Zugegeben, die Situation ist nicht neu. Aber sie bringt mich jedes Mal aufs Neue in eine ganz eigenartige Befindlichkeit. Eine paradoxe Mischung aus nervöser Spannung und freudiger Erwartung.
Den aktuellen Anlaß liefert das (deutsche) Winzerblogger-Urgestein Thomas Lippert. Wie er hier ebenso freundlich wie treffend beschreibt, geben wir Blogger im Lauf der Zeit so einiges über uns preis.
Das führt dazu, daß sich die regelmäßigen Blog-Leser natürlich ein Bild von dem Menschen hinter den Zeilen machen. Und in meinem Fall wohl auch von den Weinen hinter dem Menschen hinter den Zeilen.
Ähnliches passiert natürlich auch, wenn man so wie ich regelmäßig in den verschiedenen deutsch(sprachig)en Weinforen schreibt, umso mehr als man als Weinbauer dort einer ganz raren Spezies angehört. Und auch manche Teilnehmer der Weinseminare, die ich nebenbei freiberuflich für die Weinakademie Österreich halte machen sich so ihre Gedanken.
Kurz gesagt: In einigen weininteressierten Köpfen existiert eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Vorstellung, wie meine Weine wohl schmecken, ohne sie jemals probiert zu haben.
Das ist noch nicht weiter ungewöhnlich, denn mit vielen bunten Inseraten wäre für gutes Geld ein ähnlicher Effekt zu erzielen. Spannend ist es in meinem Fall aber deshalb, weil es mir beim Bloggen, Forumsdiskutieren und Vortragen gar nicht darum geht, ein bestimmtes Bild zu transportieren.
Und weil ich keine besondere Strategie dabei verfolge, ist es für mich auch nur schwer einzuschätzen, welche Schlüsse auf die Qualität und den Stil meiner Weine aus welchen Aussagen getroffen werden. Wagt dann jemand, der meine Weine nur „virtuell“ kennt die Probe aufs Exempel und verkostet sie im richtigen Leben, ist es jedes Mal aufs Neue eine interessante Erfahrung zu erleben, wie Eigen- und Fremdwahrnehmung aufeinanderprallen.
Viele dieser Erlebnisse passieren nicht öffentlich, aber einige sind auch in den Weiten des WorldWideWeb verewigt. Manche waren weniger erfreulich, aber die meisten sind durchaus positiv. Und bei dieser Verkostung (Posting Nr. 7 vom 25. 7. 2007 und die folgenden) wäre ich gerne selbst dabei gewesen. (Sorry Felix, mein versprochenes Statement hat bisher irgendwie nicht sollen sein.)
Bei mir ist es fast umgekehrt: Ich kenne am ehesten den Wein (wenn auch in bescheidenem Verkostungsumfang, da die aufwändigeren Produkte noch nicht auf unseren „täglichen“ Mittagstisch gefunden haben), aber werde nun immer interessierter an der dahinterstehenden Persönlichkeit – vielleicht ist es da so wie beim Wein selbst, dass nämlich die Komplexität des sprachlichen Ausdrucksvermögens erst im „langen Abgang“ die Vielschichtigkeit der Person erahnen lässt…. Also nochmals Dank für Dein reichhaltiges Weblog, dass mich immer wieder mitten im Arbeitsalltag für kurze Zeit ins mittlerweile geliebte Mörbisch versetzt – wir werden hoffentlich schon die Weihnachtsferien vor Ort verbringen können – vielleicht ergibt sich ja ein kleines Pläuschchen zwischen den Feiertagen(bei aller Faszination des virtuellen Mediums hat die Unmittelbarkeit doch etwas Uneinholbares). Liebe Grüße: Erwin