Management by Chaos

Das ÖWI ist in Winzerkreisen schon seit längerem nicht gerade als Musterbeispiel für reibungslose Organisation bekannt. Geschichten wie diese dürften dieses Image auch in nächster Zeit wohl kaum ändern:

Am Mittwoch, dem 16. August erhielt ich um 13.17 Uhr eine E-Mail von einem führenden österreichischen Weinmagazin, das sich wie andere Weinmedien auch der ÖWI-Logistik bedient, um die Weinproben für seine Verkostungen zu sammeln. Diesen Service erbringt das ÖWI als Tochtergesellschaft der Österreichischen Weinwerbung ÖWM.

Wie 24 weitere Winzerkollegen auch wurde ich darin informiert, daß die von uns zur Verkostung angemeldeten Weine auch nach langer und mehrmaliger Suche durch das Personal des ÖWI nicht auffindbar seien. Obwohl das Weinmagazin daran keinerlei Schuld trägt, wird der Vorfall in der E-Mail bedauert und um eine neuerliche Zusendung der Weine für die am übernächsten Tag (!) stattfindende Endverkostung gebeten.

 

Was für ein Zufall, dachte ich mir. Da verschwinden von 25 Winzern jeweils zumindest drei Flaschen Wein, die in einem Zeitraum von mehreren Wochen unabhängig voneinander mit verschiedenen Paketdiensten, der Post oder Eigenzustellung an EINE Adresse geliefert wurden.

Natürlich ist es da naheliegend, daß alle 25 Winzer auf den fristgerechten Weinversand vergessen, alle damit betrauten Transportunternehmen mit ihren dutzenden Mitarbeitern die Pakete verschlampt, oder alle Endzusteller über mehrere Wochen die Weinpakete nicht zugestellt, sondern für den eigenen Bedarf verwendet haben. Ein Schelm, wer das für böswillige Verschwörungstheorien hält…

 

Kaum hatte ich auf die E-Mail moderat, aber durchaus in diesem Sinn geantwortet, trudelte um 14.31 Uhr, also nur eine gute Stunde später, die Aufklärung ein. Offensichtlich hatten zahlreiche Betroffene ihre Gedanken zum Verschwinden der Weine mit Nachdruck beim ÖWI deponiert.

Der zuständige Mitarbeiter, der während des Verschwindens der Weine auf Urlaub war, machte sich darauf hin auf die Suche und wurde schließlich im Keller des Hauses fündig. Dort hatte ein Kollege die Weine vor der Juni-Hitze in Sicherheit gebracht, diese Information aber offenbar für sich behalten.

 

Beruhigend, daß sich mit etwas Nachhilfe von Winzer-Seite letztlich doch der gesunde Menschenverstand durchgesetzt hat. Und das sich der zuständige Mitarbeiter nach seinem Urlaub schließlich sogar persönlich auf die Suche gemacht hat, obwohl zuvor schon die Mitarbeiter des ÖWI alles durchsucht (O-Ton) hatten. Aber auf den Gedanken Wein ausgerechnet im Keller zu suchen muß man aber auch erst einmal kommen.

 

 

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