Das Thema
Nach der Organisation der Premiere durch den Winzerblogger Thomas Lippert stammt das Thema für die zweite deutschsprachige Wein(blog)rallye von Weinverkostungen.de-Blogger Thomas Günther und lautet sinngemäß:
Ein Weißwein (oder mehrere) unter 10 Euro, an den man sich gerne erinnert und von dem man der Meinung ist, daß man ihn unbedingt verkostet haben sollte. Damit die Leser dieser Empfehlung auch folgen können, wenn sie das wollen, sollte der Wein noch erhältlich sein.
Wie bereits beim ersten Mal wird hat der Weinrallye-Organisator auch diesmal eine Zusammenfassung aller Rallye-Beiträge samt Links in seinem Blog veröffentlicht, die nicht nur die Vielfalt an Must-Taste-Weißweinen darstellt, sondern auch die unterschiedlichen Stile und Blickwinkel der verschiedenen deutschsprachigen Weinblogs.
Die Auswahl
Auch diesmal ist mir die Auswahl nicht wirklich leicht gefallen. Zwar gibt es natürlich auch für uns Winzer genügend Weine die wir nicht selbst gekeltert haben, aber trotzdem für ein Must-Taste halten. Aber bei genauerer Prüfung habe ich leider feststellen müssen, daß fast alle davon entweder rot sind, oder mehr als 10 Euro kosten.
Um trotzdem nicht (nur) über die eigenen Weine zu schreiben, habe ich keinen konkreten Wein, sondern eine Sorte bzw. Weinart gewählt, die die Vorgaben meiner Meinung nach recht gut erfüllt.
Muskat Ottonel im trockenen Ausbau
Der Muskat Ottonel ist wahrscheinlich eine Kreuzung einer der vielen Muskat(eller)-Sorten mit der Sorte Gutedel.
Die Sorte ist bereits seit langem im Burgenland und in Ungarn verbreitet (sowie neben anderen Muskat-Sorten auch im Elsaß) und erreichte ihre bisherige Hochblüte in den 1960er und 70er-Jahren. Damals hatte der Mörbischer Muskat einen besonders guten Ruf, was sicherlich auch auf die verhältnismäßig große Anbaufläche der Sorte in Mörbisch zurückzuführen war. In manchen Betrieben war der Muskat Ottonel sogar die Hauptsorte, obwohl er im Anbau nicht unproblematisch ist und sehr stark schwankende Erträge liefert.
Den Geschmacksvorlieben der Zeit entsprechend waren die Muskat-Weine der damaligen Zeit stark von Restsüße und einem kräftigen Alkoholgehalt geprägt, was die Weine (gemeinsam mit den damals üblichen hohen SO2-Dosen) sehr lagerfähig, aber für heutige Gaumen auch sehr sättigend macht.
Der radikale Wandel nach dem Weinskandal von 1985 führte zu einem starken Rückgang der Rebfläche. Aromatische Rebsorten waren „out“, und Restsüße sowieso. Praktisch alle Winzer reduzierten ihre Flächen, weil der Wein als altmodisch galt und nur noch von traditionsbewußten Stammkunden nachgefragt wurde. Manche Betriebe gaben die Sorte überhaupt auf, und wandten sich später dem Sauvignon blanc oder dem Gelben Muskateller zu, als es Ende der 1990er-Jahre wieder modern wurde, aromatische Weine zu trinken.
Relativ wenige Winzer wagten eine völlige Neuinterpretation der Rebsorte als trockener, aromatischer Wein, der dank seines niedrigeren Säuregehaltes immer etwas charmanter und weicher wirkt, als der ähnlich duftende Gelbe Muskateller.
Das hat sicherlich auch damit zu tun, daß der Muskat ob seines niedrigen Säuregehaltes dazu neigt, im Abgang etwas rustikal zu wirken. Ein paar Gramm Restzucker können diesen Makel wunderbar kaschieren, der bei trockenen Weinen, die nicht feinfühlig genug gekeltert wurden gnadenlos zu Tage tritt. Restsüße Muskat-Weine wirken außerdem meist etwas intensiver im Duft, was bei dieser Sorte für viele Weinfreunde ein wichtiges Kriterium darstellt.
Auch ich bin der Sorte jahrelang skeptisch gegenübergestanden. Ein Abschied vom Muskat stand damals auch in unserem Weingut durchaus im Raum, zumal er auch in Bestform keine Sorte für „große“ Weine ist. Im neuen, eleganten Kleid des trockenen Ausbaues habe ich mich aber in die Sorte verliebt, und damit ist sie für mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein absolutes Must-Taste.
Der Wein
Gute trocken ausgebaute Muskat-Weine verbinden die faszinierende, „süß“ wirkende Aromatik dieser Sortengruppe mit der Transparenz und Frische von trocken ausgebauten Weinen. Dabei wirken sie durch ihre vergleichsweise milde Säure trotzdem charmant und schmeichelnd.
Ihr Aroma ist naturgemäß sehr ausgeprägt, dabei aber nicht eindimensional oder gar penetrant. Holunderblüten, süße Früchte, Zitrusaromen, aber auch Gewürze wie Kümmel und Rosmarin sowie Tannennadeln kommen sehr häufig vor.
Die meisten trockenen Muskat-Weine sind eher leicht in Körper und Alkohol, weil die Trauben früh gelesen werden, um genug Säure und Frische für diese Ausbauart zu bewahren. Trotzdem haben die Weine nach meiner Erfahrung durchaus ein gewisses Lagerpotential von drei bis fünf Jahren. Dabei legen sie zwar einen Teil der jugendlichen Frische ab, gewinnen aber dafür an Komplexität und Würze.
Die burgenländischen Muskat Ottonel´s, die ich kenne, kosten alle unter zehn €uro. Gute Weine habe ich schon von den Kollegen Tremmel, Tinhof und Juris/Stiegelmar verkostet, aber es gibt sicherlich noch einige weitere zu entdecken.
Und unserer ist natürlich auch nicht zu verachten 😉
Hi Bernhard,
da warst Du jetzt zu bescheiden. Du hast einen ultimativen Must Taste in Deinem Sortiment – Mörbisch Weiss. Vor allem deswegen, weil Dir bei einer Blindprobe jeder vorwerfen würde, Du hättest gegen die Spielregeln verstossen. Denn dass ein solcher Wein unter 10 € zu haben ist, kann ich immer noch nicht glauben 😉
cheers
Felix