Neben der von der Entstehungsgeschichte her vergleichbaren Sorte Rathay ist die Rotweinsorte Roesler der bislang letzte Zugang in der österreichischen Qualitätsweinsortenliste.
1970 als interspezifische (d.h. mit europäischen und amerikanischen Eltern- bzw. Großeltern) Sorte gezüchtet, verließ der nach einem früheren Direktor der Weinbauschule Klosterneuburg benannte Roesler vor rund 15 Jahren das Versuchsstadium und fand langsam seinen Weg in die Praxis.
Wie wahrscheinlich bei allen Züchtungen wurden damals große Hoffnungen in die neue Sorte gesetzt. Von Weinqualität und -stil wie beim Zweigelt war ebenso die Rede, wie von der enormen Frostresistenz und natürlich dem Hauptziel der Züchtung, der guten Widerstandskraft gegen die beiden Mehltauarten.
Eine echte Auspflanzungswelle hat es aber trotz großem Rückenwind durch den Rotweinboom dennoch nicht gegeben. Rund 160 Hektar sind heute mit Roesler bestockt, und ich liege wohl nicht ganz falsch, wenn ich behaupte, dass der allergrößte Teil davon nicht unter der Sortenbezeichnung, sondern in diversen Verschnitten vermarktet wird.
Wie sich nämlich mittlerweile gezeigt hat, ist es mit der Mehltauresistenz nicht all zu weit her, und die Roesler-Weine sind zwar nahezu unnatürlich schwarzblau gefärbt, weisen aber sonst keine besonders herausragenden Eigenschaften auf (wenn man vom mitunter dezent riechbaren Erbe der amerikanischen Großeltern absieht).
Aus diesem Grund wird der Roesler von den Farbfetischisten unter den Weinbauern gerne zum Aufpeppen anderer Rotweinsorten verwendet. Ob das aber reicht, um die Sorte nachhaltig (d.h. länger als eine Weingartengeneration lang) in nennenswertem Ausmaß zu erhalten wird sich zeigen.
Von den Neuzüchtungen der vorigen Generation mit ähnlichem Schicksal hält sich bislang nur der Blauburger relativ gut (was mich wirklich erstaunt), während der Goldburger bereits wieder in den Archiven der Ampelographen verschwunden ist, und die Jubiläumsrebe nie wirklich aus diesen herausgekommen ist.