Vor allem die Köchinnen und Köche des Landes warten jeden Herbst erneut auf die Ergebnisse der großen Gastronomieführer. Schließlich kann ein Punkt oder Stern, eine Haube oder Krone mehr oder weniger spürbare Auswirkungen auf den Geschäftsgang haben.
Anders als die Spitzengastronomie werden wir Winzer das ganze Jahr über getestet, bewertet, gelobt und verrissen. Zumindest dann, wenn wir uns diesem Spiel nicht ganz entziehen können oder wollen und bei den immer zahlreicher werdenden Verkostungen (meist auf unsere Kosten) Weine einreichen.
Zum Glück spielen wir nicht in der obersten Promi-Liga und können uns daher leisten, die eine oder andere Verkostung auszulassen. (Möglicherweise ist es aber auch umgekehrt: Wir erlauben uns, da oder dort nur geringfügig oder gar nicht teilzunehmen und zählen deshalb nicht zur obersten Winzer-Prominenz.)
Der Aufwand für die Logistik, die Versandkosten und natürlich der Wert der benötigten Probeflaschen ist nämlich für einen Betrieb unserer Größenordnung kaum noch tragbar und steht auch kaum in Relation zum Werbeeffekt. Der stellt sich nämlich spürbar nur dann ein, wenn man eine absolute Spitzenplatzierung erreicht. Und für die braucht es auch bei der seriösesten Verkostung eine gehörige Portion Glück.
Davon dürften wir bei den Verkostungen für die brandneue Ausgabe des A-la-Carte-Guide 2008 (der wie fast alle Gastro-Führer auch einen Weinteil hat) etwas mehr gehabt haben, als in den vergangenen Jahren.
Sowohl im Guide 2007 als auch im 2006er wurden nämlich einige unserer Weine eher mäßig beschrieben, während sie von anderen Wein-Profis durchwegs bessere Noten erhielten. Beim Cabernet 2004 reichte es trotz 87 A-la-Carte-Punkten im Sommer sogar zum Falstaff-Sortensieg im Herbst. (Hier habe ich übrigens über die Bewertungsunterschiede beim Cabernet 2003 und 2004 schon einmal berichtet.)
Wie bei fast jeder Verkostung werden auch im A-la-Carte-Guide 2008 unsere Weine sehr wohlwollend (wenn auch mit einigen Wortwiederholungen) beschrieben, erhalten aber weniger Punkte, als manch anderer Wein mit wesentlich kritischeren Tönen. Trotzdem freue ich mich über folgende Ergebnisse:
Mörbisch Weiß 2006, 91 Punkte
Wunderschöne, feine, ganz dezent holzumspielte Nase; wunderschön klare, feine Frucht, diskretes Holz, sauber, frisch und klar.
Süße Auslese 2006, 91 Punkte
Feine, klare, reduktive (im positiven Sinn) Nase; ganz zart kommt der Traminer mit seiner traubigen Aromatik, fein integrierte Süße (83 g), wunderbar klar und frisch.
Chardonnay Duett 2006, 90 Punkte
Feine Fülle, saftig-spritziger Biss, hübsche Aromatik, sehr sauber, frisch, klar und animierend.
Ahonfi 2005, 89 Punkte
Zarte Sandplatzwürze, auch deutlich jugendliche Elemente; saftig-herzhaft-kerniger Biss, nervige Säure, straff und solid.
Cabernet Sauvignon 2005, 89 Punkte
Rauchige Fülle, guter Biss, saftig und knackig, klar und fein; herzhafte Fülle, eher leichtergewichtig, aber dennoch sehr saftig und solid.
Übrigens: Der Kinofilm Ratatouille besticht nicht nur dur äußerst liebevoll gezeichnete Charaktere aus der Welt der Haubenköche, sondern auch durch einige gut platzierte Seitenhiebe auf den Mikrokosmos der Gastronomiekritik. Absolut sehenswert!!!
Hallo Bernhard,
das glaube ich gern, daß der Aufwand bei Weinverkostungen mit zu machen bei einem Betrieb wie deinem sich kaum rechnet. Dazu müsstest du halt ein kleines Fäßchen „Blenderwein“ kreieren, damit auch die Journalisten, die oft zig Proben an einem Tag vornehmen, auf deinen Wein aufmerksam werden… Am tollsten finde ich dann immer, wenn diese sog. Journalisten dann lauthals propagieren, daß der Wein eigentlich viel zu billig sei, siehe deutscher Riesling und die Töne von Mario Scheuermann. Nix zahlen zu müssen für den Wein, und dann zu postulieren, der Wein sei zu billig, finde ich einfach nur billig… Geh deinen Weg weiter, und schiele nicht zu sehr nach den Bewertungen der mehr oder weniger kompetenten Weinschreiberlinge.
Viele Grüße, Werner
Lieber Werner Lichtenberger,
wenn wie schon bei „billig“ sind: Das Einhauen auf „sog. Journalisten“ ist auch billig, Differenzierung ist vielleicht nicht Ihre Stärke. Blenderweine kommen bei Blenderjournalisten an, bei den anderen nicht. Und wenn sich Kollege Scheuermann über die niedrigen Preise mancher Weine aufregt, dann hat er durchaus weit gehend recht. Übrigens: Wenn ich Weine zur Bewertung zugeschickt bekomme, dann werden die professionell verkostet, meist morgens zwischen 10 und 12, und anschließend in 99 Prozent der Fälle weggeschüttet. Es ist kaum möglich, Verkostungsweine zu genießen, also geht Ihre Kritik mit „nix zahlen zu müssen“ am Thema vorbei.
Wo ich Ihnen aber beipflichte: Gute Bewertungen in Weinführern sind wichtig – aber man sollte sie nicht überbewerten.
Herzliche Grüße