Kaum weicht die leise Verunsicherung und ich fange ich an, mich mit dem Jahrgang anzufreunden, da ziehen im wahrsten Sinne des Wortes dunkle Wolken am Horizont auf. Aber der Reihe nach:
Mittlerweile ist der gesamte Muskat Ottonel im Keller, die bessere Hälfte des Grünen Veltliners, die Hälfte vom Welschriesling, zwei Drittel vom Zweigelt und der erste (und beste) Pinot blanc. Die Trauben sind gesund, sehen reif aus und schmecken auch so.
Im Unterschied zu den nicht ganz unähnlichen Hitzejahren 2000 und 2003 ist der Zuckergehalt der Trauben heuer etwas geringer, der Säuregehalt bei manchen Sorten nicht ganz so niedrig und der pH-Wert bei allen Sorten tiefer (was bedeuten könnte, daß auch Weine mit relativ wenig Säure durchaus „lebendig“ schmecken).
Heute haben wir die Lese bereits mittags beendet, und ich habe den Nachmittag genützt, um mir die noch nicht gelesenen Weingärten anzuschauen. Trotz des ergiebigen Regens vorige Woche und diesen Donnerstag sind die Trauben in einem hervorragenden Zustand und warten geradezu darauf gelesen zu werden. Pinot blanc und Chardonnay ebenso wie der Welschriesling und sogar der Blaufränkisch ist schon ziemlich weit in der Entwicklung und steht bei 18 bis 19 °KMW!
Aber während die Wetterprognosen noch vorgestern eine zwar kühle, aber relativ sonnige und weitgehend trockene Woche vorausgesagt haben, ist der heutige Wetterbericht für die nächsten Tage kein Grund zur Freude: Ab Dienstag soll es naß, kalt und stürmisch werden.
Selbst wenn die Prognose zutrifft und es die Regenfront tatsächlich bis ins Burgenland schafft (was häufig nicht oder nur sehr abgeschwächt der Fall ist), wäre aber der Jahrgang noch lange nicht verloren. Wenn wir am Montag noch den ganzen Tag lesen können, ist der empfindliche Zweigelt komplett abgeerntet und auch den Chardonnay würden wir wohl noch schaffen.
Die verbleibenden Trauben werden bei dem prognostizierten Wetter zwar kaum besser, wohl aber auch nicht so schnell um so vieles schlechter. Es gibt bislang kaum Fäulnisherde in den Trauben, von denen eine Masseninfektion ausgehen könnte, und die niedrigen Temperaturen entsprechen auch nicht unbedingt den Vorlieben des Botrytis-Pilzes.
Wobei in dieser Prognose natürlich ein gehöriges Maß an Zweckoptimismus steckt…
ich drück ganz ganz fest die daumen, so dass sie schön rot werden und das blut im nagelbeet sichtbar ist 🙂