Traubenreife aktuell

Seit den Messungen vom vorigen Sonntag ist eine Woche mit warmem bis heißem Wetter und praktisch ohne Regen vergangen, und es war gestern wieder an der Zeit, die Reifeentwicklung einiger Weingärten unter die Lupe zu nehmen:

Pinot blanc Ried Wieser I: +15 °KMW
(5 Jahre, sehr gute Lage, hoher Ertrag)

Pinot blanc Ried Wieser II: 17 °KMW – pH 2,95 – Säure 8,7 g/l
(29 Jahre, sehr gute Lage, niedriger bis mittlerer Behang)

vor einer Woche am 12. 8.: 15,5 °KMW – pH 2,90 – Säure 11 g/l

Chardonnay Hofwiesörter: +18 °KMW – pH 3,0 – Säure 8,8 g/l
(18 Jahre, mittlerer Ertrag, gute Wasserversorgung)

vor einer Woche am 12. 8.: 17 °KMW – pH 2,90 – Säure 10,2 g/l
vor zwei Wochen am 5. 8.: +15 °KMW

Grüner Veltliner Goldberg: 15,5 °KMW – pH 3,10 – Sre 8,5 g/l
(dieser Weingarten, sehr gute Lage, hoher Ertrag)

Zweigelt Ried Wieser: 17 °KMW – pH 3,20 – Säure 6,6 g/l
(9 Jahre, auf mittleren Ertrag ausgedünnt, etwas trocken)

vor einer Woche am 12. 8.: 15,5 °KMW
vor zwei Wochen am 5. 8.: 15 °KMW

Mittlerweile sind auch die offiziellen Stellen in Sachen Reifemessungen aktiv geworden. Die Werte der Weinbauschule Klosterneuburg und die des Bundesamtes für Weinbau in Eisenstadt
von Weingärten aus allen Weinbaugebieten sind wie immer etwas niedriger als unsere, weil offenbar auch weniger sorgfältig gepflegte Weingärten untersucht werden. Aber sie geben die Entwicklung der wichtigsten Reifeparameter doch recht anschaulich wieder.

3 Gedanken zu „Traubenreife aktuell“

  1. Heute Montag habe ich weitere Weingärten untersucht, die gut ins bisherige Bild passen:

    Traminer Ried Hüttensteiner: 16 °KMW
    (10 Jahre, leichter Boden, für Traminer relativ guter Ertrag)

    Welschriesling Ried Goldberg: +14 °KMW
    (16 Jahre, von einem Kaltluftstrom aus der Wulkaebene beeinflußt)

    Welschriesling Haidacker: 15,5 °KMW – pH 3,0 – Säure 9,5 g/l
    (26 Jahre, sehr sandiger Boden, hoher Ertrag)

    Grüner Veltliner Birnheide: -15 °KMW – pH 3,10 – Säure 7,1 g/l
    (8 Jahre, teilweise Trockenstreß)

    Pinot blanc Haderwald: -17°KMW – pH 2,95 – Säure 8,8 g/l
    (15 Jahre, kühlere, trockene Lage)

    Messung vor 8 Tagen am 12. August: 15°KMW

    Zweigelt Goldberg: 16,5 °KMW – pH 3.25 – Säure 6,9 g/l
    (6 Jahre alt, gute Lage, ausgedünnt auf mittleren Ertrag)

  2. Bernhard,

    bemerkenswert niedriger pH-Wert des Pinot Blanc im Haderwald dafuer, dass es der momentan zuckerreichste Most ist (vgl. mit dem Welschriesling, der seine 9.5 g/l besser abpuffert, trotzt sandigen Bodens). Ist das immer so (eben durch die kuehle und trockene Lage), oder ist das ein Messfehler?

    Cheers,
    Ollie

  3. Hallo Ollie,

    es ist schön, wenn jemand wie du knifflige Fragen stellt. Weniger schön ist allerdings, daß ich sie nicht beantworten kann 😉

    Die Sache mit dem pH-Wert ist (nicht nur) für mich etwas mühsam. Seit einigen Jahren messe ich zwar nicht nur die titrierbare Säure, sondern auch den pH, aber wirklich umgehen kann ich damit noch nicht.

    Meist laufen Säure und pH-Wert ja ziemlich parallel. Was man aus Ausnahmen wie dieser lernen kann, ist mir noch nicht ganz klar.

    Der niedrige pH-Wert des Pinot blanc vom Haderwald hat auch mich wirklich überrascht. Beim Verkosten der Trauben (vor dem Messen) wirkten die Trauben so reif, aromatisch und zucker-säure-harmonisch daß ich sie von wenigen extremen Schattentrauben abgesehen für lesereif gehalten hätte.

    Wenn wir mal einen groben Meßfehler ausschließen, dann glaube ich nicht, daß es an der Lage liegt. Eher schon an der Sorte(ngruppe), denn die im Moment tatsächlich zuckerreichsten Trauben, Chardonnay, liegen noch 1 °KMW höher aber auch erst bei pH 3,0. Ebenso der Pinot blanc vom Wieser (unser aligoter Klon 😉 ), der bei 17 °KMW auch pH 2,95 hat.

    Pinot blanc und Chardonnay sind Sorten, die ihren Säuregehalt während der Reife vergleichsweise lange erhalten, weshalb sie gut in unser Klima passen. Als das noch modern war (und wir etwas zu früh geerntet haben), gab es auch schon mal Weine mit über 13,5% natürlichen Alkohol bei einem Säuregehalt zwischen 8 und knapp 9 g/l. Frag mich aber nich nach dem pH…

    Wenn ich so meine Aufzeichnungen der letzten Jahre durchblättere, dann zeigt sich eigentlich immer das gleiche Bild: Pinot blanc und Chardonnay haben am gleichen Tag zwei oder drei °KMW mehr als z.B. Grüner Veltliner oder auch Welschriesling aber relativ unabhängig von der Lage einen ähnlichen oder sogar niedrigeren pH-Wert.

    Das ist aber jetzt nur so eine Theorie von mir. Unser Berater meinte vor ein paar Tagen, daß sich aus dem heurigen Verhältnis von pH-Wert zu titrierbare Säure ein vergleichsweise niedriger Äpfelsäuregehalt herauslesen läßt. Als er das gesagt hat, war ich mir für einen Moment lang sicher, es wirklich verstanden zu haben. Aber schon heute kann ich es dir nicht mehr erklären.

    Wenn du etwas zu dem Thema recherchieren kannst, laß es mich wissen.

    Grüße

    Bernhard

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