die ganze Bandbreite an möglichen Weinstilen im Keller:

Von den jüngsten Reben mit relativ hohem Ertrag gibt es eine solide Landweinqualität, die wir zum Teil schon in 1l-Flaschen abgefüllt haben. Hier kommt es weniger auf Konzentration und Tanninstruktur an als auf angenehme Fruchtaromen und eine gewisse Unbeschwertheit.

Aus unserem größten Blaufränkisch-Weingarten in der Riede Goldberg kommen zwei sehr unterschiedliche Weine. Sie sind nicht nur von der Ertragsdifferenz geprägt (die durch verschiedene Blaufränkisch-Klone und ein unterschiedlich starkes Ausdünnen des Fruchtansatzes zustande kam), sondern auch vom unterschiedlichen Erntetermin.

Goldberg I zeigt eine sehr schöne sortentypische Würzigkeit und hat eine mittlere Statur. Er reift in traditionellen großen Fässern und wird wohl den Hauptanteil unseres „normalen“ Blaufränkisch Qualitätswein ausmachen. Sein großer Bruder, intern Goldberg II genannt, ist das Resultat unseres Mutes zum Risiko.

Trotz der späteren Ernte waren die Trauben noch sehr gesund und dementsprechend typisch und ausgeprägt ist seine Aromatik. Auch am Gaumen ist der Goldberg II wesentlich ausdrucksstärker und zeigt deutlich mehr reife Tannine. Seih- und Preßwein reifen im Moment noch separat, zum Teil in einem relativ neuen großen Eichenfaß, zum Teil im neuen und älteren Barrique aus heimischer Eiche.

Nach den Verkostungen der letzten Wochen gehen wir davon aus, dass ein Teil dieses Weines unseren „normalen“ Blaufränkisch quantitativ und qualitativ verstärken wird. Der Löwenanteil wandert aber voraussichtlich in unsere Blaufränkisch Reserve, weil er die Sorteneigenschaften bestmöglich verkörpert.

Der Wein der ältesten Reben aus der Riede Hader ist nämlich zwar deutlich konzentrierter, besticht aber mehr durch seine Fülle als durch eine ausgeprägte Blaufränkisch-Typizität. Die ersten Anzeichen von Botrytis haben uns während der Lese bewogen, unsere besten Reben zuerst zu ernten und wenn man den Wein heute kostet, sind wir wohl mit mehr als dem (wie hier ganz unten zu lesen) befürchteten blauen Auge davongekommen.

Die teilweise Überreife der Trauben (ohne die negativen Auswirkungen von Botrytis) verleiht dem Wein allerdings eine besonders üppige, weiche Stilistik, die die Sorte erst auf den zweiten Schluck erkennen läßt. Im Blaufränkisch Reserve wird diese Charge daher den Goldberg II wohl nur ergänzen.

Dafür ist der Hader aber besonders gut für unsere geschmeidige Rote Trilogie geeignet. Normalerweise prägt der Zweigelt diese Cuvée, aber 2007 werden wir wohl den Blaufränkisch-Anteil etwas erhöhen. Deshalb reift der Hader auch zum Teil im neuen 800l-Faß und zum Teil in älteren Barriques.

Ein paar Monate haben die Weine aber noch Zeit, bis wir die endgültigen Entscheidungen treffen müssen. Blaufränkisch und Blaufränkisch Reserve kommen voraussichtlich im August oder September in die Flasche und die Rote Trilogie frühestens im November oder Dezember.

Das gibt uns Zeit, die Vorzüge und Schwächen der einzelnen Weine noch besser kennen zulernen.

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